Freitag, 30. Juni 2017

Wüstenvaters Nörgeleien

Über das Schweigen schreiben ist wie beim Essen kotzen.

Über Sünde reden ist Sünde.

Über das Reden reden ist wie Pornographie: Lust an der gefakten Lust anderer. Wer redet schon wirklich?

Rückzug bedeutet, der Welt noch mehr das Ohr zu schenken.

Ich will vom Hören nichts mehr hören.

Die Stille ist nur erträglich, wenn sie keinen Ertrag hat.

Der Mensch ist dem Menschen ein Mensch, zum Wolf fehlen ihm Eleganz und Wildheit.

Aus der Stadt in die Wüste fliehen heißt doch nur: Von einem Durst zum andern.

Wer Sex für ein Übel hält, ist ein Übel.

Böse Geister wollen mir sagen, wer ich bin. Gute Geister massieren mir die Füße.

Es gibt keine "schlechten" Menschen. Allerdings auch keine "guten".

Dass eine Körperöffnung, die für unser Wohlbefinden von so elementarer Bedeutung ist, zur Bezeichnung für gemeine Menschen herhalten muß, kann sich nur ein Arschloch ausgedacht haben.

Donnerstag, 29. Juni 2017

Auferwachen

Du entrinnst nicht.
Auch der Schlaf ist bloß geliehen.
Wachsein wird weidlich überschätzt
diesseits des Todes.

Mittwoch, 28. Juni 2017

Im Frühtau zu Berge

FunktionsHose gekauft.
Check.
All-sonstwas- Jacke gekauft.
Check.
HighLoadBackpack-Rucksack gekauft.
Check.
SpecialWalkerAllAge-Stock gekauft. Einen, nicht zwei.
Check.
GoreTex-Hut gekauft.
Check.
Trekking Sandalen Bigfoot. Mit Socks, gekauft.
Check.
Satellitenortungsgerät gekauft.
Check.
Wasserschlauchtrinkflasche.
Nicht.
Wir wollen uns doch nicht zum Gespött machen.

Montag, 26. Juni 2017

Siebenschläfer

Sieben Männer schlafen
statt zu sterben
So könnte auch ich
ein guter Heiliger sein.
Erspart mir nur bitte
den frommen
Chemtrailquatsch mit dem Wetter.
Sieben Männer schlafen
statt zu töten
Das könnte gut für alle sein.
Noch schöner wäre die Geschichte
kämen sieben Prinzessinnen,
sie zu wecken
oder (hach!) nur eine.
Das wäre ein unfrommer Schrecken
voller Heiligkeit
und rasenden Begehren
diese Ikone stünde sogar auf meinen Altar.

sonnenwende

diese langen tage
sind irgendwie leer
die Dunkelheit füllt sie nicht
mit ihrem samt.
nur steinernes licht
ohne rast

Schnelles Denken

Glaube nur der Statistik, die du selber nicht verstanden hast.

Sonntag, 25. Juni 2017

Inschpiration

Alle "schreiben" irgendwie.
Ich nicht.
Ich schreib bloß auf.

Samstag, 24. Juni 2017

Sonnabend

Die Schöpfung holt Atem
und Menschen wuseln
Gott ruht
und Menschen machen Lärm.
Sie schaffen und schaffen
Er zieht sich zurück,
damit Raum bleibt
und Zeit.
Die Schöpfung holt Atem
für den Tag des frischen Windes
den Tag des leeren Grabes
und die Menschen machen nur Wind
schaffen von Stund zu Stund neue Gräber
als kämen sie nicht von selbst.
Die Schöpfung holt Atem,
der sogenannte "Geist"
als wäre er ein Gespenst
zwischen den Dingen
und nicht das Ding in den Dingen. 
Der Geist geht,
und die Menschen sind entgeistert.
Die Schöpfung holt Atem
für morgen, den ewigen Morgen,
den endlosen Anbruch des Tages
und wir
wir machen Wochenende.

Zwei-Quellen-Theorie

Die Welt zu einfach sehen: Quelle der Wut.
Die Welt zu kompliziert sehen: Quelle der Traurigkeit.

Radio

Wenn das Ende aller Tage so nah ist
wie die Zeichen der Zeit
und das Untergangsgeschrei
und die verzweifelten Gebete
es doch nahelegen,
wenn das Ende aller Tage
also nah ist
und Verdammnis, Vernichtung
und Verwüstung anstehen,
lohnt es wohl nicht mehr
einen Sarg zu kaufen,
Leasing mag genügen.
Aber ein Radio muss sein.
Bei soviel Milliarden
kann sich das mit der Auferstehung
etwas ziehen.

