Samstag, 31. Dezember 2016

Terror

Das größte Problem des Islam ist "der Islam".
So wie "Das Christentum" das größte Problem des Christentums ist. Die Differenz von Religion und Glauben.

Freitag, 30. Dezember 2016

Morgenandacht

Zwei davon im Radio gehört. Eine rührend schlicht, eine ambitionierter Kopfkram. Christentum und Barbarei. Schleiermacher propheta: "Soll der Knoten der Geschichte so auseinander gehn? das Christenthum mit der Barbarei, und die Wissenschaft mit dem Unglauben?"

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Gottlos

Eine gottlose Welt träumt sich einen weltlosen Gott. Dabei sind es gerade die "Weltlichen", die sich immer einen "weltlichen" Gott zusammenträumen. Wirkliche Transzendenz bedeutet, den Tod zuzulassen. Daran scheitert alle Frömmigkeit, dann erst kann "Glaube" beginnen.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Jahresendgefühl.

"Ich bin im falschen Leben". Mein Silvestergefühl seit je. So wenig es stimmt (es geht mit gut), so wahr ist es (im theologischen Sinne). Kyrie eleison.

Montag, 26. Dezember 2016

Wichtig

Es ist wichtig, nicht wichtig zu sein.


Merkwürdig, dass im Deutschen Zwerge auch Wichte genannt werden.


Worauf ich mich freue bezüglich Ruhestand: Nicht mehr "wichtig" sein zu müssen.

Sonntag, 25. Dezember 2016

Predigtlust

Wenn Menschen das Evangelium als Evangelium hören, ist ihre Dankbarkeit grenzenlos. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl, das Medium der Botschaft sein zu dürfen.

Samstag, 24. Dezember 2016

Das christliche Realitätsprinzip

Christus ist die Erfüllung der Verheißung, dass die Verheißung für alle bestehen bleibt. Er ist nicht die Erfüllung der Verheißung vom ewigem Frieden auf Erden. Der steht bekanntlich noch aus. Im Grunde steigert der Glaube den Schmerz an der Welt.

säkularistische Einäugigkeit

Es geht für "religiöse" Menschen nicht um "Religion". Es geht um Gott.

Freitag, 23. Dezember 2016

Endzeit

Apokalyptiker haben mein vollstes Verständnis und können sich deswegen meiner tiefsten Abneigung gewiss sein.

das Böse

ich wäre gerne dabei, wie in den nächsten Tagen das eiapopeiablahblahchristentum weihnachten predigt. Wie das wohl ohne Gericht möglich sein wird? Krippe und Kreuz, geboren, um zu sterben.

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Tiefe Einsicht

Bananen sind übrigens krumm und gelb, damit man sie von Gurken unterscheiden kann. Meistens jedenfalls. Wenn die EU nicht wieder mal usw. usw. usw.



In Aleppo sterben übrigens immer noch Leute.

Dienstag, 20. Dezember 2016

Terror

Terrorismus lebt vom Geschwätz. Darum sind Medien die wahre Waffe: Sie docken an die Hysterie an. Das wäre auch ein Mittel zur Bekämpfung: "Wir kriegen Euch, ihr habt keine Chance, wir wissen mehr über euch als ihr denkt, euer Netz hat Risse, eure Kommunikation hat Lecks. Außerdem: Es gibt kein Paradies für Mörder, und nichts anderes seid ihr." Die Verlautbarungsrhetorik ist viel zu zahm einerseits (weil sie Empathie simuliert), viel zu würdigend andererseits. Wer "feiger Mörder" sagt, hat Schiss. Wer " Mörder" sagt, ist klar.
Sie müssen sich vor Unsicherheit in die Hose scheißen, dann machen sie Fehler. Genau so wurde einst die RAF erledigt. Es ist doch jetzt schon so, dass so etwas wie ein Plan nicht einmal ansatzweise zu erkennen ist.


 Dostojewski lesen.

