Dienstag, 30. Mai 2017

genetischer Apokalyptismus 2.0

Seit es Menschen gibt, geht die Welt unter. Mindestens.
Es ist die ins historisch-kosmische gewandelte Todesangst als Bewußtseinszustand.
Der Trick ist: Durch Beschwören hoffen, es zu überleben. Voodoo als kulturgeschichtlicher Modus. Wer wirklich Angst hat, schweigt.
Das Fatale ist: das laute Geschrei der Apokalyptiker, die selbst nicht wirklich an die Apokalypse glauben (jedenfalls nicht an ihre eigene!), ist hochgradig ansteckend. Und wirklich toxisch wird es bei denen, die sich selber verloren gegeben haben. Die suchen die heroische Tat des Untergangs oder der finalen Aufopferung. Immer aber suizidal. Das gesamte Unternehmen Apokalyptik ist von geradezu staunenswerter Distanzlosigkeit und Dummheit. Auf der anderen Seite ist gerade die Apokalyptik, als Totalmetapher sozusagen, die einzige Möglichkeit, der Hoffnung der Armen und Verfolgten so Ausdruck zu verleihen, dass es nicht bloßer Appell bleibt: Die Hoffnung auf die Vernichtung der Vernichter. Und damit wird das Grundproblem deutlich: Es geht um Vernichtung. Gerade die Apokalyptik mit Ihrem Horizont einer als Post- oder -Parahistorie gedachten Ewigkeit ist zutiefst diesseitig und resignativ. Sie hat die Erde aufgegeben. Die persönliche, individuelle, unausweichlich Apikalypse wird zum Weltengesetz hochanalogisiert. Der seltsame Trost ist offensichtlich eine Art Verschmelzung mit dem   Schicksal. Daher das heroisierende Gedröhn, die Beschwörung von Werten, der hohe Ton niederer Instinkte.
Denn das ist es. Nackte, gottlose Angst, die am Ende, was sie am meisten fürchtet, ins Werk setzt: Den Untergang.

Montag, 29. Mai 2017

Dosis macht das Gift

Zeitunglesen hat mich geprägt, auch sozialisiert, Horizonte geöffnet.
Jetzt vergiftet es mich.
Habe ich bestimmte Enzyme nicht mehr, oder ....?

Sonntag, 28. Mai 2017

Takt

Ich will das nicht mehr
früher gabs da
so schöne Worte dafür
die waren wie ein Klaps
auf den Hinterkopf
oder ein kalter Blick
unter Stirnfalten
und sie waren gemeint
als so etwas wie
gute Stube
nutze die Wörter
und den Verstand
wie Messer und Gabel
und sprich nicht
als würdest du kotzen,
magensauerlicher Gedankenbrei.
Es hieß dann
Blabla
Gewäsch
Dünnschiss
Gegacker
und einer meiner Lehrer lehrte
mich das Schöne Wort
gallimathias
als er mir einen Aufsatz
zurückgab in dem ich
der Hure des Geplappers
gehuldigt habe
die mich zu einem
hirnlosen Helden machte
und dachte
es wäre ein großer Wurf
aber ich war doch bloß
hingerissen von den Wörtern
die da herausgeschossen kamen
und war doch
nur Gewäsch und Geplapper
schreib mit Messer und Gabel
und bohre nicht in der Gedankennase
um deine kümmerlichen Ideenpopel zu fressen
ich will das nicht mehr
und bestelle alle Zeitungen ab
und höre nur noch
Musik

Gewissensnot

Die Luft ist süß
und schmeckt nach Schokolade
mit einem Schuss
Bratwurst.
Sie hat jetzt was
von Prosecco.
Richtiger Sekt ist das nicht.
Aber immerhin:
der Mai gibt sich Mühe
ein August zu sein
und wenn das der Klimawandel ist
dann habe ich
ein echtes Problem.