Freitag, 23. Juni 2017

labernde Luft

Die Luft in dieser großen Sommernacht
hat zuviel Novalis gelesen oder Trakl oder Bachmann und Rilke
sie schwätzt sich Rage
mit Düften und Dünsten
von fernen Welten und Würzen,
von anderen Planeten gar
und haucht sich großbärig  in Extase
labernde Luft
die nicht merkt,
dass sie nach Diesel stinkt
und alternder Gülle.

Fundamentalkoans



Agnostiker/in:             Ich glaube nur, was ich sehe
Atheist/in:                   Ich glaube nichts, also seheich nichts
Fundamentalist/in:      Ich sehe nur, was ich glaube
Positivist/in:.               Ich sehe nur, was ich sehe
Christ/in:                     Ich glaube, hilf meinem Unglauben

Mittwoch, 21. Juni 2017

Transzendentalanatomie

Ich sehe meinen Rücken
niemals.
Niemals so, wie du ihn siehst.
Ich meine: Als meinen Rücken.


Kopfwirbel

Ich wäre gern so klug
dass ich gar merkte,
wie klug ich bin,
aber doch klug genug
nicht dumm zu wirken.
Aber ich bin nicht einmal klug genug,
um zu merken,
wie wenig klug ich bin,
so dass, was als Klugheit erscheint,
eigentlich nur
die gekonnte Formulierung
des Nichtkönnens ist.
Aber das gilt ja heute als klug.
Was ziemlich dumm ist.
Was also bleibt?
Das Mühlrad im Kopf.

Hitzeparadox

Der kalte Schauer packt mich an,
wenn ich bedenke,
dass diesselbe Sonne,
die mich wärmt
ein atomares Inferno ist,
die Glut gewordene Feindschaft zum Leben.
So also ist das gemeint:
Gott zu nahe kommen
bedeutet Vernichtung.
Wir leben nur,
weil wir in geradezu
homöopathischer Ferne leben.

Traurige Wissenschaft

Das Experiment "Leben" veträgt keine Falsifikation.

Dienstag, 20. Juni 2017

Sommerwende

Auch die kürzeste der Nächte
tröstet nicht über die längste aller Nächte.
In jeglicher Finsternis
tröstet nur das kürzeste aller Wörter
Du.

Montag, 19. Juni 2017

O felix senex

Es ist so:
je mehr ich begreife,
dass ich eigentlich nie wirklich was begriffen habe,
umso froher bin ich,
dass ich mir früher
nie habe zuhören müssen.

Sonntag, 18. Juni 2017

Nachruf, protestantisch

Wir stehen als Person vor Gott (sola gratia),
mit unseren Werken vor der Geschichte.


Die zur Zeit sehr beliebte Umkehrung des Verfahrens endet in moralinsaurem Ahnenkult, der das "Andenken" mehr beschädigt als jene spröde Sachlichkeit, die einmal eine protestantische Tugend war. Die Geschichte ist NICHT das Weltgericht.

protestantischer Paradoxbankrott (feat. Max Weber)

Ich hab Stress damit, keinen Stress zu haben.

Inkarnation

Das Arabisch des Koran ist poetisch, von beeindruckender Grammatikalität, voller Hapaxlegomena, Rhythmus, Reim und Klang, zum Besoffenlesen und -hören..

Das Hebräisch desThenach ist von schlichter Lakonie, spröder Schönheit und unübertroffener Trefflichkeit des emotionalen Ausdrucks, seine Prosa ist kraftvoll, seine Poesie formenreich.

Ich weiss vom Sanskrit der Veden und Upanishaden, vom Chinesisch des Daodedsching und des Idsching nur, dass sie auch jeweils ein Gipfel der Hochsprachlichkeit waren und sind.


Das Neue Testament spricht recht vulgäres Küchengriechisch, in der Offenbarung des Johannes schon fast Pidgin und Lukas erreicht als einziger eine gewisse, schwerzüngige Gräzität, dem man seine Herkunft gleichwohl anmerkt.

Es steht unter all den feinen und feinsten Herrschaften im Blaumann herum, wenn nicht gar in Trainingshose.
Das Wort ward Fleisch.


