Donnerstag, 31. August 2017

Ente

eine ente steht
am ufer des teichs
wie ich am tagesrand.
ihr entenstarrer blick
gleitet über das wasser.
die fische fürchten sich nicht
und die alte weide winkt verstohlen.
ein fahles licht summt um alles herum
die mücken tanzen nicht mehr
kein lüftchen krault das Wasser.

mit einem leisen "quack" zerbricht sie das bild
sie watschelt davon
ohne jegliche würde.


Mittwoch, 30. August 2017

Das Scheitern jeglicher Poesie

der salat war poetisch:
ein wahres gedicht.
ätherische blätter streichelten sanft
keile von gurken,
das heiße radieschen loderte ein wenig
unter dem geschmeidigen öl.
vielfarbige Kräuter raunten
von fernen landen,
und sesam öffnete gaumig
aladins wunderhöhle.
feta sprach zu mir
in der vokaligen zunge homers.
leider liegt er mir
episch im magen
und gurgelt
prosaische fürze.

Dienstag, 29. August 2017

sonne und zeit

der süssliche rauch der shisha
die gemächlich glühenden kohlen
das träge gewirbel der menschen
die steinerne wüste der stadt
auf dem schoß unsterbliche verse
die singen von al-Andaluz
es braucht nur die sonne
für orient im okzident
in diesem licht
sind alle frauen schön
und alle männer voll eleganz
aschschamsu wa 'l-waqtu
sonne und zeit.

Sonntag, 27. August 2017

Sommernacht XIII

der mond gibt sich mondisch
als hätte er Eichendorff gelesen.
die lauen lüfte zitieren
wer weiß was.
selbst der sommer
macht mächtig einen auf Rilke.
vergeblich.
schon bald wird aus zitieren zittern
und der mond wird
über laublosen wäldern
eisige lippen küssen.

Erbe

Mein Vater war Schmied
mein Großvater auch.
Feuer und Eisen und Schweiß
und Tiere und Bauern
füllten ihre Geschichten
endlos und wieder und wieder und wieder erzählt
am abendlichen Leuchtstoffröhrenlagerfeuer.
Mein Vater kommt aus dem Osten
mein Großvater auch.
Krieg und Krieg
und Flucht und Flucht
füllten ihre Gesichter mit Bitternis
die ohne Rache seltsam sanft
als schwarzer Ton die Erzählungen führte.
Und ich sitze hier
meine Mädchenfinger halten den Stift
und Bücher erzählen mir
mein Leben.


Samstag, 26. August 2017

Verstummen

Das wäre mal ein verstummen
dass keiner mehr fragt
ob einer noch fragen hat.

Das wäre mal ein verstummen
dass selbst die bäume lauschten
und das gras zu wachsen vergäße.

Es wäre ein verstummen
drückender als der luftleere Raum
lastender als die plappernde zeit.

Es wäre ein verstummen
aus dem man hörte:
nun sprich.

Es wäre das verstummen
des letzten tages
ein verstummen vor glück.

Es wäre das verstummen
vor dem aufbrausenden jubel.

gewittermorgen

im gespaltenen licht
einer blutenden sonne
tröstet der einfach so
fallende regen

Bücher

Die Bücher glotzen mich an
als wäre ich ihnen etwas schuldig.
sie wissen eben nichts vom grab.
die altpapiertonne ist keine option.
ihr stolz ist unerträglich
und ihr schweigen
nichts als ein vorwurf
als wären wir verheiratet.
wer gab ihnen diese macht
wie wurden aus bücherregalen
bedrohlich flüsternde wände?
endet wirklich
jede liebe
in der verstörung?



Freitag, 25. August 2017

Überfall

die wörter sind nicht meine freunde
denn freunde fallen mir ins wort
die Wörter aber fallen mir ein,
sie fallen ein in die bildlosen ströme
sie fallen ein wie marodierende banden
die aber nicht rauben, sondern füllen,
füllen mit wörtern und worten,
mit kraftvollen, röchelnden wörtern,
lebenden, sterbenden,
sie sind meine freunde nicht
denn meine freunde atmen.