Kehricht

Eigentlich dachte ich immer, ich müsste ein Buch schreiben. Was Kluges, Bedeutendes, Brillantes. Jetzt weiß ich, warum es nie ging. Auch gedruckt ist das Ganze die Unwahrheit. Für mich heißt Schreiben: Die Splitter zusammenfegen. Es ist Zwecklos, daraus wieder etwas zusammenzukleben. Ich habe nicht die Zeit für Zusammengeklebtes. Ich betrachte die Scherbe als das Kleinod, das sie ist.

Perspektiven

Klar
es ist lächerlich banal
die Augen sind Fenster
und noch banaler
wir sehen nur Flecken
und Striche und Punkte
der Rest ist
gerechnet.

Klar ist das banal.


Aber das man es sagen muss
immer wieder sagen muss
dass man es unter Lebensgefahr sagen muss
als wäre es eine tödlich Lüge
zeigt doch
was Dummheit bedeutet.

Du siehst es am Blick.

Augen
die nicht wissen
dass sie
Augen sind.


Samstag, 27. Mai 2017

Heilig

Heilig sein
kann doch nur heißen
soviel Mensch sein
dass es
für alle reicht
dann ist
Verdammnis
letztlich nur Geiz
von allen Todsünden
und Urverwerfnissen
das Lächerlichste
Nicht mal der alte Affe
grinst da heraus
sondern der stumpfe
Blick des Reptils
Heilig kann doch nur heißen
nicht über sich hinaus
(als wäre da noch Platz)
sondern immer nur
in sich hinein
und Wurzeln schlage
auf dieser Erde,
die Haut von innen füllen
und so
mit sich eins
ins Weite.
Heilig kann doch nur sein:
Hier
unten.

Lähmung

Es gibt so eine Traurigkeit
der Gebeine
tränenlos
und ohne Schmerz
so ein Kummer
im Knie und im Nacken
selbst der kleine Zeh
senkt den Blick
eine Traurigkeit
aus
zuviel Leben.

infernalische Autopoiesis

Wer ständig von der Hölle spricht,
ist schon drin.

Morgenwunder

Vögelgedröhns, Motorradgezwitscher, schwätzende Bäume, knarzende Autos mit singenden Bremsen, es riecht säuerlich nach abgestandener Frühlingsluft, die Augen knurren und der Magen tränt, in der Küche rast der Kocher gleich ist es so weit gleich kichert das heiße Wasser über den müffelnden Staub und dann rückt der erste Schluck alles zurecht ohne Kaffee bliebe die Welt ein Chaos und ich höre die Vögel zwitschern.

Freitag, 26. Mai 2017

ko(s)mische Komparative

So ohne Mond
ist die Nacht
noch nachtiger.

So ohne Laut
ist die Stille
noch lauter.

So ohne Worte
ist die Wahrheit
noch wahrer.



Endzeit

Dass die auch Zeit sterben muss
ist so krass
als Trost meine ich
denn auch der 
der Scheiß hat ein Ende
und dann kommt
Stille oder
rauschendes Leben
oder Nichts
oder meinetwegen auch Hölle
wenn´s der Wahrheit dient.

Dass die Zeit sterben muss
was das Krasseste ist
darin sind sich
Einstein und Gott
ganz einig.

ewig heißt
denken wir
dauernd
das heißt
wir denken gar nicht
wir transformieren
Angst
in Gedanken.

Ewigkeit aber
ist begrabene Zeit
und was das
Allerkrasseste ist
wie war das doch gleich
mit Gräbern?


Donnerstag, 25. Mai 2017

Himmelfahrt

das Universum hat kein Dach
und so ist
auch der Himmel kein Zelt
kein kristallenes Gewölbe
Licht ist er, Luft,
und Spiegelung des Meeres.
So wohnt auch kein Gott
über uns
nicht Raum
noch Zeit
und also:
auch kein "Dahinter".
Schau nicht nach oben
blicke nicht weit
Der Himmel
ist dir
zunächst.
Er ist
das Andere
der Erde.
Der Himmel ist
Fleisch
so allein taugt er
zur ewigen Wohnung.

