Donnerstag, 28. September 2017

finito

der blog wird wegen Ideenarmut und richtiger Arbeit bis auf weiteres  geschlossen. Danke fürs Lesen.

Nebel

nebel verhüllt wie die wahrheit
feucht und kühl
ein gnädiger schleier
bricht dem dunkel die kanten
löst den raum auf
ortlose flecken von dichte
und resten von licht
nimmt den gestalten
die unerträgliche schärfe
ungeschliffenen seins
umhüllt wie ein klang
bleierner ernst
verleugnet die ankunft der sonne.


Mittwoch, 27. September 2017

Konterrevolution

in saudi-arabien fahren frauen bald auto.
hier fahren sie bald ohne fahrer.
die spd-fraktion wird von einer frau geleitet.
heute sah ich eine dachdeckerin.

die männer sitzen betrunken im keller
und schleifen die messer.

nonmention

😉

sesselgruft

eine sanfte bucht
inmitten scharfer klippen
und kreischender wellen
ort stiller  lüste
verwandelt qualen der langeweile
in die täuschung von muße
von kaffeeduft umwallte
gruft eines lebenden
gerahmt von pulsierenden büchern
wenn ich hier schon nicht lebe
hier könnte ich
selig sterben


Dienstag, 26. September 2017

schreiben

da ich nicht weiß, was ich schreiben soll, schreib ich einfach, dass ich nicht weiß, was ich schreiben soll, mal abgesehen davon, dass ich gar nicht weiß, warum ich schreiben soll.

Montag, 25. September 2017

GiChaCha

Give Church a Chance...

Politik, theologisch

Politik ist der Versuch des Menschen,
der Versuchung zu widerstehen.
Alles andere ist keine Politik,
sondern Machtkampf.

Stress

Die größte Überforderung für den Menschen ist der Geist.

Sonntag, 24. September 2017

Gedächtnis und Gericht

Dass er sich nicht an sein ganzes leben erinnern kann, macht ihn schon traurig. Aber das er dem, was an erinnerung da ist, nicht trauen kann, macht ihn fertig. seine einzige chance: dass es wirklich ein jüngstes gericht gibt.

Einsamkeit

Er war so einsam, dass er nicht einmal Selbstgespräche führte. Er hatte sich einfach nichts mehr zu sagen.

Samstag, 23. September 2017

Herbstgarten.

das gras ist schon struppig
unter dem stumpfgelaufenen messer.
fruchtlose äste knicken ein
vor der kommenden kälte.
die tanne wirft letzte früchte
auf den eisbereiten boden,
und macht sich lächerlich.
der gelangweilte grill steht griesgrämig rum,
und stinkt nach kalter asche,
wenn die zahnlose Sonne
ihn trübe mit wärmendem restlicht befunzelt.
kein vogel leuchtet
kein blütengelb tirilliert.
bald leuchtet die buche
bäumt sich rotleuchend auf
um zu verstummen.
väterchen frost wetzt schon das messer.
der nun keine wand, kein dach hat
hat grund, die natur zu verachten.

Ressentiment

Man muss auch Können gönnen.

Freitag, 22. September 2017

Explizitität

pornografie ist die industrialisierung der erotik im zeitalter der technischen reproduzierbarkeit. Nicht das gezeigte ist obszön*, sondern die maschine, die zeigt. **




* höchstens eklig
**(Baudelaire ist genau auf der Schwelle)

Entwarnung

Wer anderen eine Grube gräbt, ist vielleicht einfach nur Friedhofsangestellter.

Gestorbensein

 Es mag sein, dass viele Menschen keine Angst vor "dem Tod" haben. Aber wie ist es mit der Angst vor dem Gestorbensein?

Donnerstag, 21. September 2017

Wechsel

neues Experiment: Ein täglicher Aphorismus.

Essen und Trinken treiben Leib und Seele auseinander.

Mittwoch, 20. September 2017

Relativitätstheorie, fromm


die zeit vergeht doch nicht
wir vergehen.
energie wird nicht verbraucht
aber wir.
der atemlose tag kommt uns entgegen,
wir harren hektisch.
die ewigkeit bleibt
und was an uns ewig ist
der name,
mit dem wir gerufen werden
von da,
wo das vergehen vergangen ist
und alles verbrauchen verbraucht
und wo atem ist
ewiger atem
und licht.





Dienstag, 19. September 2017

bakterielle prosa

nix is so prosaisch
wie ein schnupfen.
selbst husten hat noch
die poesie des zauberbergs.