Donnerstag, 24. August 2017

Kammerkonzert in der Provinz

ich schreibe sicher nicht
das tausendste gedicht
über brahms und die musik
und reime sicherlich nicht "glück"

ich schreibe nicht von den fregatten
die  müde männer bei sich hatten
und toscadüfte brachten,
verklemmt und künstlich lachten.

ich schreibe nicht von strahlenden Talenten
von hochbegabten geigenden Studenten
und deren frischem dudelmut
mit rauschebart und hipsterhut.

ich schreibe hier nur eine zeile:
ich hatte keine langeweile.


krisenhonig

ich fliege wie von blüte zu blüte
von gedicht zu gedicht
und sauge den nektar der wörter
bestaubt von den sinnpollen, gedankenschwer.
verschlossen ist mir der bücherwald
romangebirge unbesteigbar
das endlose geplapper des kinos
trübt mein auge
bleibt noch musik
als tapete
über die das zerfaserte auge streicht
und die hoffnung
es möge irgendein honig draus werden.
(bekloppte metapher: ich finde honig eklig.
aber wer nicht lesen kann, muss schreiben.
die schrift kommt vor dem sinn, danke,
derrida)

Mittwoch, 23. August 2017

Sommerabend X

es riecht schon modrig
herbstkälte scheuert unter dem hemd
frühes dunkel frisst den tag
und du sitzt traurig da
trägst kummer
um einen sommer
der sein eigenes licht nicht erblickte.
was regts die milliardenalte erde
mir aber ist es
ein sommerloses jahr
denn ich bin einer von denen
die sterben.

simple truth

Auf diesem Planeten werden Menschen "hingerichtet". Mehr müsst ihr eigentlich nicht wissen, liebe Aliens.

Mittagsdämon im Büro

Noch gar nicht gegessen
    doch schon drückt die kommende nacht auf die augen.
von ferne klappern die tastaturen
    und telefone bimmeln asynchron.
der magen nörgelt vernehmlich
    geschwollen fühlen sich die finger an,
immer tiefer versinkt der hintern im stuhl.
    weit entfernt von achaias gauen
     ergreift mich der mittägliche schauer
     vor der vernichtenden kraft
     der lebenspendenden sonne
der große pan tanzt vor den augen
und füllt alle adern mit blei. 

Dienstag, 22. August 2017

Höllisches Dilemma

Wenn es die Hölle gibt, dann ist es fahrlässig, nicht von ihr zu reden.
Wenn es sie nicht gibt, aber auch.

Calvinistischer Webfehler

Der Versuch, keine Zeit zu verschwenden, ist Zeitverschwendung.

Occams razor

Ich hatte immer Angst, völlig verrückt zu werden. Bis ich begriff, dass die wirklich Verrückten gar Nichts davon merken. Dann hatte ich nur noch Angst, ein bisschen verrückt zu werden. Bis ich merkte, dass es gar keine Normalen gibt. Jetzt habe ich nur noch einfach so Angst. Viel besser!

Montag, 21. August 2017

Sonnenfinsternis

der neidische mond
(in vielen sprachen: die mondin)
raubt der strahlenden sonne
(in vielen sprache ein Kerl)
für ein paar sekunden das licht.
es wird kurz nacht am tag.
seit millionen jahren programmiert.
niemand macht hier war was.
hier geschieht etwas
vollkommen ohne bedeutung
es meint nichts und
niemand meint hier was.
nur der elektrische eiweißklumpen
ahnt mehr, als er sieht.
er lügt sich halt darüber hinweg
dass er auch nur
irgendwie staub ist.
kalter staub zudem
verglichen mit dem hitzefest der maßlosen sonne
kälter noch
als der mond.