Vatertag

Er ist doch ein
Vater. Den Sohn siehst du
immer leiden,
weil er
dein Kind ist
und du soviel
mehr weißt als er
und die Qual kennst
die ausgeht
von der unerträglichen
Schönheit der Frauen
und der unerträglichen
Kraft der Männer
wobei ja so fest
gar nicht steht
was was ist
und also auch noch
Verwirrung,
so also leiden Väter
und dürfens nicht,
denn das Leiden
gehört den Frauen
eine ungeheuerliche Okkupation
und darum
ist es so
wie es ist
je weniger Vater
desto Vatertag
da ist Himmelfahrt
keine Alternative
hier sind ja dann
Vater und Sohn zusammen
wir haben nicht
mal im Ansatz verstanden
was Dreieinigkeit
für das Patriarchat bedeutet
so wahnsinnig viel
Nähe,
das geht hier und heute
wohl echt nur
im Suff.

Gravitation

Diese Luft
grasgesättigt und regenduftend
leichtgängig sozusagen
(der Winter atmet sich wie Schweröl),
und die Schwerkraft ist auch
aufgehoben
(der Herbst zieht mit mindestens
3g nach unten)
wie ein Unterhemd liegt
sie mir an
(ich liebe Rips von Schießer,
wer mich liebt, muss das auch lieben)
und hat ihre eigene Zartheit
(auch weil immer noch ein Hauch Schärfe
dabei ist),
der Frühling ist nicht so
platt wie der Sommer,
der immer mit dicker Hose daherkommt
(und oft natürlich tief enttäuscht, dann heißt es eben
er habe enttäuscht, niemand sagt,
was es viel besser träfe:
Er hat sich lächerlich gemacht)
Ich denke da bin ich mir
mit der Amsel einig
und beneide sie
aufs Neue
Jahr für Jahr
(aber Jahr für Jahr mehr,
aus Gründen der Gravitation)
um Flügel
und mehr noch
um Stimme
(und, ehrlich gesagt
um diesen knallgelben Schnabel).

zeitreise

Ich würde ja gerne zurückreisen, um meinem jüngeren Ich zu sagen, was für ein eingebildeter Idiot er war. Aber weil er/ich es war, würde ich ja nicht auf mich hören. Mache ich ja heute noch nicht.

Mittwoch, 24. Mai 2017

Hälfte des Jahres

Noch ein paar Tage, dann ist die Hälfte des Jahres fast rum. Ich hatte mir an Silvester nichts vorgenommen, das habe ich bisher geschafft und es fühlt sich gut an. Aber es war ein harter Weg, einfach so zu bleiben, wie man ohnehin ist, wenn man mal davon absieht, dass es bei mir zum Sosein dazugehört, eigentlich nicht so sein zu wollen. Also es ist unendlich kompliziert und bescheuert und ich frage mich, wieso du bis hierher gelesen hast.

High Noon

Mittagschlaf, oder: embedded workflow.

Dienstag, 23. Mai 2017

Haiku. nächtlich.

Schwarzes Gewölk droht,
träge blinzelt die Katze.
Kein Weltuntergang.

*******

Leise Flammen nur.
Der Topf summt Heimeligkeit.
Oh, Hühnersuppe!

******
Tränende Augen.
Leise schneidet das Messer
Haut um Haut: Zwiebel!


*******
Die Luft kräuselt sich.
Sanft bläst es vom Osten her.
Der Baum winkt mir zu.

*****
Längst schweigt die Amsel.
Schlaf liegt leicht auf dem Garten.
Grün wandelt zu Grau.


Argumente in den sog. Geisteswissenschaften

Die Bedeutung von Fußnoten mit "siehe...": Ich sehe das wie Nietzsche  (oder Hume oder Derrida oder wer auch immer)
Gemeint ist freilich: Er sieht es genauso wie ich (es schon immer gesehen habe).

