Samstag, 30. Dezember 2017

Blumen

Ich vermisse die blumen
ihr leises gekicher
und fröhliches summen
inmitten der anderen
wachsenden griesgrame
und der ach so seriösen
gräser und hecken
die laublose buche
vor meinem fenster
teilt meinen kummer
und wartet mit mir
auf den frühling

Freitag, 29. Dezember 2017

Schneeidyll

Schneemehl marmorgesägt
umklebt feuchtkalt
baumgerippe und gebüschgeäst
jeglicher dreck wird dem auge
weggeschummelt
der mond bröselt
sein geliehenes angeberlicht
darüber
und es glitzert!
Eine blendende lüge
morgen kommt die
wärmende sonne
und zeigt
die matschige wahrheit.



Silvester II

Es meint nichts
die erde schlingert weiter
keine pfähle im universum
der sekt kann warm bleiben
und die böller kalt
aber
die tage werden länger
mehr licht auf das elend
stehende Mitternacht.
Das jahr des herrn
bleibt wieder mal aus



Silvester

Vorsätzliche Vorsätze
Zersetzen sich
Schwüre schwören einander ab
Vorhaben verheben sich
Zeile für zeile zählen keine ziele  mehr
diese eine nackte nacht
macht mit macht
aus uns
den affen des willens.

Donnerstag, 28. Dezember 2017

Bombe

Am ende
ein rotes licht
blinkend
und dann
kein dann mehr.

Offenbarung

Feuer und wolke
ein gott aus dem wetter
lava und rauch
ein gott aus den tiefen der erde
regen und sturm
ein gott aus der kraft des meeres
ein windhauch
ein säuseln
ein gott aus purem erbarmen
ein wort ein schrei
ein sterben
ein gott
aus fleisch
ein ruf
ein aufstand
ein gott
aus geist
ein schweigen
ein gott
aus
gott.

Dienstag, 26. Dezember 2017

Stephanus

Fromme dummheit
schmeißt steine
versteht nicht
dass tote
mehr sagen
als lebende
fromme arroganz
reizt
fromme dummheit
versteht nicht
dass die wahrheit
kein plakat ist
und der offene himmel
kein beweis
in diesem martyrium
sind die fanatiker
angsthasen
rechthaber
unter sich
in ihren engen häusern.
Ein sinnloser tod
eben darum
des gedächtnisses wert
was für ein steinernes gift
religion ist.


Montag, 25. Dezember 2017

der schlechthin poetische wunsch

gute nacht

Himmlischer Lobgesang, englisch

Ehre
    ist zuspruch der Größe
sei
    kann eigentlich nur einer rufen
GOtt
     sohnheiligergeist
in
    nicht über
der
     dieser hier über mir
höhe
     die die tiefe ist
und
      keines ohne das andere
frieden
      mehr als kein krieg:angstfrei
auf
       nämlich da, wo wir leben
erden
        wohin uns die Schwerkraft zieht
bei
    nicht über
den
     wirklich allen
menschen
      nicht krone, aber inbegriff  der schöpfung
seines
       GOttes
wohlgefallens
        liebe
     

Sonntag, 24. Dezember 2017

Bethlehem 2017

Blutheu und eisenstroh
holder knabe im verbrannten haar
entflügelte engel krächzen
über den kadavern von esel und ochs
heiligland ist abgebrannt
jede flucht eine flucht vor der flucht
näher mein gott zu mir
wie soll frieden werden
ich müsste mir
die ohren  verstopfen
die augen ausstechen
dann aber verlöre ich dich
aus den augen zuerst
und dann aus den ohren
heilige mein fleisch
der geist wird folgen
dem entsprungenen ros
auf den kargen notsatten
böden Bethlehems
vor den Toren
der einzig ewigen stadt
Jeruschalajim.




Fleisch

Er ward fleisch
pflanzen und steine
und lehm und wasser
sind aber auch gemeint
das evangelium
ist nicht vegan
dafür aber fröhlich ungerecht
für alle geboren.

