Samstag, 23. Dezember 2017

Die Furche

Einer der furchtbarsten wiederkehrenden Träume meiner Kindheit hatte sogar einen Namem:
Die Furche. Er begann mit einer gewittrigen Lichtstimmung, der Horizont wurde dunkel
und fing an, in einem fahlen Violett zu leuchten. Die Uhren blieben stehen, eindrücklich
vor allem eine große Turmuhr mit nur einem Zeiger (wo auch immer ich das gesehen hatte als Kind). Die Menschen gerieten in Panik, liefen in die Häuser, banden sich Schnüre um den Leib oder
zogen Bleischuhe an. Dann kann ein feiner Nebel, eher ein Aerosol, begleitet von einem feinen, unharmonischen elektronischen Sirren und Brunmen in der Luft, wie ich es später bei Ligeti hörte. Und schließlich das Grauen: Alles,,was nicht fest mit dem Boden verbunden war, driftete langsam und mit großer Energie, die ich fühlen könnte, nach oben. Gen Himmel. Ganz langsam. Und ganz still. Es war die Stille eines namenlosen Entsetzens. Ich glaube, dass dieser Traum einer der Gründe ist, warum ich gelernt habe, schlimme Träume zu beenden oder neu zu skripten. Ich hatte diesen Traum noch als Jugendlicher.
Mann stelle sich meinen Schrecken und mein tiefes Erstaunen vor, als ich zum ersten Mal die schwebenden Männer von Magritte auf seinem Bild “Golconda” sah. Er hat den tiefsten Schrecken meiner Kindheit gemalt: die Furche.