Illusion der Selbstaufhebung

Die Selbsthematisierung von Blasenbewohnern hebt die Blase nicht auf, sondern erzeugt eine neue Blase. Eine sehr eigentümliche Form der Schaumerzeugung.

falsche Frage

"In was für einer Welt leben wir eigentlich" wird wieder viel gefragt. Die Frage sagt nichts über die Welt aus, sondern über die Fragesteller. Wir leben in einer gefallenen Welt, in der Menschen Menschen ausbeuten, umbringen, belügen, betrügen, foltern, lieben, schätzen, umarmen, streicheln und nebenbei die Erde zu einem Müllhaufen machen, auf dem es wundervolle, kunstvoll gestaltete Orte gibt. Tränen und Pisse, Blut und Milch, Schweiß und Scheiß.
Die Frage muss lauten: In was wir einer Welt wollen wir leben? 

Montag, 22. Mai 2017

Zwischentraum

Eben noch Gedachtes
verwirbelt sich zu
wirrem Zeug
aus dem Neues kondensiert
das so logisch klingt
ist aber nur Elektroschrott
aus der Eiweißpampe
die meinen Kopf
so schwer in das Kissen drückt
und ein brummendes Auto
wird zum Insekt
das zu meinem Handy wird
das mich weckt
weil ich vergessen habe
den Vibationsalarm
auszuschtalten
und weil ich mir nicht sicher bin,
ob ich nicht doch schon schlafe
schreib ich das auf
und weil niemand klatscht
denke ich mal
ich bin doch wach.

Amateurpolitik

Natürlich können Amateure auch alles, was Profis können. Sie brauchen nur ein vielfaches an Zeit und kennen die Standards, die Routinen und die Tricks nicht oder nur in Ausschnitten. Was Amateure aber vor allem meist völlig fehlt, ist Fehlertoleranz. Darum sind Amateure überall dort bedenklich,  wo es um Verantwortungsfelder geht, bei denen die Fehlerwahrscheinlichkeit aus Gründen der Komplexität so hoch ist, dass es zur Professionaliät gehört, von vornherein mit Fehlern zu rechnen. Darum sind Amateure dort, wo die Risiken am allergrößten sind, sogar gefährlich: Kommunikation. Und Kommunikation - Teamwork - ist zur Komplexitätbewältigung unverzichtbar. Auf Raumstationen, im OP, im Flugzegu und im Formel 1-Rennwagen wird das z.B. extrem sichtbar.
Aber bei Politikern soll das nicht gelten? 

ambivalenz

Ein nicht ganz dichter Dichter
erfand mal einen Trichter
für Hobby-Verseschmieder.


Tatsächlich war das nicht sehr klug.
Denn keiner mehr nach Versen frug -
es gab jetzt zuviel schöne Lieder.

Weil jedermann poetisch sang
stieß, was nach schönem Fortschritt klang
die Kunst in Wahrheit nieder.



Pharisäerparadox [Kreterparadox (fromm)]²

Wenn ein Pharisäer einen Pharisäer einen Pharisäer nennt, ist das auf allen nur denkbaren Ebenen verlogen. Sagt ein Pharisäer.

Test auf abendländisch

Für echte, richtige und wirkliche deutsch-abendländische Leitkulturchristen ist der Montag gar kein Montag. Weil die Woche ja am Sonntag beginnt, mit gemeinsamen Frühstück, Gottesdienstbesuch und Spaziergang in Sonntagskleidung.

(Mein leichtes Montagsmimimi hat also etwas sehr Beruhigendes)


Sonntag, 21. Mai 2017

gebet

So will ich denn doch
einmal die Hände falten
und danken
für die Nacht,
die alles so gnädig verhüllt
und den Tod,
der allem eine Bedeutung gibt
(vor allem dem zeitraubenden
täglichen Schwachsinn),
für Kummer will ich danken,
der macht die Zeit so lang
und für all das Elend,
das nicht meins ist
und so sitze ich ganz fromm da
und es ist doch bloß
in Seidenpapier verpackter
Sarkasmus,
wenn's denn nicht sogar
Zynismus ist
ich wollte doch danken,
okay,
dann also
kyrie eleison.

bittere Frucht

Dem Erfolg folgt Verfolgung.

Radio

Das humane Medium: Klang, Wort, Stimme.

