Sonntag, 29. April 2018

Echt:“allein“/realiter „solus“

Das wörterwort du wartet
auf ohrenherzen
als wären sie eigen;
dazwischen
rechnendes eiweiß
zuckerfettgetrieben maßlos
denkt es sich ich
von gier zu gier:
gottesgeduld


Alte Liebe

Ich bin so müde
sprach sie und schaute
mit matten augen
alles an ihr war schwer
und grau und lockte nicht mehr
und er frug sich
wann es zeit wird
für eine neue
hübschere jüngere
geschmeidige
(so einsam war er:
die katze sprach
seine sätze)

Samstag, 28. April 2018

alte weiße männer

Es ist nicht zorn
es ist trauer
zu hoch die bäume der schönheit
und das mehl der liebe bitter
der hässliche faltensack
hängt vor der tür der wonne
keine frau liebt mehr schwerter
die helden sind albern
das süßeste fehlt
leuchtende haut
 
Angelica und der Eremit, Rubens

Dienstag, 24. April 2018

Genagelter Gott

Schon als die nägel noch frisch waren
hangeschmiedet versteht sich
- am ende keltisches eisen
man will ja nichts riskieren
bei so einer hinrichtung -
schon also damals
war es ein irrtum
man könne gott
irgendwo annageln
und so hängt er da
der genagelte gott
und erregt die gottlosen
(götzlichen, wenn man so will,
wäre es nicht unergötzlich)
heimatgemüter
der entnagelte aber
der grabräuber seiner selbst
der nicht so sichtbare
himmelsfahrer
-oh, extra calvinisticum -
sitzt auf dem thron
der himmlischen heimat
geradezu unzulässig lässig
auf dem sie gerne säßen
die gottesnagler
mit ihren geschnitzten.

Sonntag, 22. April 2018

Flusen

überall flusen
vor allem auf fliesen
man fragt sich
woher sie kommen,
woraus sie fließen,
die flusen.
sind sie die flausen
der flauschigen tücher
die nachts heimlich
beim faseln fäden lassen?
oder gar die faserige fussel
der geheimnisvoll immer
verschwundenen socken,
herausgefrickelt von
staubgeilen milben
aus dem flusensieb
oder schaut die katze,
die fuselige fellide
deswegen so beflissen
weil sie fusselt?

so viele flusen flattern
faserig vorüber
beim gang aufs klo.
Es wird zeit
den flusen die flausen zu verjagen
dann hat sichs ausgeflauscht
in den zimmerwinkeln und
an dunklen orten
(da, wo das klo einen knick macht,
unter den betten
neben den ehwürdigen unberührten
unter den büchern).
die flusen fliehen nicht
sie flocken nur so herum,
federleicht
sie fürchten mit recht das feuchte.

und das wird dem gesindel
zum fluch.
morgen kommt sie wieder
die feuchtwischende
und feudelt die flusen
zum teufel.

Samstag, 21. April 2018

Frühlingsfuge

Immer noch mehr blüten
glühende blüten
für und für
und grün
tausend schatten von grün
leuchtende schatten von grün
und jubelndes gefieder
jauchzende trällernde vögel
und bäume
aufbäumende bäume
mit bräunlich atmender rinde
überall licht
über allem liegendes licht
lichtestes licht
segnende sonne
fast wünschte man
tot gewesen zu sein
um wieder
so leben zu können
lebendig zu leben
im immermehr der blüten
und entblätterndem gefieder
der saftberstenden bäume
 blätter und vögel
und gras
grüngrüngrün.


Abendlandliteratur

Das Christentum, oder: Euer Opa.
Die Religion innerhalb der Grenzen der entblößten Vernunft..
Die Welt als Wille und Verstellung.
Die Unkultur am Behagen
Tractatus logico-sarcastico
Name und Zufälligkeit
Das Kein und das Nichts
Schnelles Denken - gar kein Denken.