Samstag, 17. Juni 2017

Grenzgang

Wo verläuft die Grenze von "inneren Frieden" zu
"existentieller Langeweile"? Wo zwischen Melancholie und Depression, zwischen Müßiggang und Faulheit, zwischen Unterbrechung und Verstörung, zwischen kaputt und müde, zwischen Leben und Tod?





Ich merke immer, dass dieses Metaphysogeschwafel mir durch den Kopf geht, wenn ich einfach keinen Bock habe, aufzustehen und Straße zu fegen.

Freitag, 16. Juni 2017

Musenküsse

Wenn der Sommer des Lebens
zu wenig Regen der Liebe hatte,
trägt der Herbst keine Früchte
und der Winter bringt die Schrecken
der leeren Scheune.
Einen Frühling hinter diesem Winter
gibt es sowieso nicht.
Das Leben feiert
nur einmal Silvester,
sein letztes.

Da kann mal sehen,
zu welche schwermütigen Schwachsinn
man durch einen einzigen
Satz verführt wird,
der einem im Halbschlaf
durch den Kopf geht.

Die Musen können halt auch
kichernde Bitches sein.

Genussneid

Sie stehen vor den Bildern
und ich sehe an ihren Augen,
dass sie etwas sehen, was ich nicht sehe,
einen Genuß, den ich nicht kenne,
ein Begehren, das ich begehre.

Sie sitzen neben mir im Konzert
und ich höre an ihrem Atem
dass sie etwas hören, was ich nicht höre,
einen Klang, den ich nicht kenne,
ein Sehnen, nach dem ich mich sehne.

Sie versinken still in einm Buch
und ich bemerke an ihren Schultern
dass sie etwas erleben, was ich nicht erlebe
einen Sinn, den ich nicht kenne,
eine Lust, nach der mich gelüstet.

Sie geben sich hin im Gebet
und ich ahne an ihrer Ruhe
dass sie etwas spüren, was ich nicht spüre
einen Hauch, den ich nicht kenne,
eine Tiefe, in die ich gern fiele.

Die Flammen dieses Neides
schlagen hoch unter dem Siedetopf des Hasses.
Und es fällt schwer, nicht Verächtliches zu denken
oder gar nach der Waffe zu greifen.

Denn der Mensch
lebt nicht vom Brot allein.
Wenn er nur Brot hat
wird er zum Mörder.

Aggro-Wetter

Die Wolken ziehen heute morgen eine Fresse
wenn ich könnte, würde ich ihnen eine reinhauen.
Aber auch beim Wetter
führt Gewalt zu gar nichts
eigentlich führt beim Wetter gar nichts zu gar nichts,
was mich noch saurer macht,
weil ich keine Lust habe auf Kalt und Wind und Regen
und ich könnte schon wieder
den Wolken eine aufs Maul.

Böse Falle

Fatal:
im richtigen Leben alles falsch machen.

Entsetzlich:
im falschen Leben alles richtig machen.

Donnerstag, 15. Juni 2017

Schleim

Früher noch mit einer Pipette gefriemelt
heute mit Hightech ein Nanostaub erzeugt
brennend bitter
und mit verzweifelten Knetungen
nasenaufwärts getrieben
das erlösende Spray,
die schleimwegätzende Säure,
das obenrumtiefdrin abschwellende Enzym
die paradoxe Flüssigkeit
die grünlichen Kleb
in bräunliche Kruste verwandelt,
Nasenspray also,
das eigentlich den preisenden Namen
eines"Hirnsprays" verdient hat -
wieviel schwingende Poesie,
wieviel leichtmarschierende Prosa
mag sich ihm verdanken?


Ethik des königlichen Amtes

Höflichkeit ist die kleine Münze der Gnade.
Unhöflichkeit ist die kleine Münze der Sünde.
Takt ist das Wechselgeld der Vergebung.


Wir reden vom allgemeinen Priesteramt zu viel (und viel beschämend Banales)
vom allgemeinen Prophetenamt zu gerne (und viel selbstverliebt Moralisches)
vom allgemeinen Königsamt zu wenig (und bleiben darum spießig).

Casting, Obszönitäten und sola gratia

Ich sollte einmal von Gemeindegliedern - kein Scherz- für "Hessen sucht den Superpfarrer" vorgeschlagen werden.

Meine Antwort damals (die etwas verstörend wirkte): Wer da mitmacht, kann schon deswegen keiner sein.