Samstag, 23. Dezember 2017

Choral zur Heiligen Nacht

Im unfug war der hort
an meiner krippe hier
 zu bethlehem verloren.
auf den hellen liedern
in niedern hülsen
laufen herbei o ihr
und belegen in ihrem herzen
sternenkunde
die hürdenherdenhütehirten
die junkfrau stillt
den allerweltgreis
vom himmelhochherheer
gelobet seistu
menschgeworden wohlgestorben
kindelein
übersahen seine herrlichkeitgefährlichkeit
er war wahr das wort
alle jahre
im unfug
bis sich aber die zeit begibt
da kein befehl ausgeht
auf dem geladenen schiff
und zion nie mehr hört die schlächter singen
bei denen die da handeln
in finstern landen
solche seinen sind nicht die meinen
im dornwald werdet ihr finden
das ros
im ungefügen
das wort
auf heu und auf stroh
Maria und Joseph
die gruseln sich so
des freuet sich der engel schar
kyrieleis.




Die Furche

Einer der furchtbarsten wiederkehrenden Träume meiner Kindheit hatte sogar einen Namem:
Die Furche. Er begann mit einer gewittrigen Lichtstimmung, der Horizont wurde dunkel
und fing an, in einem fahlen Violett zu leuchten. Die Uhren blieben stehen, eindrücklich
vor allem eine große Turmuhr mit nur einem Zeiger (wo auch immer ich das gesehen hatte als Kind). Die Menschen gerieten in Panik, liefen in die Häuser, banden sich Schnüre um den Leib oder
zogen Bleischuhe an. Dann kann ein feiner Nebel, eher ein Aerosol, begleitet von einem feinen, unharmonischen elektronischen Sirren und Brunmen in der Luft, wie ich es später bei Ligeti hörte. Und schließlich das Grauen: Alles,,was nicht fest mit dem Boden verbunden war, driftete langsam und mit großer Energie, die ich fühlen könnte, nach oben. Gen Himmel. Ganz langsam. Und ganz still. Es war die Stille eines namenlosen Entsetzens. Ich glaube, dass dieser Traum einer der Gründe ist, warum ich gelernt habe, schlimme Träume zu beenden oder neu zu skripten. Ich hatte diesen Traum noch als Jugendlicher.
Mann stelle sich meinen Schrecken und mein tiefes Erstaunen vor, als ich zum ersten Mal die schwebenden Männer von Magritte auf seinem Bild “Golconda” sah. Er hat den tiefsten Schrecken meiner Kindheit gemalt: die Furche.

Freitag, 22. Dezember 2017

Brot

 Brötchen starren mich gelegentlich an, feindselig, und ich empfinde vor ihnen Scham.
Als Kind habe ich die Stelle gefürchtet, an der Marie im Frau-Holle-Land an den schreienden Broten vorbeikam: Hol uns raus! Ihr Leben und das der Brote entschied sich in diesem Moment. Es geht gar nicht um Glück und Pech, es geht um Hören und Nichthören, das bedrängte mich schon als Kind.
Mein Vater arbeitete in einer Brotfabrik, wenn er abends nach Hause kam,
 erfüllte ein eigentümlich säuerlich-fruchtiger Geruch das Haus,
und wir fütterten die Schweine mit Brotresten. Brot umgab mein Leben,
mit Brot wuchs ich auf, lebte vom Brot in jeder Hinsicht. Als Schüler arbeitete ich in der
Brotfabrik, 10 Jahre lang, in den Ferien. 100 Tonnen Brot am Tag, riesige Teigknetmaschinen,
der Lärm der Mühle, dass Surren der Brotschneidemaschinen, das klackende
Ballett der Verpackungsmaschinen, der Geruch, unbeschreiblich. Riesige
Backöfen, 20 Meter lange, glühendheiße Bänder, auf denen meterlange Formen
mit Brot langsam Richtung Öffnung schlichen, die flirrende Luft umgab sie wie Wasser. Eines Tages
fiel in einem Ofen der Motor aus. Panisch und hektisch, als ginge es um Leben, rannten
die Ofenführer mit langen Kurbeln und versuchten ächzend und stöhnend zu retten, was zu retten
war. Ich aber stand wie festgenagelt und hörte aus den Öfen den tausendfachengequälten Schrei
der Brote: Holt uns raus! Noch heute träume ich davon, es ist ein wiederkehrender Alptraum. Frau Holle, Hölle und Ausschwitz, massenhafter Tod, das sterbende Weizenkorn, die Hostie, Brot.