Montag, 19. Dezember 2016

Die Höhe der Niederungen

Nichts erdet so sehr, wie eine Predigt, die vom Himmel spricht.

kaloskagathos

bei schönen Menschen ist mir egal, wie sie aussehen.

Alte Sprachen, neues Wissen

Wie kann man eigentlich Theologin/Theologe sein wollen, ohne dass man brennt für die Sprachen, in denen die Heiligen Schriften verfasst sind?

Samstag, 17. Dezember 2016

Mainstream

Radikale und Fundamentalisten aktivieren ihre Leute. Normalos bleiben daheim. Bis sie keine Normalos mehr sind.

Parasitäre Existenz

Es gibt keine Viren im Netz. Das Netz ist das Virus.

Fundamentalismus

Ich finde, dass es Zeit wird, als Kirche über das Bedrohungspotential durch unseren christlichen Fundamentalismus zu sprechen. Er hat, in Verbindung mit dem Wutbürger etwas sehr (Selbst-) zerstörerisches und Verächtliches. Der Hass zwischen Religion ist fast immer gegenseitiger Hass der Fundamentalisten. Sie bekommen hohe Aufmerksamkeit, der säkulare Journalismus bemerkt es oft gar nicht, wessen Argumente er da manchmal bringt. Und der Normaltemperierte (die absolute Mehrheit) kann es nicht einschätzen. Fatal!

Freitag, 16. Dezember 2016

E vent 2

mies vorgetragene miese Musik wie wild beklatschen, nur weil sie modern ist. Bei Bach: Müdes Flappen. Schon klar.

Event

Adventskonzert im humanistischen Gymnasium.
Fazit: Der klassische Bildungskanon ist bei Gebildeten schon Arkandisziplin.

Feiner Unterschied

Zwischen Überlegung und Überlegenenheit klafft der Abgrund der Dummheit.

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Elementarfragen

einige Fragen muss die Theologie beantworten, und zwar ohne hermeneutische Nebelkerzen:
Bedeutet "Erschaffen" konzeptionieren und bauen, ev. Erhalten?
das ist die kreationistische Frage.
Können Menschen Gott erkennen, zumindest aber seine Existenz?
Das ist die theologische Frage im Engeren  Sinn.
Ist "Leben" mehr als ein biochemischer Prozess und wenn ja, wie ist es dann mit geistigen Prozessen transzendenter Art verbunden?
Das ist die eschatologische Frage.
und ist die in der Bibel bezeugte Offenbarung exklusiv?
Das ist die religiöse Frage.


Das sind Fragen, um,die sich die evangelische Theologie gedrückt hat. Und die wir kaum ausszusprechen wagen. Genau an diesem Punkt setzt Fundamentalismus ein.











Zarte Rötelbilder, derbe Weibsbilder

Die beiden Ausstellungen im Städel-Museum bilden einen denkbar starken Kontrast:
Watteau-Rötelzeichnungen zeigen eine kaum nachvollziehbare Meisterschaft mit dem Kreidestift. Die Zeichnungen lassen glatt vergessen, dass sie ein bzw. zweifarbig sind.
"Geschlechterkampf" ist eine monumentale Ausstellung. Auffallend, dass das ausgehende 19. Jahrhundert da eine Obessesion hatte, für die größte Meisterschaft aufgebracht werden musste. Und trotzdem sind die wenigsten Bilder erotisch. Die wahre Waffe der Frauen wird nun gerade nicht sichtbar, aber eine Menge merkwürdige Männerphantasien von geschlechtslosen Nackedeien. Eindrücklich.

Gene und Gnade

Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, dass die Charismen ein genetisches und neurophysiologisches Korrelat haben müssen?

Klänge und Geräusche. Sauve qui peut.

In einer Wolke spätromantischer Musik durch die grauen Nebel der Rhön fahren....




(Nur als fernes Grummeln das elend laute Businessgesabbel zweier Irgendwasverkäufer im schwarzen Wichtiganzug. Der ältere gibt dem jüngeren Erfahrungen weiter. Mit deren Hilfe der Jüngere ihn dann grillen wird.) Derweil schichtet Carl Reinicke Bläserakkorde über Streicherteppiche.