Hab ich heute Nacht von geträumt, weil ich gestern bei der "Bachelorette" hängengeblieben bin.

Alle haben (bewusst oder unbewusst) Angst vor einer finalen Beurteilung. Solche Castings sind Emotionspornographie. Obszön, wie das schöne altmodische Wort dafür heißt. Genau deswegen muss man hingucken. Kann man auch genau deswegen süchtig werden und braucht die immer höhere Dosis? Pornographisches im eigentlichen Sinne wirkt schon lange nicht mehr obszön (oder nur in wenigen Kontexten, bzw. im Hinblick auf ihre Produktionsbedingungen). Aber diese Mentalpornographie finde ich beschämend für das menschliche Geschlecht. Wer das krasse Gegenteil von sola gratia inszeniert sehen will, schaue sich das an.

Mittwoch, 14. Juni 2017

Essen statt Sex.

Stellen wir uns für einen Moment vor,
nicht ein altgewordener, gescheiterter Lüstling und Schürzenjäger,
sondern ein adipöser Lebemann
hätte die Worte gehört:
"Nimm, und lies".

Stellen wir uns vor,
dieser Augustin hätte sein Lebensproblem in der Paradiesgeschichte wiedergefunden
und zur  Sünde erklärt, wie der echte es tat.

Es hätte  gut funktioniert.
Schließlich geht es im Paradies gar nicht um Sex,
sondern um Essen.
"Du sollst nicht begehren":
die vielbemühte concupiscencia
bezieht sich ja immerhin auf einen Apfel.

Nichts hätte näher gelegen, als das Begehren mit Essen
zu verknüpfen.

Stellen wir uns vor,
nicht sexuelle Gier,
sondern unstillbarer Hunger
also Völlerei
wäre zur Grundsünde des westlichen Christentums geworden.

Wären wir heute
sexuell so ungezügelt und unbekümmert,
wie wir es beim Essen sind,
und beim Essen so verklemmt,
wie wir es (immer noch und noch für lange)
beim Thema Sex sind?

Ich habe gerade die Phantasie,
dass die Tiere dafür recht dankbar wären
und die geschundene Erde auch
und all jene erst, die unter sexueller Diffamierung leiden.
 (obwohl ja, wie mir scheint,
das Essen allmählich doch zur Erbsünde wird)

Ich habe gerade die Phantasie,
dass wir ein völlig anderes Abendmahl feierten
schließlich kommt die Erlösung
in Gestalt von Brot und Wein:
sie spräche das Problem direkt an
und nicht erst über einen
gequälten Umweg.



Natürlich stelle ich mir eigentlich vor,
wie die westliche Christenheit wohl
aussähe
wenn es Augustin überhaupt nicht gegeben hätte
und wir immer zuerst von der Gnade sprächen
anstatt ständig die Sünde zu beschwören. 

Dienstag, 13. Juni 2017

Verlorene Tage

Verlorene Tage sind .....
nichts anderes als Tage,
an denen man es merkt.

Schmerz und Geschmack

Auch Schmerz ist Geschmackssache.
Meine Hölle wäre kalt und eisig.
Tausche Ohrenschmerzen gegen Zahnschmerzen.
Trauer macht mich frei,
Liebeskummer peinigt mich.
Bei tobenden Blähungen freue ich mich auf
lindernde Fürze,
ein kleiner Krampf aber macht mich wahnsinnig.
So ist die Liebe Linderung nur
wenn's passt
und sagen wir mal die Freude am Furz
geteilt wird als Ende des Schmerzes
und vor allem ein Satz niemals fällt:
stell dich nicht an!


Vogeleien

Wenn Erfolg bedeutet, heftig beneidet zu werden,
dann sind die Vögel die erfolgreichste Spezies auf Erden: Fliegen und Singen. Ich könnte den ganzen Tag heulen.
******

Was für eine dämliche Arroganz: "Im Geist erkennt sich das Universum selbst". Im Gesang der Vögel besingt es sich selbst.
********


Eine ungedrosselte Amsel wird zum Star, und eine Taube lauscht ihr verzückt.


*********
Menscheln Vögel, wenn sie vögeln? (Ich mag ja das Wort als solches überhaupt nicht, es ist ein scheußliches Wort fü das, was wir mit einem noch scheußlicherem Wort "Beischlaf" nennen. Aber die Idee, den Sex der Vögel zum Namensgeber zu machen, die hat was).