Mittwoch, 20. Dezember 2017

Morgenäther

Die radiodusche berieselt
mit tönekaffee tröstlich
vertraute stimmen reden zeug
im medialen parlando
nachrichten spielen sich auf
ein gelesenes gedicht rettet das abendland
für zwei minuten
eine andacht tunkt
trockene moralbrötchen
in die fromme milch
der frühe.

Überfressen

Heute Nacht hatte ich Magen-Hirn: ich habe endlos Buchstaben gekotzt
und ekele mich jetzt vor ihnen. Der Notarzt (ein Mitarbeiter aus dem Archiv),
riet mir, für eine Weile auf Gedrucktes und auf Schreiben zu verzichten oder höchstens
 ganz leichte Kost zu mir zu nehmen, also vielleicht Heftchenromane oder Karl May,
aber bitte nur das Nötigste.
Ich hätte keinen Infekt, ich hätte mich ganz einfach überfressen.
Es wäre sowieso ratsam, geistig ein paar Kilo abzunehmen und mich bewusster zu ernähren
ich würde da ein ein wenig verfetten.

 Ich war im Traum so panisch und niedergeschlagen, dass ich ganz verstimmt war und wegen meiner Vielleserei ein ganz schlechtes Gewissen hatte. Wenn ich wach bin, das nahm ich mir vor, werde ich mein Leben ändern. Ich wachte irritiert auf und starrte angewidert auf den Bücherstapel neben meinem Bett  als wäre es eine Tüte Fritten.

Dienstag, 19. Dezember 2017

Verunsicherung

Seit einiger Zeit träume ich,
einen Menschen getötet,  also ermordet zu haben.
Einen Bekannten, ganz ohne Grund. Seine Leiche verscharrte ich,
was mir im Traum schon seltsam war, im Keller. Ich lebte jahrelang
unentdeckt, beteiligte mich intensiv an den Vermutungen,
was wohl mit dem Bekannten geschehen sei, der Frau und Kinder
einfach so im Stich ließ. Im Traum rührte mich das nicht. Bedrängend, und zwar
so sehr, dass ich mich zum Aufwachen zwang, war das Gefühl, eine Leiche im Keller
zu haben. Keine Schuld, keine Reue, sondern eher die Last, mit niemandem darüber reden
zu können. Schon im Traum (die bei mir oft luzide sind) dachte ich an Raskolnikoff.
Das Merkwürdige  und durchaus Belastende ist, dass ich mir, wenn ich müde
oder gestresst bin, nicht mehr ganz sicher bin, ob es nur ein Traum ist. Das verändert mich.

Karweihnacht

Nägel
      in der krippe
mehr als die Windel
     am kreuz
fleisch.

Montag, 18. Dezember 2017

Betthupferl

Warte, warte noch ein zeilchen
auf ein wörtlein klein.
Mit dem schicken versefeilchen
raspel ich ‘nen falschen reim.

Vor dem schlafen sollst du dichten
wenn schon sonst nichts schönes geht,
weil die alten knochen gichten
und der sinn nach schlafen steht

Kannst du keine lyrik machen
sei nicht allzusehr verzagt
man kann sich auch ein leben machen
das sich gut in prosa plagt.

Ist dein Leben ein Roman
Oder gar ein dramastück
Halte fest mit worten dran
Nicht jeder schenkt sich so ein glück!

Doch halte dich von Buben fern
die nur das Sachbuch lieben.
Die haben zwar das leben gern
aber nie was drob geschrieben.

Auch die wunderschönen frauen
hübschgemacht von kundger hand
sind wohl poetisch anzuschauen
aber bitte: alles tand.

Hab dir nun die zeit vertrieben
Mit der schönen verserei
hab das nur für dich geschrieben
dass dein leben schöner sei.

Schenk mir nur noch ein sekündchen
lies auch diesen letzten vers
lächle über reimesündchen
Und dann schlaf schön.

Sonntag, 17. Dezember 2017

Advent ohne Lukas und Matthäus.

Die Weisen haben sich verlaufen.
Zuviel glühwein.
Die Hirten sind gar nicht erst los:
Kein Netz in Bethlehem.
Die Engel hocken darum vor dem Fernseher
Downtown Abbey wird wiederholt
im Free TV.
Herodes ist in dubai:
Einfach die schöneren Strände.

Und Joseph singt leise
von der bright side of live.

Maria aber bewegte
trotzdem alles in ihrem Herzen.