Wird erweitert

Freitag, 20. April 2018

Zeitlupe

Wenn ich glücklich bin
bleiben die Wörter fern
sie sind kummergeboren
denn was ist poesie
wenn nicht die schönste form
des schreiens
wie beim flug des kolibri
wird aus dem flirrenden zittern
ein schwingender tanz
nur durch
zehntausendfache verzähung
dümmer noch als das träge Gesicht
ist das klebrige herz
worte gibt es nur
wenn der schmerz langsamer ist
als das leben.

Dichtung und Wahrheit

küssen reimt sich
auf müssen
und sterben
auf erben.
und damit ist doch
alles gesagt.

Donnerstag, 12. April 2018

finis poesiae

nun hat sichs ausgedichtet
alle wörter sind vernichtet
und die, die noch am leben sind
machen sich davon geschwind.

wollen nicht verwurstet werden
in unverschämten zeichenherden
die ungehemmt auf dem papier
die lücken schwärzen, du hier

im weißen felde finden kannst.
ich seh, dass du flinte spannst
um doch noch eins zu schießen
geh lieber blumen gießen.

die wundervolle poesie
von blüten nämlich schaffst du nie.
und was die katze da so treibt
wird schöner nicht, wenn man es schreibt

so lass den hirntopf blubbern
und wörtergummi flubbern
setzt dich auf den gartenstuhl,
und fühl dich, ohne verse, wuhl..

Proktopoesie

Der papst pupst
die post pisst
die katze kotzt
der stabreim stirbt
an magen-darm
und geschlachtetem geschmack
der sich die kniffe nicht verkneift
und für den kick des klick
jede kacken kucken lässt.

Dienstag, 10. April 2018

Unverwundbar

Eine rüstung
aus kunststoff
hauteng dünn und durchsichtig
alles fließt nun einfach
an mir herab
und du fragst dich
wie ich fröhlich sein kann
ich bin unverwundbar
und du siehst es nicht.

Montag, 9. April 2018

Einfache liebe

Ich gebe der nacht
eine chance
mein licht durch ihr dunkel
heller zu machen
wie der schmerz
die lust macht
allein dadurch
dass er geht
oder hass schon frieden stiftet
wenn er aufhört
das leben freilich
mus mehr sein
als nicht tot sein
ich gebe dem dunkel die chance
einfacher liebe

Samstag, 7. April 2018

Fleisch

Fleisch.
hat geatmet
atmet noch
zelle und faser, blut.
haut und haar.
gefressenes fressen
mit augen
und fett
geschmeidig drum und
reissbar.
das innerste
der liebe.

Freitag, 6. April 2018

Ultraschall

Ich kann dir nicht alles sagen
es ist so viel unsagbares dabei
du könntest es auch nicht hören
selbst wenn ich es sagen könnte
es ist nämlich
ein unhörbares
weinen
im ultraschalbereich
Aber jetzt weißt du
warum die katze mich meidet.

Mittwoch, 4. April 2018

Theeologie

Dröhnend labert der kaffee
das ganze haus voll
mit seinen gewaltigen versprechungen
der tee
steht lächelnd daneben
er hat
eine verheißung.

Dienstag, 3. April 2018

Sommer der Erlösung

Nun kommt der frühling gegangen
freilich zuerst nur im kopf
was ist er denn
als ein bild vom neuen leben
von sanftheit und stiller freude
über die gebrochene herrschaft
von tod und vergehen?
in wahrheit aber
bleibt es kalt
der regen kennt keinen kalender
und auch der frost schert sich nicht
es wird weiter gestorben
die welt ist eine rasende kugel im all
bewohnt von frierenden
jedenfalls dort
wo der schatten der sonne
größer ist
als ihr licht
nur ein strahlender sommer
kann uns retten
ein sommer,
der mehr ist als herrliches wetter
ein leuchten im herz.

Montag, 2. April 2018

Menu poetologique

Ich liebe
aleatorische buchstabensuppe
reimschnitzel mit fritten
gegrillte gedichte
rosenkohllyrik (lecker
aber man furzt hexamaterweise)
sonettencreme
mit reichlich sahne
und schockostreuseln
taktloser stanzensalat,
und schließlich
den üblichen käse
aus anthologien.