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Nicht nicht nicht kommunizieren

Es gilt als Plattitüde der Kommunikationstheorie: Man kann nicht Nicht-Kommunizieren. Was man aber kommunizieren kann, ist nicht-Kommunikation. Wie aber kommuniziert man mit solchen, die ihre Nicht-Kommunikation kommunizieren?
Denn die Nicht-Kommunikation hat in den sozialen Medien eine paradoxe Plattform gefunden: Die Nicht-Kommunizierer kommunizieren einander bestärkend ihre Nicht-Kommunikation. Offensichtlich gibt es eben doch eine Ebene, die keine Kommunikation ist, sondern bloße Interaktion (also ohne Rückkopplung) oder sogar nur Stimulanz-Reflex (also ohne Interaktion). Man kann also mit Kommunikation interagieren, ohne zu kommunizieren. (wenn Kommunikation beobachtete Interaktion meint)
Was aber folgt daraus?
Das bringt mich um den Schlaf.

Theodizee

Die Dummheit bringt meinen Glauben stärker in Bedrängnis  als jede Naturkatastrophe.

Biosuizid

Wie sähe die Welt aus, wenn wir einfach so sterben könnten?

Dienstag, 13. Dezember 2016

Glaube und Politik

die am lautesten krakeelen, der Glauben habe nichts mit der Politik zu tun, sind in der Regel politisch radikal.

Karl May und das postfaktische Erzählen

Wer studieren will, wie bürgerlicher Rezeption erst bereit ist, alles zu glauben, was ihren Größenwahn anfüttert, um dann den Autor als "Lügner" zu vernichten, weil er ihre Bereitschaft, alles zu glauben, entlarvte, befasse sich einmal mit Karl May. Alles, was man über Literatur, Medien, Fake, Wahrheit, öffentliche Kommunikation, Selbstinszenierung wissen muss. Und ich glaube, einen Genderaspekt hat es auch noch (wobei ich Arno Schmidt nicht folge). Dabei ist das, was Karl May wirklich wollte, nie in den Vordergrund getreten: es waren und sind religiöse Romane, Bekehrungsliteratur, getragen von einem rührenden Ethos der Toleranz. Die Bösewichte sind nämlich immer zuerst Bösewichte, bevor sie etwas anderes sind. Und mit "christlichen" Bösewichten ist er besonders streng. DAS wurde nie wirklich wahrgenommen, war eher peinlich und wurde in den "Ausgaben für die Jugend" verschämt herausredigiert. Krasse Rassismen (die es auch, aber erstaunlich wenig) gibt, blieben drin.
Sein Islam-Bild ist übrigens kulturgeschichtlich hochinteressant.

Sonntag, 11. Dezember 2016

Fantastische Tierwesen

Das Andere der Vernunft feiert ja gerade in allerhand Superwesen und Fabelwesen fröhliche Urständ, Nicht-Rationalität wohin man schaut. Aber Eine verbindet ihre Fabelwesenphantasien mit erzählerischer Kraft - J. K. Rowling hat nicht vergessen, was es heißt, in "prekären" Verhältnissen zu leben. "Phantastische Tierwesen etc..." ist deswegen ein wundervoller Film, der der "Dark-Knight"-Trilogie locker das Wasser reicht oder sie sogar überbietet. Eine Erzählperspektive aus einer tiefen Traumatisierung heraus, kathartisches Kino, und doch kein Seelenbonbon. Ich bin tief beeindruckt. Der Film erzählt viel "von mir". Und fast kein "Rollenkitsch". Wunderbar. Das Publikum (darunter erschreckend viele kleine Kinder, unverantwortlich) war mehrheitlich überfordert. Trotz rasanter Daueraction wird nämlich sehr langsam und komplex erzählt, fast schon colllagenartig, der Plot entsteht im Kopf. Empfehlenswert!