Morgenmuffels Spruchweisheit

die helle sonne bringt's an den tag
dass ich nicht an den tag gebracht werden will.
das gold im mund
hindert sprechen und essen.
der frühe wurm
kann gelassen seines weges ziehen,
die  spinne am morgen
muss nicht nerven.
der frühtau bleibt unberührt.
der kaffee darf
im mund.

Sonntag, 20. August 2017

Angewandter Journalismus

Die fliege an der wand
ahnt kein unheil.
apokalyptisches ist ihr fremd.
sie wird keine zeit haben
sich zu wundern.
Die zeitung ist schon gerollt.
So verbreitet gedrucktes
auch ungelesen schrecken.
dabei ist es bloß
das feuilleton.

Aufklärung

Der Kaiser verkauft seine neuen Kleider. Wie man hört, muss der Laden wegen des großen Andranges vorerst geschlossen werden.

Twittergedicht

ich soll was über twitter "dichten"?
dann sage ich mal
facebook ist prosa
twitter ist lyrik
beide sind nicht wahr
sondern nur real
da kann keiner dichten
nur faseln.
zieh den stecker
und du begreifst
was ungedrucktes ist
wie ein furz
raumfüllende Blähungen
lüften hilft
da bleibt nichts
außer vielleicht scham.

nachthymnus II

wieder preise ich die nacht
die wüste des Tages
wo Gott unter uns platz nimmt
und wir seinen gebeten lauschen
das ewige gespräch
das die welt spricht
als  traum.
was sonst soll ein gebot sein
wenn nicht inständige bitte
des vaters, den erben nicht zu töten
und den geist nicht zu dämpfen.
wo liebe ist
ist strafe nicht
sondern zärtliche Vergeltung
in nächtlicher güte
beschämung nicht und auch nicht verkrümmung
und auch nicht geradebiegen
umhüllung vielmehr
schurze aus worten
die nur nachts
in die furchtsamkeit leuchten
wenn die götzen an die macht wollen
und gott
unter uns platz nimmt
in der wüste des tages
der sonnenharrenden nacht.

Samstag, 19. August 2017

schlaflos

das schlafschiff hängt im hafen fest.
zu hoch die tageswellen
und die flut,
das steuer festgerostet
gaukeln am horizont
hirngewitter verschwommene inseln des glücks
in fetzen nur erinnerungen
schon morgiges, kümmernisse,
brackwasserdunst unerledigter taten
klebt an den planken
brennende augen starren ins dunkel.
niemand lichtet den anker.

Freitag, 18. August 2017

reimschleim

der schleim-reim "reim-schleim"
schleimt sich in meine reime ein.
das muss ich untersagen!
nun will er mich verklagen.

konkretionen

wörter sind keine waffen
mit versen kann keiner in eine menge rasen
und noch die geredetste rede
fordert einspruch der lebenden.
verwechselt nicht tod und schmerz
mit ihren masken
schüttelt die lüge ab
und liebt eure leiber.

Poesie des wesentlichen.

heller als die beachtliche sonne
und der träumende mond
leuchtet ein prachtvoller arsch.

(Sorry, Frau Bachmann).

Donnerstag, 17. August 2017

lärm, lider

ich will das alles gar nicht hören
geschrei von tod und glück
und vom sand im auge des schreibers.
der die feder führt
fliegt schon auf den schwingen der täuschung
und die ein bild malt
färbt schon die träume.
ich will das geschrei gar nicht hören
die wahrheit ist nämlich ein hauch.
befehl an die evolution:
gib meinen Ohren, wie augen,
verschließbare lider.

hoffen?