Die Finsternis hat’s nicht ergriffen.

Versuch über Dummheiten

Die Dummheit der Dummen ist
sich für schlau zu halten
und die Schläue der anderen
für Dummheit.
Die Schläue der Schlauen ist
mit der eigenen Dummheit zu rechnen
die Dummheit der anderen zu achten
weil sie schlauer sein könnte,
als die Schlauen meinen,
selbst wenn sie dümmer ist,
als die Dummen meinen.
Die Dummheit der Schlauen ist,
sich für schlau zu halten,
ohne von der Dummheit der Dummen
gewarnt zu sein.
Mit einem Wort:
Dumme sind zufrieden,
Schlaue höchstens glücklich.
Dabei gibt es ein Problem:
Ein Schlauer kann sich dumm stellen.
Eine Dumme aber kann Schlauheit
nur imitieren, aber auf Dumme wirkt
die Imitation oft schlau,
weil sie stereotyp ist.
Der gesamte Diskurs ist mithin dumm,
weil es keine Schlaue geben kann,
die ihn beobachtet.
Das ist dumm.
Es stellt sich mir die
- unter Umständen recht dumme - Frage,
wie man diesen Diskurs nicht-diskriminierend führe kann.
Das müssen wir aber,
weil in der komplexen und vernetzten Welt
politische Dummheit fatalste Folgen hat:
Dummheit nimmt sich (selbstverstärkend) als Mehrheitsphänomen wahr
und klagt daraus Machtansprüche ein.
Wie kommuniziert man erfolgreich,
dass eine Entscheidung töricht ist,
weil schon ihre strukturellen und faktischen
Prämissen töricht sind?
Und, ganz schlicht, ab wann muss man
auf die strukturelle Gewalt,
die von organisierter Dummheit ausgeht,
mit Gewalt antworten?
Und wäre das wirklich schlau?

Samstag, 16. Dezember 2017

Advent II

Bald werden länger
lichtphasen tage
haut lacht auf laut
haare fiebern
alles leuchten
ist gott
besser als tod
permanentgeburt im
innenstall ungetroster blicke
hirntraum in hypophysengrippe
serontoninsegen der verfleischung
und dazu
niedlich geschnitzt
hirtengesocks
ochsenschwanz
eselsohren
unnütze preisgaben
von ferner morgiger ferne
sternengeschenke
kommt so niedrig nieder
niederkunft inmitten
selbsterhöhter
höhenselbste
wenn’s gut läuft
ein lächeln
fürs gekreuzigte licht
advent
das kommen
des gehenden
der bleibt.

Freitag, 15. Dezember 2017

Jerusalem

Jerusalem
hochgebaute, hochgebauschte
was wahn ist
ist in dir
und was erlösung ist
auch ziel der völker des alten kreises
adamsgrabstatt blutmeer
wohnstätte des nichtwohners
was bleibt vom apfel
zank der evaskinder
abrahamsenkel
fern vom himmel bloß
himmelszeichensteine.
Für steine  töten
seit je das handwerk
der frommen
toren.

Langeweile

Im radio läuft Vivaldi.
So kann ein tag beginnen
mit nichts als wiederholung
das immerselbe wie verschluckte kotze
kein vorwärts
kreisen auf dem punkt
schlimmstmögliche ewigkeit
die nur ein gott ertrüge
ich aber
hellwach dank aspirin
sterbe
(leider nicht. Liege im klebrigen puddingbad
des selbstmitleides)
jetzt spielen sie Haydn
den alten witzbold.
Lasst gut sein.
Ein paar nasentropfen helfen auch hier.
die frage lautet nicht
was sie gerade spielen
sondern was als nächstes
existentielle nörgelbereitschaft
Kaffee wäre gut
aber dafür müsste ich den pfühl verlassen.
ich wette es gibt noch Brahms.
So ein schnupfen
Ist doch eher
was seelisches
oder?




Mittwoch, 13. Dezember 2017

Frieden

Das kriegsbeil ist begraben
und vergiftet nun die erde
drachensaat mit verzögerungszünder
die waffen schweigen
drohend
die gefangenen kehren heim
voller wut
das brot wird teuer
und das wasser schmeckt
nach leiche
der schuldige ist gefunden
alles ist gut
die wahrheit liegt noch länger
im lazarett
das, was nicht gewesen sein soll
ist der anfang
von dem
was wieder sein wird.
der krieg ist der vater
aller kriege
mutterlos.