Kaffeglück

das knirschend krachende surren
martert die noch schlafenden ohren,
doch ambrosischer hauch weckt die nase
knuspernd zerlegen die zähne
eine der schwarzglänzenden bohnen.
das gröbliche pulver schmiegt sich
elektrisch an die wand des irdenen filters.
mit jubel empfängt es das sprudelnde Wasser
laut juchzend schießen edelste düfte empor
pures glück tröpfelt bitter und schwarz in die kanne.
draußen ist nebel. im radio die verlorene welt,
unterlegt von sanft schwingendem bossa.

Montag, 18. September 2017

Existans. Eine Parabel

die fülle der fragmente
so sprach die kluge ente
ist die summe was wir tun
sagt das auch sehr kluge huhn.
das ärgert fürchterlich die gans:
denn sie reimt bloß auf existans.
drum blieb sie lieber stumm.
ergo: gänse sind nicht dumm.
sie finden bloß den hühnerhof
und sein gegacker ziemlich doof.



Sonntag, 17. September 2017

todmüde II

sandschwere augen fliehen den schlaf
klopfende gliedern lagern sich windend
schmerz durchwuchert die nerven.
tagesrestfetzenbilder, farbsterne,
verschleiern graustichig die welt
der lärm, der unerträglich lärm
des klopfenden herzen.
schlaf ist nicht todes bruder:
schlaf ist übung des sterbens.

Konzert

noch voller töne
wirken worte
wie ton.
rauh und erdig
und ohne atem:
zungengknetetes geräusch.

Samstag, 16. September 2017

schnupfen, metaphysisch.

milliarden gefräßiger monster
nagen mich von innen auf.
ihre leichen füllen die röhren
die durch mich laufen
nehmen mir die luft
sie wollen nichts als leben
um jeden preis.
nichts sind sie als verpackte dna
pures leben.
viel mehr sind wir auch nicht
das morden
ist ein muster
in vielfach verschlungenem Eiweiß
es steckt uns
in den genen.

Freitag, 15. September 2017

die liebe

seit die liebe
mit dem sex verbunden ist
seit die liebe immer auch
das reiben von haut auf haut meint
seit die liebe gierig ist
begehren, glut, lust,
seit die liebe fleischig ist
also
seit immer.

zwischenfrage

"wie lange soll das hier noch so weitergehen?"
"bis Es aufhört."
"was?"
"die wörterlava"

aufwachen

die augen tasten das dunkel ab
sanderfüllt, brennend.
bilderbrocken torkeln,
ihre schreckensreste sind noch traumfeucht.
im mund eine sterbende armee
schlamm und scheiße
alarm aus der blase
ziegenstalldüfte
unbegreiflich
dass liebe das überlebt
tag für tag.

Donnerstag, 14. September 2017

Talk-show

die frage ist nicht der fall.
die antwort wartet auf ihren auftritt.
worte wogen durch münder
keiner spricht
alle reden
nur einer hört
den keiner hört
der längst sprach
das sprechen selbst.

Mittwoch, 13. September 2017

Trauer der verlassenen Geliebten

die schwarzgeränderte welt
trägt schwer am schleier
ihrer tränen.
weinend sitzt sie am küchentisch
und raucht uralte zigaretten
aus der schublade
von damals
als er sie schon einmal verließ.
sie fand nicht den mut
"bleib doch!" zu rufen.
sie fand, er habe doch gute gründe.
solange fand sie das,
bis das der grund war,
dass er wieder ging.
so sitzt sie da
die heulende welt
wie in einem schlechten französischen film
und findet den mut nicht
zu rufen:
komm wieder!

September III

dein frühes dunkel schreckt mich nicht
auch nicht die jähe kalte luft.
die stürme sind ja ernstlich nicht
mehr als die probe für den schuft:
den tödlichen november.

du bist ein blender, kleines licht.
kommst herbstlich raus aus deiner gruft
und zeigst ein  dümmliches gesicht:
im sommerhemd schon winterkluft.
du alberner september!

im grunde ist es mir egal.
denn unterm vollen buchregal
sitz ich im tiefen sessel.

doch subkutan sitzt eine qual
ein bild vom allerletzten mal -
du bringst die todesfessel.