Gib mir drei tage wartens
in unerfüllter zeit
der mittelpunkt des gartens
macht dir die arme weit

und du empfängst das ungezeugte
ewig irgendwie bereit
als ob das weltall sich verbeugte
vor deiner eitelkeit.

nimm von den schönen früchten
entfessele dir gier
verbrenn dein herz in süchten
geh fort. Ich bleibe hier.

ich halte stete wache
am ufersaum der zeit
und was ich immer mache:
ich mach die arme weit.

augen brechen alle tage
hunger wollen sie nicht sehn
gedärme heben keine klage
die alten narben werden gehn.

am ende wird aus allem staub.
das ist die große plage.
nichts ist geliehen, alles raub.
tod ist antwort, nicht die Frage.








Der Antichrist

Es scheint, als habe jede Epoche ihr eigenes Modell des Antichristen.
Im 18. Jahrhundert klärte uns die Guillotine über die Aufklärung auf;
das 19. Jahrhundert war geprägt von land- und machthungrigen Eroberern,
das 20. zeigte uns Menschenschlächter.

Jetzt aber erscheinen die Idioten und bizarren Trolle die Maske des Antichristen zu tragen - ich halte die für besonders gefährlich.




(Mal abgesehen davon, um hier jegliches Missverständnis auszschließen, dass ich das Gerede vom Antichristen natürlich für verschwörungstheoretisch-delirantes Gefasel halte, den einzigen Antichristen, den ich kenne, rasiere ich jedem Morgen).

Mittwoch, 16. August 2017

Sommerabend VIII

milde lüfte lügen
mir was von leichtigkeit
der sommer schwindelt sich
durch das jahr
keiner glaubt ihm mehr
in spanien brennen die Wälder
die pinguine buchen
die nordsee.

Dienstag, 15. August 2017

Montag, 14. August 2017

Sommerabend VII

die rose hält tapfer
ihr prangendes fleisch
in die kälte.
die sonne lohnt es
mit ein paar kärglichen strahlen.
gemeinsam trauern sie
um den siechenden sommer.

Sonntag, 13. August 2017

Sommerabend VI. Dorfjugend.

ihre stimmen reichen weit
in mein ohr hinein.
das gelächter meint immer den tod.
weiße shishawolken umduften ihre heiterkeit.
ploppen und klirren,
der süsslich-fade
geschmack von billigen bier
auf meiner zunge.
verstohlene blicke, wandernde finger,
spangenküsse

mein herz lacht mit
über die trauer hinweg
die knie schmerzen.
wie alt ich bin.

Psycho-Peristaltik

Wenn doch die Seele bloß ordentlich kotzen könnte.
Man fühlt sich danach so unendlich befreit
und kann den stinkenden Kram einfach wegräumen. Aber die Seele frisst und frisst und frisst, ewige Verdaunis.

Samstag, 12. August 2017

Charlottesville, Virginia

der weiße stern verglüht
von innen
hassfusion schaukelt sich auf
wie alle sonnen
stirbt er am eigenen dreck
nicht ohne alles mit sich zu reißen
unkontrollierte gravitation
gebiert schwarze löcher
man könnte von Einstein lernen
anstatt von ihm nur zu wissen
dass er jude sei
und sich unter das kreuz zu stellen
das das kreuz vernichten wollte.

der weiße stern verglüht
verglüht im lodernden feuer
suizidaler Dummheit
nicht ohne denen zu schaden
deren licht er meint zu sein
nicht komisch, lächerlich auch nicht,
und auch nicht die farce der wiederholung
die erektion des rechten arms
ist der eros des Teufels
der kichernd die ofentür ölt:
menschen werden brennen
so oder so,
wenn der weisse stern verglüht
der nie sah
wie sengend sein Licht ist
und wie kalt seine tödliche Wärme.


Freitag, 11. August 2017

kann das internet poetisch sein?

gefangen im netz
zappeln gedanken wie ertrinkende fische
wörterfeinstaub verklebt das hirn
blanker hass spreizt dummheit
geist funkt an geist
eine tiefsee
das ende wäre
ein gezogener stecker?