Samstag, 10. Dezember 2016

social media

social media.
weder social
noch media.
pures gift.
die widerlichste Inkarnation,
die fama je angenommen hat.
Die Schlangengrube
am Fuße des
Elfenbeinturms.
Die Hölle des Diskurses.
Das Aquarium der Denkseegurken,
die einfach ihr Gedärm ausstülpen
und damit
jegliche Klarheit vertreiben.
Am Ende leuchten hier
nicht mal mehr
die wenigen Diamanten.

Der eine Gott und die Religionen.



Der eine Gott und die Religionen.

Gott hat sich als der Dreieinige offenbart, indem er uns in Jesus Christus ansprach und durch den Heilige Geist erleuchtete, wie wir es in unseren Bekenntnissen aussprechen. Als solche bekennen wir ihn, weil er sich uns in Jesus Christus offenbarte und sich uns als der versöhnende, barmherzige und sündenvergebende Gott erwies. Als solchen erkennen wir in ihm den Gott des „Alten Testamentes“, den Gott Abrahams und Israels, der mit Noah, Abraham und Mose einen Bund schloss, zuerst mit den Menschen, dann mit seinem Volk. Wir erkennen in Jesus Christus den Willen Gottes, auch die Völker in diesen Bund aufzunehmen durch den Glauben. Im Rückblick erkennen wir in ihm, dem Gott Abrahams, auch unseren Gott, im Rückblick erkennen wir im Gott des „Alten Testamentes“ den gnädigen, barmherzigen und versöhnenden Gott. „Alt“ ist es nur, weil es früher war, nicht weil es veraltet ist. Das sollte unter uns Christen unumstritten sein, und wird uns auch vom Judentum zugestanden. Von da aus, aber, von Christus her, sehen wir die Überlieferungen Israels auch kritisch. Für Luther war die Frage: Was Christum treibet? Geradezu das Wahrheitskriterium eines biblischen Textes, und er wendete es auch auf die christlichen Überlieferungen an. Der Glaube an den dreieinigen Gott, der ja das Geheimnis Gottes in seiner Einzigkeit, Einheit und Unanschaulichkeit gerade wahrt, ist gegenüber allen Formen menschlicher Überlieferung kritisch. Darum macht der Geist lebendig, und der Buchstabe tötet! Und gemeint ist hier der Geist Gottes! Luther erkannte sogar in den Briefen des Apostels Passagen, die menschlich gedacht waren und nicht göttlich, stellte deshalb den Hebräerbrief und den Jakobusbrief als „Stroherne Episteln“ ans Ende des Kanons und hätte sie am liebsten ganz rausgeworfen, weil sie die Menschen in der Gewissheit der unverdienten und unverlierbaren Gnade verunsichern. So zeigt sich der Glaube an den dreieinigen Gott auch als ein kritisches Prinzip gegenüber den eigenen Überlieferungen. Gott ist mehr, als die Summe der Bilder, die wir von ihm haben.
Gerade dieser Glaube hat ein sich ein religionskritisches Element, weshalb die Christen anfangs für Atheisten galten, weil sie sogar zur eigenen Religion in kritische Distanz treten konnten und immer um die Wahrheit rangen, wovon das neue Testament ein beredtes Beispiel abgibt. An die Stelle apodiktischer Behauptungen tritt der Diskurs. Das wurde als Freiheit erlebt.
Die Frage nach dem einen Gott aber stellt sich in ganzer Schärfe mit dem Auftreten des Propheten Mohammed, der zeitlich nach der Offenbarung in Christus auftrat. Er knüpfte in vielfältiger Weise – und wie wir heute wissen, in viel stärkerer Weise, als wir bisher dachten -  an diese Erfahrung der Christen und der Juden an. Er verkündetet auch den barmherzigen und allerbarmenden Gott. Für ihn stand die Selbigkeit des gemeinten Gottes überhaupt nicht in Frage, schon weil er ihn „Allah“ nannte, wie ihn die arabisch sprechenden Christen seiner Zeit schon immer nannten. Denn Allah ist kein Name, sondern ein Begriff: er bedeutet einfach nur Gott. So stand nicht die Selbigkeit Gottes in Frage, sondern die Folgerungen, die aus der jeweiligen Gotteserfahrung gezogen wurden. Darin spiegelt sich noch einmal die schmerzhafte Auseinandersetzung von Kirche und Israel!
 Nicht Gott selbst, in seinem Sein, sondern der Weg war strittig. Aus Angst, dass die Majestät Gottes durch das Gezänk der Menschen (und so erlebte Muhammad gerade auch das Christentum seiner Zeit) berührt wird, sprach er so eindringlich von dem einen Gott und war angstvoll bemüht, alles Menschliche aus ihm zu entfernen. Darum spricht er unablässig von dem Erbarmen und dem Barmherzigen, vom Herrn der Schöpfung. Darin nahm er auf, was er hörte, und zog daraus seine Konsequenzen. Man muss sich, theologisch, fragen, wieviel Schuld daran eigentlich ein Christentum trug, dem es offensichtlich nicht gelang, die Menschlichkeit Gottes klar zu verkündigen.