Verwegene Ziele

Ich habe mir fest vorgenommen, das Alter als Freiheit davon zu feiern, jung sein zu müssen. Wenn jetzt bloß nicht irgend so ein Magen-Rücken-Knie Scheiß dazwischen kommt. Oder Sterben, was auch doof wäre.

Samstag, 20. Mai 2017

Kummer im Paradox

Zu Hause Heimweh haben.

Burka und Aufklärung

Es wird Zeit, unsere Verschleierung zu identifizieren, anstatt unsere Identität zu verschleiern.









(hihihi...🙄)

Was ist Feuilleton

"Der neue Roman von Auster ist eine Perle".
"4321: Er-Zählen im Countdown".

Systemtheorie, simpel gefasst

Never quatsch a running system.

Lügenpresse

Nichts anderes als der Ausdruck des heruntergekommendsten aller Theoreme: Die Perspektivitätstheorie der Wahrheit. Das ist übrigens die Wahrheitstheorie, die alle aus persönlichen Gründen ablehnen. Finde ich jedenfalls. Denn ich pupse, also bin ich.

Auf welchen Axiom beruht eigentlich die Wahrheitspresse?


sola sultitia

In manchem bin ich nur gut, weil ich das Glück habe, das keiner in der Nähe ist, der es wirklich kann.

Freitag, 19. Mai 2017

Haiku

Ein Vogel lacht laut.
Im Gebüsch herum schon
lauert die Katze.

****
Wolken türmen sich
Schwarzblau kanntet der Waldrand
Hauchfeiner Lichtstrahl.

Fangantwort

Warum,
so fragt es mich oft
das lesende Herz
es könnte auch deins sein
warum schreibst du
wenn du doch so fromm bist
warum schreibst du eigentlich
keine Gebete?

Darum
das du, was du liest.
nicht als das liest
was es ist.

Vorfreude Barfuß

Das Nachtgespinnst
fasert sich aus
und wickelt
die traurige Welt
in tiefschwarzklebrige
Schlieren,
feuchte Tücher
wischen über das Gras.
Morgen früh
kitzeln sie
meine Füße.

Tinnitusabwehr

Nur Wörterwatte
dämpft,
wenn eine
Mithöhrentzündung
das Trommelfell peinigt.
Allenfalls hilft noch
eine duftende Spülung
Salbaderteeaufguss
mit linderndem
Quark.

Metempsychose

Ach,
wär ich eine Amsel.
Im schwarzen Trauergewand
einen kecken gelben Schnabel
der allem Griesgram abhold scheint.
Zweibeinig hoppend
wie aufgezogen.
und dabei wissen:
ich könnt auch fliegen.
Der arroganten Katze
eine Nase drehen
und den
dreisten Spatzen
zeigen, wo der Hammer hängt.
Und, ach, der Gesang.
Ihn zu preisen
mangeln mir Worte.
Albern und kunstvoll
ahne ich in ihn
eine unbändige
Freude am Leben.

von Sinnen

Immer diese Angst,
dass morgens
die Vögel nicht mehr singen.
Blind ware schade
taub unerträglich.

Mittwoch, 17. Mai 2017

Gerüche

Neben dem Friedhof wohnen heißt:
der Morgen duftet nach Tod
und die Vögel
zwitschern Requiems.
Im Pfarrhaus wohnen
neben dem Friedhof
meint
der Morgen duftet nach Hoffnung
und die Vögel
zwitschern Hymnen.
So liege ich da
bei offenem Fenster
im Bett
als wäre es
ein geöffnetes Grab.


Dienstag, 16. Mai 2017

traurige Tropoi

Wer liest schon Gedichte
in Zeiten verdünnter Wahrheit
tragen Wörter
die Lasten der Lüste
sägen Sinn aus
hauchdünnen Brettern
amerikanischer
und sonstiger Präsidentenprosa
oder sprödem Kanzleideutsch
(die Rückkehr zur Quelle
Staub zum Staub
oh ausgerechnet Sachsen)
wer liest schon Gedichte
im Schwafelland
ist nur noch verständlich
was niemand versteht.