*********

Das meist jähe Ende der blauen Stunde ist Tag für Tag ein trauriger Moment, weil dieses kleine Verstummen an das große Verstummen erinnert. Es ist die Stille post lapsum.
*********

Amseln und Katzen posen. Sie wissen, dass wir sie beobachten. Manchmal sehe ich ihr Kopfschütteln, höre ihr Kichern und bin über ihre Frechheit bass erstaunt.
**********



Montag, 12. Juni 2017

Autodekonstruktion

Was ist es?
     Ich nenns nicht, maches nur.
Dann nenn ichs Poesa.
     ?
Es hat so was Gebundenes.
     Dann doch lieber Proesie.
Warum?
     Es ist ungereimtes Zeug.
Wer liest das?
     Ist doch egal.
     Wer's bis hierher gelesen hat
      hat ja.
Ich glaube ja, Adorno fände es nicht so gut.
     Ein Glück, dass er tot ist.




Galenus für Schreibende

post scribendum omnes homines triste.

Sonntag, 11. Juni 2017

Beethoven an Trinitatis

Es sind ja nur
(bei Lichte betrachtet)
Fichtenholzkästen
über die Drähte gespannt sind
(Manchmal auch
getrocknete Därme),
und Pferdehaare,
aufgespannt,
mit Harz beschmiert.

Es sind ja nur
geschubste Moleküle
(wobei jeder, der aufrichtig ist,
so recht sich das nicht vorstellen kann
und wir es den MINT-Typen
einfach mal glauben).

Und natürlich:
Es sind bloß
Eiweißblüten der DNA
mit überschwappenden
Nervenfeuer
in ihrem
System.

Und doch ist
es am Ende
die vielleicht einzig
substantielle
Spur
des dreifältigen
Geheimnisses:
Holzkisten, Drähte,
Haare.
Musik
"höher als Weisheit
und Philosophie"
Sie ist kein Beweis.
Aber ein
überwältigendes Argument
für den
in sich vibrierenden*
Gott.
Aber wer
keine Ohren hat,
hört auch hier nicht
(es entbehrt nicht der üblichen
göttlichen Ironie
dass der Hörendste aller Musiker
taub war).



*Dank an Frau Auge

documenta

politische Kunst. Meinetwegen (so richtig überzeugt mich das nicht).
Aber kunstvolle Politik: Ja, bitte, sofort und ganz viel.

Mimimi Sonntags nie

Es gibt
so einen Sonntagskummer.
Ein Zugschmerz
zwischen Langweile,
Heimweh und
jener vorausgreifenden
Trauer,
die mich angesichts
des Schönen packt.
Nicht müde genug
zum Schlafen,
nicht wach genug
zum Lesen.
Musik ist nur Lärm,
Wärme ist Hitze,
die Sonne gleißt.


Vielleicht bin ich
aber auch bloß
in den Wechseljahren.

Brillante politische Analyse meiner Oma

Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis tanzen.

Samstag, 10. Juni 2017

Würstchenpoesie

So ein Würstchen
auf dem Grill
ist nicht sehr romantisch.
Es hätte sich wohl
auch was Besseres gewünscht,
eine Reise vielleicht
auf die Malediven
oder eine unvergessliche Nacht
mit einer rassigen Würstin.
So teilt es das Schicksal
von Millionen von Würsten,
die achtlos verschlungen werden.

Naja, nicht so ganz.
Es wurde hier immerhin
bedichtet
und damit vielleicht
so unsterblich
wie das Stück Kuchen
in der Hand
Marie Antoinettes.
Zumindest aber war es
für die Sekunden,
die du hier liest,
berühmt.

Und geschmeckt
hat es auch.

statement

Wenn Du denkst
das sei Lyrik
(meinetwegen auch
Poesie),
dann tu das.
Ich tu es nicht.

Wenn Du denkst,
das seien tiefe Gedanken
(meinetwegen auch
Weisheit)
dann tu das.
Ich tu es nicht.

Wenn du gar nicht denkst
und vielleicht sogar lächelst
(meinetwegen auch: grinst)
dann tu das.
Ich tu es auch.

Haut

Mein touchscreen
Tippen Wischen Streichen
öffnet alle meine Apps
unberührt liege ich nur da
im Standby
und verbrauchen
sinnlos Akku.

Regen

Schon als Kind
war ich fasziniert
ich wurde nicht streng erzogen
es herrschte ein Geist
entspannter Fehlertoleranz
nur Zeug verschütten
machte Wut
weil das lästige Arbeit
machte
vor allem
verschüttetes Wasser
gab immer Ärger.