Daraus stellt sich die Frage, ob nun nicht doch auch in dieser Rede von Gott Spuren der Offenbarung zu finden sind, ob wir nicht doch in dieser Erfahrung des gnädigen und allerbarmenden ein Echo hören können, einen Funken Licht von dem Licht, das uns so hell strahlt? Natürlich ist das eine dezidiert christliche Frage, und es ist eine dezidiert theologische Frage, die mit dem Wirken des Geistes nicht außerhalb des Wortes, aber sozusagen am äußersten Rand des Wortes rechnet. Denn auch Mohammed sieht sich in der Abrahamskindschaft, sieht sich unter dem Wort. Jesus war ihm der größte Prophet. Die Auferstehung der Toten war ihm wichtig, und das Gericht Gottes über die Lebenden und Toten ein zentrales Anliegen. Können wir darin, und sei es, je nach eigner Glaubenserfahrung, nun in dunkelster Abschattung, nicht doch etwas Fleisch von unserem Fleisch erkennen? Nun aber nicht im Rückblick von der Offenbarung her zurück, wie im Alten Testament, wo wir das Licht ganz hell sehen, sondern sozusagen von der Offenbarung nach vorne, wo wir wiederfinden, was auch uns gesagt wurde?
Tun wir gut daran, im Geist der Versöhnung und Vertrauen auf das Wirken des Geistes, der weht, wo er will, dem Propheten diese Aufrichtigkeit seines Glaubens, dieses Echo der Barmherzigkeit Gottes zuzugestehen? Das ist die Frage! Sie stellt sich heute ganz neu, und deswegen habe ich sie aufgenommen, weil wir so viel mehr wissen über den Islam und seine Entstehung, über den Koran und die Sunna und ihre vielfältigen Verflechtungen in die antike, christliche und jüdische Welt hinein, dass wir manches heute ganz anders lesen also noch die Generationen vor uns. Glaube ist für uns ohne historische Kritik nicht mehr denkbar!
Es war doch die theologische Kritik im Verein mit der historischen Kritik, die uns in den Stand setzte, uns mit unsere eigenen Vergangenheit der Gewalt und der Unbarmherzigkeit, für die wie Zeugnisse auch in unsere eigenen Schriften finden, auseinanderzusetzen. Wir haben doch gelernt, den Geist des Wortes vom Buchstaben der Schrift so zu unterscheiden, dass uns die Gnade Christi noch einmal ganz neu leuchtet, wie es ja übrigens auch Luther geschah: Die Reformation war Kritik an der Auslegung der Schrift, aber sie war auch immer Kritik an der Schrift selber! Aber nie stellte er, wie hart seine Kritik auch war, in Frage, dass es um denselben Gott geht in seinem Ringen mit Rom. Ja, gerade deswegen rang er ja! Wir erschrecken doch vor uns selber als Religion und erkennen, dass der Glaube und die Religion eben nicht automatisch deckungsgleich sind, sondern dass der Glaube, wenn er als Religion auftritt, ganz schnell gerade in die Fänge der Unbarmherzigkeit gelangen kann. Können wir also andersherum nicht auch in den Worten des Propheten Wort von unserm Wort erkennen, und gerade von daher umso deutlicher, umso klarer sagen, was uns beunruhigt? Sehen wir nicht wie ein einem Spiegel die Gefahr von Gesetzlichkeit, Enge und Unbarmherzigkeit im Namen des barmherzigen Gottes, die so die Menschlichkeit Gottes gerade verfehlt? Wird das alles nicht noch schärfer, deutlicher, klarer, wenn wir denselben Gott voraussetzen, der hier missverstanden wird, wie auch wir ihn oft missverstehen? Es gibt Formen des Christentums, die dem Islam, dem radikalen Islam, darin sehr nahe sind!
Können wir nicht hier auch jene Stimme wenigsten leise hören, die wir alle am jüngsten Tage in voller Stärke hören werden? Und sollte uns nicht gerade das in die Lage versetzen, im Gespräch mit der Religionen gerade als Christen die Hand auszustrecken und bei dem zu beginnen, wo wir uns überschneiden? Bei Abraham, bei Jesus, dem Sohn der Maria, bei der Auferstehung der Toten und dem jüngsten Gericht? Schaut man aus dieser Perspektive auf den Islam als einer Form des Glaubens, der nach Christus kommt (wie er selber  nach dem Judentum gekommen ist), verschieben sich die theologischen Perspektiven. Wir sind alle eingeschlossen in den Unglauben! Letzte Gewissheit gibt es nicht, aber die Barmherzigkeit ist ein starkes Kriterium der Wahrheit.  