Sonntag, 14. Mai 2017

papierkrieg

Vom Schreiben leben heißt, zwischen leeren Blättern irgendwie durchkommen. Es frisst an dir, bis Du Wörter kotzt. Ich lese die eigenen Sachen wie ein kleines Kind, das beglückt ins Töpfchen schaut.

Erscheinung

in meiner
nacht der macht
umflammt mich brennendes leuchten
fackeln des geistes
gleißende iris
ein sternenhimmel
funkelt am firmament
meines schädels
und zaubert,
ja, zaubert,
diamantene klarheit
des denkens
glitzender gewissheit


ich habe mal wieder
vergessen,
die verdammte Nachttischlampe
auszuschalten.

Samstag, 13. Mai 2017

Freitag, 12. Mai 2017

As time goes by

Das Knirschen
in den Gelenken
ist das Echo
der Sanduhr.

Der fahle Geschmack
am Morgen
Friedhofserde.

Das schüttere Haar
übt schon mal
Kompost.

homo lupum homo

Der Mensch ist das Tier, das einen Zoo betreibt.

Modalpastorallogik

Möglicherweise ist Pfarrer ein
unmöglicher Beruf.



Sonntag, 7. Mai 2017

Dualismus.

Nein, nicht die Nacht,
der Tag ist der Hetzer.
Er ist der Vater
der Spaltung,
Gründer des Risses,
Mörder der Einheit.
Wer Schatten sieht,
denkt
er sähe das Böse
es sei
der Raum ohne Licht.
Die Nacht
weiß es besser.
Sie birgt gleichermaßen
und nötigt
zum heilvollen Grau.
Drum ist ihr schweigendes Dunkel
die Hülle
des Glaubens.

Mathemusiktik

Klavier zu zweit.

Samstag, 6. Mai 2017

Gott und Verstand

 Unsichtbare Hirntücher und unbeschnittene Vorurteile: Die sind bedenklich.

Hymne

Gib der Nacht eine Chance.
Der Tag voller Müll
kotzt seine Prioritäten
dreimal ins Essen
und lärmt
mit bedeutungsvoller Miene
höllischen Unsinn.
Die Nacht
lächelt
und schweigt
und öffnet
mit leise summender Stille
ihre nährenden
Arme.
Nicht die Nacht
der Tag ist
des Todes.


Freitag, 5. Mai 2017

Politik und Gott

An die Stelle von links vs. rechts ist die Differenz von simpel und komplex getreten. Leider scheint der Weltgeist in der Sicht der Simplen auf der Seite der Simplen zu stehen. Tatsächlich aber  generiert er Komplexität, indem er Simples frisst. Die Simplen sind genau darin simpel, dass sie das nicht verstehen. Darum wählen die Kälber ihre Schlächter. Sie denken, es gäbe einfache Lösungen. Wenn das die vielzitierte List der Vernunft ist, dann ist sie unmenschlich.
Oder, ganz simpel:
Gott ist Komplexität.

Donnerstag, 4. Mai 2017

growing older

Knieschmerzen, Sodbrennen und flacher Nachtschlaf sind nicht die Zeichen des Alters, die mich beunruhigen. Aber ich fange an, meine Erinnerungen höher zu schätzen als die Gegenwart. Das ist bedrohlich

Sex und Gott

Wer mit wem unter welchen Umständen
wann und wie
welche Berührungen und Körpersäfte tauscht,
ist völlig unerheblich.

Solange es kein Götzendienst ist.
Das ist der Kern christlich-biblischer Sexualethik.
Es geht nicht um Sex, es geht um Gott.
Und zwar um den inkarnierten Gott,
der das Fleisch seiner Einwohnung gewürdigt hat.
Alles klar?

Contra errorem Augustini

Die "Schwäche" des Fleisches ist seine Stärke: Lust.
Darum: Auferstehung des Fleisches.
Etwas anderes will ich nicht.

Dienstag, 2. Mai 2017