Und nun fällt bei
Regen
einfach so
Wasser vom Himmel.

Schon als Kind
fand ich das
dreist
und ironisch
und irgendwie
unbegreiflich
klasse.

Freitag, 9. Juni 2017

poetische Lizenz

durch den samtschwarzen Himmel
pflügt nächtens
ein einsamer Flieger
hinter sich
einen Schweif
gewittrigen Grollens.

Na gut.
Es ist nicht samtschwarz
sondern einfach nur ziemlich dunkel.
Und ob der Flieger
einsam ist,
kann man nicht wissen.
"Schweif des Grollens"
ist unendlich peinlich.
Es ist einfach nur blöder Lärm.

Aber Nacht
ist es.

Donnerstag, 8. Juni 2017

memento mori

Wenige Gramm Schleim an der falschen Stelle genügen bereits, um einen auf ein vegetabiles Existenzminimum zurückzuwerfen. Oder ist das Vegetabile am Ende das Maximum, und unser denkendes Rumgekrauche der Irrweg? Sollte das die Botschaft von 1. Mose 1 - 4 sein? Die Lilien auf dem Felde?

Mittwoch, 7. Juni 2017

Kultur der Kritik

Meckern, Nörgeln und Niedermachen sind effektive Methoden zur Vortäuschung von Expertise.

Dienstag, 6. Juni 2017

irisierende Irre

Was ist schon normal
wenn doch überall
der Schrecken lauert
und die Wahrheit
nur eine schlechte Gewohnheit scheint
metaphysisches Nasebohren sozusagen
oder ontologisches Nägelkauen.
Die freundliche Nachbarin quält ihre Katze
backt aber eifrig Kuchen
für jeglichen Basar
und der Oberstudienrat
glaubt heimlich an die flache Erde,
mancher ist nur nett
weil er nicht ertappt werden
möchte (bei irgendetwas Harmlosen,
dass nur in seiner Phantasie schlimm ist)
und schweigen wir
von dem, was alles so gegoogelt wird.
Schon jede harmlose Pornoseite lehrt dich,
was der Fall ist
und 10 Minuten facebook weckt
das odium humanis generis
Die Welt ist voll
mit
irisierenden Irren.

Montag, 5. Juni 2017

Martina-Rasissmus

Ich habe - im Kindergarten - eine "schlimme" Martina erlebt. Seitdem muss ich bei jeder Martina gegen Antipathie ankämpfen.Es hätte auch schon gereicht, mir von einer schlimmen Martina zu erzählen. So entsteht Rassismus. Gegen diese Prägungen muss man ein Leben lang ankämpfen: das ist Erwachsenwerden.

Sonntag, 4. Juni 2017

das oratorische Ich

Wo ich jetzt gerade mit diesen Formen gebundener Rede experimentiere und erlebe, wie sich so etwas wie ein "lyrisches Ich" in mir meldet (das, unnötig zu betonen, wie ich hoffe, mit mir nur am Rande etwas zu tun hat, ich leihe ihm meine Kompetenzen), ich also erlebe, wie  etwas in mir spricht, was ich natürlich auch beim Schreiben meiner Referentenprosa erlebe, frage ich mich, welches "ich" eigentlich betet, wenn ich Gebete schreibe oder predige. Gibt es das, das "homiletische Ich" oder das "oratorische Ich"? Eine, wie ich gerade merke, sehr pfingstliche Frage, die man auch so stellen kann:
ist alle Predigt, ist alles Beten Glossolalie? Ist es das, was Paulus meint: Nun aber nicht mehr ich, sondern Christus in mir?
Dann wäre alles Reden ein Selbstgespräch Gottes. Und solche Hegeleien machen mich immer nervös.

Idyll

Es regnet.
Der ausgedörrte Rasen
und der durstige Busch
saugen gierig das Wasser auf,
die Buche räkelt sich
und reckt ihre Blätter,
dazu mein zwitscherndes Glück,
die ausgeflippte Amsel.
Ein leiser Wind
macht die Wonne komplett.
Anderswo
sterben die Leute.