Erkennen wir in ihm  Spuren, Elementes unseres Glaubens, ein Echo des Dreieinigen Gottes, gerade auch in der Abwehr dieses Gedankens, die vielleicht einfach nur ein krasses Missverständnis ist, genährt aus Enttäuschung und Faszination, die dann in den Hass umschlug, den wir als Christen gegenüber Israel doch auch nur zu gut kennen?
Sind wir nicht gerade darin einander oft näher, als uns lieb ist? Sind Moslems "Ungläubige", "Heiden", oder sind sie „verlorene“ Geschwister? Wirklich sicher war sich die Theologie darin nie, und es gab Zeiten, wo sie sich ganz sicher wahr: was uns trennt, ist, was uns eint.
Der erste Zeuge dafür, das Mohammed ein Prophet sein könnte, so erzählt die Prophetenvita, war ein Christ – und „Monotheist“ war er schon vorher: Die Vielgötterei und der Unglauben, verstanden als die Leugnung der Existenz des einen Gottes, war ihm schon vorher ein Schmerz.Er war ein "hanif", wie Abraham und alle nach ihm.
Begegnen wir uns so, dann streiten wir nicht um Gott selber, sondern um die Gotteserkenntnis, dann streiten wir über den Weg. Gerade wenn wir als Christen im Vertrauen auf die Weite des Wortes Gottes um die eigene Enge wissen (weil wir uns vor ihm als Sünder erkennen), könnten wir entspannt in das Gespräch gehen, teilen wir doch den Glauben an den Schöpfer und Erhalter, den Erbarmenden und den Richter, der noch in seinem Zorn gütig ist (Römerbrief!). Und das heißt doch auch, und das ist das Anliegen: auch die islamische Seite muss lernen, muss genau hinsehen, muss genau fragen, was wir eigentlich meinen, wenn wir Jesus den Sohn Gottes nennen und Gott in dreifacher Gestalt beschreiben, denn hier liegen die Differenzen, nicht in der Gottesfrage als solcher.
Das ist eine moderne Unterscheidung, die dem, was wir meinen, nicht immer gerecht wird, weil sie abstrakt ist und einen Vernunftgott konstruiert, von dem her alles nur als Defizit, als Mythos, Legende oder gar Lüge erscheint.  Wollen wir uns dem beugen, oder lieber die Lebendigkeit Gottes dagegensetzen?
Dann brauchen wir einander nicht den Glauben abzusprechen, als säßen sich, wenn Moslems und Christen miteinander reden, Heiden und Atheisten gegenüber. Denn was der Islam in Teilen von uns denkt, beruht auf Missverständnissen, Verzerrungen und Fehldeutungen, auf beiden Seiten, die zum Teil historisch Gründe haben und auch zum nicht geringen Teil in den Streitereien der Christen zur Zeit des Mohammed untereinander gegründet sind. Wer weiß, auf welche deformierte Form des Christentums er gestoßen ist. Da zeigt sich sogar eine kritische Anfrage des Islam an uns, wenn man in die gemeinsame Geschichte schaut! (Wie ja die Reformatoren überzeugt davon waren, dass die „Türken“ Gottes Gericht an uns sind).
Vieles von dem, was dem Propheten als Christentum begegnete, wäre uns heute auch sehr fremd und ist nicht ohne Grund aus dem Christentum verschwunden. Könnten wir nicht, gerade aus der trinitarischen Gelassenheit hinaus, die ja gerade beim versöhnenden Gott ansetzt, der immer noch größer ist, als unsere Vernunft (was übrigens der eigentliche Sinn von „Allahu akbar“ ist), nicht mit jenen Kräften im Islam zusammenkommen und sie stützen, die das erkennen und so auch beginnen, die eigene Geschichte kritisch zu sehen, und den Koran und die Sunna zu befragen, wie er es denn mir der Barmherzigkeit hält und von daher auch die Tradition neu wahrnehmen? Der Islam ist so vielfältig, da gibt es viele Anküpfungspunkte, und die Mystiker auf beiden Seiten waren da immer schon ganz nah beieinander. Aber das ist noch einmal ein weiteres Thema, übel beleumundet, wie die Mystik nun einmal ist.
Diese modernen, islamischen Gelehrten sichten auch, wie wir nach unserer leidvoll-gewalthaltigen Geschichte, mit theologischer und historischer Kritik ihren eigenen Glauben neu. Denn die Gefahr eines am Dogma, am Wortlaut und an der „Lehre“ verzweifelt festhaltenden Fundamentalismus bedroht uns alle, hüben wie drüben. Und die, die das im Islam sehen, werden mehr und lauter. Was wir brauchen, ist eine Solidarität der Religionen.
Das Judentum ist unsere Wurzel, darüber müssen wir nicht streiten. Wer hier einen anderen Gott sieht, sieht unseren Gott nicht. Aber der Islam kam nach uns  und reagierte auf uns. Wollen wir ihm ernsthaft absprechen, doch etwas von dem gehört zu haben, was wir gehört  haben? Schon die Sprache des Koran zeigt die Nähe, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht.