Donnerstag, 10. August 2017

ungekonntes Rumpfsonett mit Picasso

Ach, ich kann auch dichten
mit durchgereimten Schichten
also sozusagen richtig
manchen menschen ist das wichtig.

Denn auch Picasso konnte malen
wenn er wollte: Früchteschalen
täuschend ähnlich und ganz echt
dass ers nicht machte: Das ist schlecht.

Und so führt die echte Kunst
hinterm Realismusdunst
ein verkanntes Leben.

Hätte sie mehr Wahrheitsbrunst
fände sie auch viel mehr Gunst
bei denen, die was geben.




Sommerabend

am offenen fenster die dämmerung
fließt ins zimmer
die lampe eine einsame insel
kampf der photonen
das müde auge
sieht überall krieg.

Ego

Die Milz! Die Milz!
Ich glaube das Ich wohnt in der Milz!
Das Herz ist ein zäher Muskel,
unendlich (naja..) beschäftigt mit sich.
Die Nieren sind selbstverliebte Zwillinge
sie machen Pisse.
Der Magen ist ein Sack,
der innere Kompost
ein Säurebad,
schweigen wir vom Gedärm,
dem unaussprechlichen.
Das Gehirn ist ein törichter Klumpen Eiweiß
aus hektischen Neuronen.
Keine Zeit für ein Ich.
Bleibt nur die Milz, die Milz!
Schon das Wort ist archaisch bizarr
und keiner weiß so recht, was sie treibt.

Mittwoch, 9. August 2017

Gottesbeweis

Wenn ich mein Hemd anziehe
rauschen vor meine Augen
der Stoff und die Nähte vorbei
und ich denke: Wie genial ist denn das jetzt.



fleischliche Romanze

du hast so wunderbare ideen
und stundenlang könnt' ich dir lauschen.
deine zähne zwischen den lippen
strahlen mich an
wenn die klugen worte aus ihnen hervorperlen.
das spiel deiner hände beim sprechen
öffnet mir neue welten
von bedeutung und sinn.
dein witz zündet in mir ein heilendes lachen,
in deinen augen funkelt brillianz.
aber es ist dein fulminanter hintern
der mich anmacht.

Dienstag, 8. August 2017

Romanze 1

es sind Bauchschmerzen
sage ich.
du sagst: das ist liebe.
es sind kopfschmerzen
sage ich.
du sagst: das ist liebe.

es ist gut zu wissen
dass man diese liebe
mit aspirin und kohletabletten
lindern kann.
oder doch könnte.



frühstück

der toaster scheppert,
es riecht brenzlig.
die butter, vom abendbrot vergessen,
glänzt lasziv wie ihre schwester nutella
in tiefen rot leuchtet die marmelade
der schinken duftet gegen sie an
die zeitung krakeelt
alles übertönt
der rettende Kaffee.
sag jetzt nichts!
ich lausche.
der tag wächst in mich hinein.

nachthymnus

kommt, preist mit mir die nacht
zwar ist sie botin des winters
am rande des sommers
und der kälte auch
und der erblindung
doch preist sie mit mir
ob der stille und dem alles begleichenden grau
preist sie für ihre kritik
an strahlendem prangen und dröhnen der sonne
die scheint launisch,
die nacht aber bringt ein verlässliches dunkel.
preist die nacht mit mir
sie pflegt unsere ängste
und schmeichelt damit unserer intelligenz
sie traut uns zu
mit uns selber zu leben.
preiset mit mir die nacht
sie entrollt den kosmischen Teppich
vor dem staunenden auge.

Montag, 7. August 2017

haut

fummelige kleider
und
enge unterwäsche 
und
kneifende socken
und
drückende kappen
und
rutschende hosen
und
sterbende, zu millionen sterbende,
nackt sterbende
denen die verbrannte haut zu eng wird
und das unscharfe auge bricht
und nichts das blut saugt
vom unbedeckten schädel
rede mir nicht
von der besten der welten.