Dienstag, 12. Dezember 2017

Vanitas xx. saec.

Keine hohläugigen schädel
drapiert auf edelem sammet.
Und auch nicht tropfend verlöschende kerzen
vom docht aufsteigend ein seelenquälmchen.
Kein erdgefallenes weizenkorn
keine vielsagenden Sensen.

Stattdessen
Kinderblicke und eiserne dolche
leere schüsseln des mangels
wasser am münzautomaten.


Kein leuchtender Horizont
der das verwesend gewesene aufhebt
namenlose erde vielmehr
die das verreckte verschluckt
selbst die vergänglichkeit
hat der vergängliche
mit gier besudelt.

Niemand mischt farben
es findet sich kein fröhlicher
schwindel der dichter

das letzte jahrhundert
war wohl wirklich
das letzte.

Montag, 11. Dezember 2017

Augenpippi

Die Seele wäscht sich aus
mit dem harn der augen
den tränen.
Doch anders als der nie versiegende strom
aus den geschäftigen nieren
scheint dieser born
einen boden zu haben.
es bleiben
brennende augen
und trockene trauer
die zu wer weiß was
verklumpt.

Sonntag, 10. Dezember 2017

Archivordnen

Gleißende Sonne
beleuchtet flirrenden Staub
Abendaktenfriedensglück

Sinkende Sonne
langdunkle Schatten wirft
der papierene Berg

In der kommenden Nacht
funkeln leer metallig

die Ordnerklemmen


Chaos am Ende.

Morgenlob

Morgengrau.
Schlimmes Erwachen
der Kopf voller Bilder von Tod und Vernichtung
ein weinendes Kind.
Und dennoch:
erwacht!
Grund für Lob genug.
Einmal so erwachen
wie ER erwachte.
Dann nimmermehr
schlafen.
Den Abend schon loben können
bevor der Tag anbricht.
Einsam sein,
nicht verlassen.
Mit der Option
auf Rückkehr.
Und schließlich:
erlöst!
Dann nimmermehr beten.
sondern
Von Angesicht
zu Angesicht.

Bis dahin aber:
Ohren voller Geschrei
Herz voller Kümmernis
Denken leer.
Die Macht der Bilder.
Eia,
wär´n wir da.

Ich lobe
eisern.

Heiße Weihnacht





Weil wir hier Winter haben
fällt es uns leicht,
von Wärme zu reden
und vom strahlenden Licht.

Wie aber, wären wir
am anderen Ende der Erde?
Eine laue Sommernacht
Spekulatius am Pool?

Wir würden wohl
den Winter in uns
spüren müssen
und das Dunkel im Herzen.

Vielleicht käme uns
Weihnachten
in Australien
viel näher?

heute


 
Heute wären es wohl
Banker und Forscher,
die etwas gelesen haben
von einem neuen Trend
in Sachen Gott:

Sie würden sich ebenso täuschen
wie damals die Klugen
mit ihren Sternen und Büchern.
Sie liefen auch
in den falschen Palast.
Weil der Palast schon falsch war.

Heute wären es wohl
Zeitarbeiter oder
moderne Tagelöhner (sagen wir mal:
Packerinnen und Packer)
denen gesagt würde:
Die Zeit der Gerechtigkeit
bricht heute an.

Sie würden ebenso laufen
wie damals die Hirten.
und wären erstaunt
eine Familie zu sehen:
auf der Flucht.

Heute wären es wohl
wir
die es auch nicht
verstünden,
was die Engel uns sagen.

Doch tief berührt
gingen sie alle
nach Hause.


Weihnachtliche Fragen





Auf Heu und auf Stroh.
Du fragst Dich: Warum?
Wieso nicht in Seide und Samt?

Im Stall unter Tieren.
Du fragst dich: Warum?
Wieso nicht vor Dienern und Sklaven?

In fremden Gefilden.
Du fragst dich: Warum?
Wieso nicht im Zentrum der Macht?

Als schutzloser Säugling.
Du fragst dich: Warum?
Wieso nicht als machtvoller Held?


Weil Gott es so wollte.
Als Mensch unter Menschen
Dem Menschen ein Mensch.