Es gab auch im Christentum immer wieder die Tendenz zu einem sich verhärtenden, ausschließenden „Monotheismus“, der sich zugleich als moralischer Rigorismus zeigte und furchtbar wurde – das ging oft zu Lasten des Bekenntnisses zum Dreieinigen Gott! Hier wurde zwar der Namen Christus im Munde geführt, aber in er Hand das Schwert. „Allahu Akbar“ und „Deus lo vult“ sind so weit nicht voneinander entfernt, wie wir manchmal gerne hätten. Das sollten wir aus den Forschungen Jan Assmans, aber auch aus der aufklärerischen Kritik nun wirklich gelernt haben, was „Monotheismus“ bedeuten kann.

Aber ist die Lehre vom Dreieinigen Gott wirklich „Monotheismus“ in diesem Sinne? Und haben wir da nicht etwas einzubringen in den theologischen Diskurs der Religionen, das heilende Kraft haben kann, weil es einen weiten, und eben nicht einen engen Gott beschreibt?
Weder ein Relativismus, der alles für eins erklärt und sich in naiver Wiese auf Abraham beruft, als wäre damit alles klar, noch ein monotheistischer oder christologischer Rigorismus, der sich an Worte klammert und mit Gottes Lebendigkeit nicht rechnet, kann der Weg sein zum Frieden, den doch alle drei Religionen suchen und einander zusprechen: Schalom! Pax vobiscum! Salam aleikum! Uns verbindet mehr als nur der „Monotheismus“, ein Wort, dass mir immer suspekter wird, weil das Gefühl habe, dass alle drei Religionen damit nicht hinreichend in ihrem Selbstverständnis beschrieben sind. Sollten, können, ja müssten wir als Christen nicht gerade von hier aus einladend werben, das Gespräch noch einmal neu zu beginnen: Nicht als Ungläubige zu Ungläubigen, sondern als Hörende zu Hörenden? Nicht als "Missonare", sondern werbend? Sollte uns gerade unser christliches Vertrauen auf die immer noch größere Gnade Gottes nicht gelassen machen? Unsre wirklichen „Gegner“ sind doch die Gottesleugner und die Wald- und Wiesen-Frommen, die sich einen Irgendwie-Gott erträumen. Da gibt es nichts, und immer weniger, zum Anknüpfen.
Der Dreieinige Gott, der größer ist als unsere Vernunft, sollte uns gelassen machen und zugleich hellwach für die Barmherzigkeit. Und das sage ich gerade, weil ich Christ bin und die Not vieler muslimischer Frommen sehe, die doch auch unsere Not ist. Furcht ist nicht in der Liebe.