Nachtschreck

im traum kann ich fliegen
ohne auf die fresse zu fallen.
im traum kann ich sterben
ohne tot zu sein.
aber leider kann ich nicht bloß träumen
aufzuwachen.

Sonntag, 6. August 2017

Schwermütiger Sonntagskaffee

kuchen ist brot
im anderen zustand
kein grund
dafür köpfe abzuschlagen.
kaffee ist tee
aus früchten
kein grund
türken zu ächten.
das sahnehäubchen jedoch
trägt den keim schändlicher gier.

Samstag, 5. August 2017

natur

die natur
ist immer noch das schlimmste
aller übel.
eine kalte, hartherzige mörderin
ungerecht und gnadenlos.
wo sie schön ist, herrscht  trug,
nichts als fallenstellerei.
evolution bedeutet:
was halbwegs geht, überlebt
nichts ist hier ferner als vernunft
und der geist ist
auch nur ein trick.
die traurige fratze
der schöpfung.
so weine ich
gottes tränen.

Freitag, 4. August 2017

haut und herz

es ist die haut
die sich sehnt
und das herz fragt

Nachtablösung

die alten gespenster sind abgeschafft.
kaputtgedacht leben sie nun im exil.
mit ihnen gingen
die alten nachtdunklen ängste
und was gegen sie half: der glaube.

nun kommen die finstren gespinster
aus dem inneren karzer.
sie sind die mörder der nacht.
gegen die ist der Rosenkranz machtlos,
gebete nähren sie bloß.







Donnerstag, 3. August 2017

Fleischeslust

Unerachtet seiner dualistischen Herkunft mag ich das Wort "Fleischeslust". Denn zwischen Lesen und Sex gibt es doch einen deutlichen Unterschied in der, sagen wir mal, "haptischen" Qualität. Sex ist näher am Gehacktesbrötchen als an Kammermusik.

Und vor allem: Bisher ist mir noch kein veganer Ersatzbegriff eingefallen. Hier sind wir lustvolle Karnivoren (wenn nicht jemand auf dem zölibatären Trip ist und damit dann tatsächlich dualistisch. Zölibat ist nicht Diät. Zölibat ist Hungerstreik. Und darum ganz sicher nicht die Voraussetzung für ungetrübte  "Geisteslust" [mal abgesehen von der Frage, ob es die überhaupt gibt.] Es ist wie Stuhlgang einhalten. Dazu weiß Freud ja einiges zu sagen.)

Sommermorgen V

im ultrahightechbett
natürlich ökologisch
liegen und schwitzen und frösteln zugleich
frische luft schmeckt wie gebraucht

das thermometer ist unentschlossen
roter oder grüner bereich
kein wohlig-träger august
mehr ein lähmender sohn des oktober

auf der Bank vor dem offenen Fenster
starrt die Katze
ratlos in den Regen.

Mittwoch, 2. August 2017

Wallfahrt

Die Menschenbagger schaufeln
die Betenden von Kunst zu Kunst.
Man erklärt einander die Welt
in unrhythmischen Hymnen.
Kluges Geschnatter
füllt die Luft mit wissenden Mantras.
Der Eintritt ist hoch.
Die leeren Kathedralen schweigen.

Sommermorgen IV

gedankentropfen platschen in ideenpfützen,
gemütswolken am schädelhimmel nebeln träge dahin.
schwüle luft dünstet bauchwärts,
kein lüftchen regt sich.

irgendwo lauert ein ausbruch.

keine sonne.

Dienstag, 1. August 2017

Sommermorgen II

die sonne zeigt guten willen.
der feuchte rasen dämpft
wie schnee.
und niemand zeigt peinliche gebeine.


Sommermorgen

der toast kokelt.
die butter glänzt gelblich.
der zu starke kaffee sendet signale der bitternis.
draußen strömt endloser regen.