Dienstag, 12. September 2017

Sockenhymnus

ich singe ein lied auf die socke
fügsam umschmiegt sie den fuss
bietet dem ballen schützende bergung
und saugt ihn auf, den alles vergiftenden schweiß.

wehe, es lagert ein witziges fädchen
wo es nicht sein soll, an spann oder zehe
und wehe es spannt sich
an der rundlichen fessel das haltende gummi!

sie reizt nicht, den schönsten der füße noch
macht sie gewöhnlich, nicht schmückt sie
lockende nacktheit, und vollends verdirbt sie
die menschliche würde im bund mit sandalen.


sonnen

Jetzt schafft sie es nicht mehr
die erde zu wärmen
das innere des alls
die eisige Kälte
steigt auf
kaum zu glauben
das tief unter uns
eisen kocht
ein witzbild
der sonne

alptraum, nach art des oscar wilde

der herrscher des schlafes,
allmächtiger traum,
sprach ein nachtwort.
es durchdröhnt nun
den langen tag
und vernebelt ihn
mit seinem wirren dunkel.
der alp bin ich selbst
und es gruselt mich,
wer da zu mir spricht:
dorian gray.

Montag, 11. September 2017

Schlafpsalm

sogar die wörter gähnen
die sätze torkeln durch den raum
zu lang der Fluss des tages
selbst götter, nektargesättigt, senken
die schweren lider.
nur der wächter Israels
schläft und schlummert nicht.
der wohner jenseits des wortes.
der allmächtige ist allwach
und ich so froh
ein mensch zu sein
und so liege ich ganz in ruhe und schlafe
meinen erzmüden schlaf
in beständiger nähe des lebens.

Sonntag, 10. September 2017

eheliche Tragödie

"Ich hole nur schnell Zigaretten!"
so sprach er, und sie strahlte ihn an.
Doch zu ihrem größten Bedauern
kam er zurück.
Immerhin: mit Zigaretten.

deutscher sonntag

die glocken rufen niemanden.
sie wecken keine gebete.
der kaffee duftet nicht auf der straße
und kein braten schwitzt festlich in der röhre.
die stille ist bloß kein lärm.
der anzug schaut traurig
auf die gähnende jogginghose.
der sonntag ist
der tag vor dem montag.


Samstag, 9. September 2017

todmüde

ein feines sirren
organischer elektrischkeit
unter der haut.
gelenke brummen leise
manche zischeln
die haare spannen sich und
schmerzen, mehr phantomös.
ein gähnen sammelt sich
lungenwärts in den spitzen.
Das hirn schwappt schlapp
in seiner brühe.
die augen voller chili,
der mund eine staubige tundra,
gesäumt von gesteinigen lippen.
keine worte keine wünsche keine worte.
alles nur eine trunkene gier
schlafen.

traumurlaub

die bäume rauschen
wie das meer.
die bettdecke umhüllt
mit antillischer wärme.
der pfiff der werksbahn hinter dem berg:
ein kreuzfahrtschiff.
irgendwo leise musik,
verhaltene stimmen,
vom strand?
traumurlaub!
nur die augen
müssen geschlossen bleiben.

stille.schweigen.ruhe

.
.
.
.
.
.

genetischer gottesbeweis

ich werde es meinen genen
niemals verzeihen
dass sie mich zum agenten
machen wollen, zum wirt,
zur bloßen blüte,
die schamlos giert
nach dem staub.
ich werde ihnen immer sagen:
ich bin mehr als ihr
ihr seid der plan
ich bin der bau
und keiner von uns
der architekt.

Freitag, 8. September 2017

bloß steine

wir verkaufen das haus meiner kindheit.
oder auch: das haus meiner eltern und großeltern.
oder auch: die rettungsinsel nach flucht und krieg.
oder auch: der ort von kummer.
oder auch: wo ich in wahrheit niemals war,
ein traumhaus.
jeder stein atmet uns.
und ich versteinere  auch,
als verkaufte ich mein herz.
anderswo wird menschen
das haus genommen, zerstört, besudelt.
seit generationen starb niemand
meiner väterlichen familie
im haus der geburt.
anderswo brennen dächer
und bersten wände
mein vater verlor dreimal die heimat.
anderswo wohnen menschen
in wellblech und pappe
mein großvater kannte bis er vierzig war
nur krieg.
anderswo gibts gar keine häuser
meine mutter eine waise
unter 13 geschwistern.
im dorf aller dörfer,
in einer kate.
anderswo gibt's gar kein wohnen.
es sind doch bloß steine.




Donnerstag, 7. September 2017

organ-versagen

im herzen
die schmerzen
wegen der klappen
der zunehmend schlappen

im magen
die plagen
wegen der welt
die täglich zerfällt

im darm
den harm
wegen der meute
meuternder leute

am arsch
ganz harrsch
wegen der härte
beschworener werte

in der milz
ein pilz
wegen des reims


Mittwoch, 6. September 2017

gedrängel

Am abend gibt es wortgedrängel an der hirnpforte.
die hände lechzen nach tinte
symbolisch
in wahrheit wird hier getippt.
das fassungslose auge sieht
am bildschirm schwarze schlingen und haken
das hirn schaut sich bei der arbeit zu
und das ego fragt sich,
ob es überhaupt von nöten ist
außer zum beifall klatschen
und sich schämen
dass es nicht wollen kann
was es kann
wenn es nichts tut
außer lesen,
was geschieht.
irgendwie eine magie
oder ein zauber
neuronenvoodoo.
fragt mich nicht, was es bedeutet:
es ist nicht von mir.
die wörter wohnen bei mir
offensichtlich zur miete. 