Das Glück des Konsums

Heute mal wieder einkaufen gewesen. Lauter traurige Menschen. Verbiesterte Gesichter. Gezänk an der Gemüsetheke. Gereizter Ton. Genervte Auren. Ungeduld in der Schlange. Volle Einkaufswagen, leere Herzen.

Vernunft

Ich hätte es nicht für möglich gehalten: Aber ich sehne mich nach dem Mittelalter.
Natürlich nicht nach dem Mittelalter mit Pest, Schmutz, Armut und Krieg. Schon gar nicht nach dem Fernseh- und Kinomittelalter.
Und auch nicht nach dem Mittelalter-Popanz der selbstverliebten "Aufklärung".
Auch nicht das Mittelalter der Romantik und der Gothic Novel.
Sondern nach dem Mittelalter, das Mittelalter, das einen Kontinent im Innern entdeckte, das die Vernunft liebte und in ihr das Göttliche im Menschen sah.

Kann man die Würde des Menschen höher ansetzen?

Die Vernunft war die Plattform der öffentlichen Diskurses: Logik, Dialektik, Rhetorik. Anstatt: Emotion, Apodiktik und PR. Das Gespräch des Intellekts mit sich selber, ungebrochen. Und als solches schon "religiös", heute würde man sagen: "spirituell". Gott war noch ein Argument, das aber "bewiesen" sein wollte in seiner argumentativen Kraft. Nicht als Lückenfüller, sondern als Basis. Glaube war nicht Widerpart des Wissens, sondern sein Anderes.
Die ratio war warm. 
Vergangen. Vorbei. Und jetzt: Kalte Ratio auf der einen Seite, unverankerte Gefühle auf der anderen. Sie halten einnander nicht mehr im Schach, sie kämpfen gegeneinander. Ein Kampf, den die Ratio verlieren muss. Und verliert.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich einmal über der Summa des Thomas von Aquin oder über den Texten von Al Ghazali sitze und Sehnsucht spüre.
Es ist Abendland-Schmerz.
So etwas wie der Schmerz über die vergangene Jugend. Das Abendland ist traurig geworden. Und weil es seine Trauer nicht als Trauer zulässt, wird es wieder aggressiv. Und weil die ratio verliert, wird die Aggression ungezügelt. Sie ist inzwischen der Exportartikel Nummer eins. Die Furcht vor dem Fremden ist nichts anderes, als die Furcht vor dem Anderen des Eigenen: Ein Blick auf das Bildnis des Dorian Grey.