Dienstag, 5. September 2017

Raumfahrt

 als kind schon habe ich geträumt
von weltraum. raketen waren mir
projektile des glücks. spielend lag ich
als wär's die apollo
im bett und durchrauschte
die unendlichen weiten
leidend, wie ein spielendes kind
nur leiden kann
an der elenden schwerkraft.

nun erfüllt sich der traum
in der leichtigkeit eines fröhlichen alters
startet der flug
in den innenweltraum
umkreise ich mich als sputnik
und mache station auf fremden planeten
und deren luft
und wie gagarin finde ich dort keinen gott
denn der wohnt gott sei dank draussen
und füllt das vakuum
innen aber ist
alles, was ich bin und das ist
einen blick durchs fernrohr wert
und so liege ich
50 jahre nach gemini
wieder wach im bett
und fliege durchs all
jetzt aber wirklich
fantasie und gebet und kunst und menschen
was für eine
galaxis.


September II

Ich muss dem september abbitte leisten.
heute kommt er daher
wie ein altersweiser april ohne flausen
wie ein gereifter mai
mit zugewandt freundlicher wärme
ein trauriger alter mann im park
der die schrecken des winters
die knochenkälte
ein wenig aufschieben will
und noch einmal ein leichten blick wirft
auf den schwingenden rock des sommers.
mit einem zwinkern im faltigen auge
bannt er den dunklen oktober.

september

im september spürt das jahr sein alter.
morgenebel, wie kopfschmerz nach schlechter nacht,
kälte in den knochen
kein vertrauen mehr in die sonne.
die blätter kräuseln sich, sterbend.
am meisten fehlen die vögel.
ich kann verstehen, dass sie gehen.
gutheißen kann ich es nicht.
kenntet ihr meine liebe zu euch
ihr wüsstest, was ihr seid:
elende verräter.
und die bleiben, singen nicht.
den herbst zu besingen wäre ja
pfeifen im wald.
hört mir auf
mit indian summer:
schwanengesang, vorblüte des endes.
das schöne macht alles noch schlimmer.
wer es nie begriffen hat,
der september
tod des sommers
der sünde fluch.



Montag, 4. September 2017

finale

wörterstaub fährt tief in die lungen
zerfasert vom üblen gebrauch
stinkend nach bedeutung
(also nach sinnschweiß).
was so welt genannt wird
bleibt dunkel
es liegt eben staub drauf
der weltgeist keucht und hustet blut
das ende der zeiten
kommt nicht mit gedröhn
es ist entropisches verröcheln
im blabla.

Predigt hören

zum einen ohr rein
zum anderen ´raus
doch durch das herz

Sonntag, 3. September 2017

tv-duelle

untote fressen gehirne
leben figuren im fernsehn?
sie bieten einander die stirne
horror will jeder mal gernsehn.

Letztes Lied

Die verse kriegen schwere füße
zu weit in den raum gestellt
erreichen sie nicht das ufer
der ewigkeit.
kein schuh schützt vor steinen
und dornen
mit nackten zehen klappern sie
und dürsten vergeblich nach beifall.
ungesungene psalmen
einer niemals geschriebenen bibel
 mit dem träger der harfe
verscharrt.
ein barmender engel mag sie dann singen
bis er an ihrer müdigkeit scheitert.
alternde verse
einer längst schon gestorbenen Welt.

Samstag, 2. September 2017

predigt sprechen

wohne im wort:
gib dem geist einen raum,
vertraue der inneren zunge
und sprich.

predigt halten

eine predigt halten.
das kannst du
getrost vergessen.
sie wird dir
immer entwischen.
sie geht ihren weg
ohne dich.

Freitag, 1. September 2017

uups!

ein wort fiel vom tisch
es rollte ein wenig umher
und landete schließlich
am rande des teppichs.
die katze liegt drauf
und schnurrt behaglich.
es jetzt im text.

Predigtschreiben

eine predigt schreiben
das ist wie
ein ein essen malen
oder eine musik kauen
oder ein glas wasser falten.
eine predigt schreiben
ist
unmöglich.