Samstag, 3. Juni 2017

Pfingsten

So groß ist das alles.
und klein zugleich.
Das Auge sieht nur
und das Ohr hört nur
die Mitte.
Unfassbar die Ränder
unfassbar schon,
dass es gar keine Ränder sind
sondern einfach nur
das Ende der Zahlen
die Grenze der Phantasie
einfach nur
wenn man so will,
der Tod
als Kalkülzusammenbruch.
So spreche denn zu uns
der Geist jenseits des Geistes
Erleuchtung muss doch auch heißen
die letzte Ziffer von pi
zu erfassen.
Nur Vergebung ist mir zu wenig.
Mag es im ewigen Jerusalem
auch keinen Tempel mehr geben,
so hoffe ich auf
Bibliotheken.
Und was soll uns ein Geist
leuchtender Gnade,
der nicht auch zugleich
Licht  bringt
in
sagen wir mal
das Dunkel des Krebses
oder die Frage
nach der äußersten Primzahl.
So steht denn
das Pfingsten
meines Geistes
noch aus,
mag das Herz getröstet sein,
das Hirn
ist es nicht.
Veni creator spiritus
und zeige mir nicht nur,
wozu und warum,
zeige mir auch,
wie du es gemacht hast
imple superna gratia
Dein Geheimnis hast du mich wissen lassen,
ich kenne den Namen
und weiß dich zu rufen
von Kindesbeinen,
doch löse nun bitte
die Rätsel.








Magie, Fakenews, Luther

Magie, drei Sorten:

1. Die Behauptung kausaler Zusammenhänge, wo keine sind.
2. Evidente Zusammenhänge wahrnehmen und falsch interpretieren
3. Evidente Zusammenhänge verschleiern und falsch zusammensetzen.

1. ist die Basis von Religion als schierem Aberglauben.
2. ist die Basis von irren Theorien.
3. ist die Basis von Betrug und Fake-News.

Willkommen im Zeitalter der Aufklärung (= antimagischer Impuls).

Fake News sind aus dieser Perspektive nichts anderes als Priesterbetrug in der "Religion der Information". Und genau wegen 2. und 3. funktionieren sie. Wie in jeder echten Religion verstärken Widerlegungsversuche gegenüber 2. und 3. den Impuls von 1.

Und so ist Magie die größte aller Gefahren: Die Ereignis gewordene Illusion über den Zusammenhang von Kausalität und Freiheit.

Was hilft?

A. Ein Glaube, der an der Souveränität Gottes festhält, ihn nicht als Teil der Kausalkette sieht und Schöpfung nicht mit Machung verwechselt.

B. Ein Unglaube, der es aushält, nichts zu wissen und sich deswegen akribisch auf Details konzentriert.

C. Für jemanden, der 1- 3  vertritt, sind A und B identisch.

Leider hilft also nur eins:

Magisches Denken auflaufen lassen, blamieren, bloßstellen und vor allem irgnorieren, wo es nur geht.

Wie ich darauf jetzt komme?

Weil ich gerade Luthers Schriften von 1520 lese.

Das echte Leben

Friseure,
die seltsame Namen haben.
Nahrungsmittel,
die damit werben, nicht zu nähren.
Billigste Kleidung,
die vorgibt, individuell zu sein,
SUV für den Stadtverkehr.
Aber wisst ihr, was tröstet:
Nogger gibt es noch.

Freitag, 2. Juni 2017

Die Wahrheit über den Menschen.

Niemand hat die Absicht, eine Mauer einzureissen!

Die Liebe.

Die Liebe
ist doch bloß ein Wort
(peinlich, das zu schreiben,
war es Simmel oder
Daphne du Maurier,
egal,
ich hab mit dem Buchclub
lesen gelernt,
und wenn Eco Recht hat 
[hat er nicht immer,
aber wenn, dann hat er richtig Recht]
dann also, wenn er Recht hat,
können wir von Liebe
sowieso nur noch
im Zitat reden),
die Liebe also
ist bloß ein
Wort
für alles
was fehlt.

Donnerstag, 1. Juni 2017

Maschinenhaiku

Zischende Dämpfe
blau glitzert Chromnickelstahl
entfesselte Kraft

****

Ein leises Surren
wie Oel klebt die heiße Luft
propellergerührt

******

Eben noch schwieg sie
ein Schlüssel wird sanft gedreht
tosendes Gebrüll

******

Blasen und Schäume
ein zähklebriges Gemisch
gelb und rot und blau.

******

Spindelfeiner Stahl
mit säuselndem Ton schraubt sich
ein Bohrer voran.




Egolicht

Das Bewußtsein ist ein kleines Zimmerchen, in dem eine Kerze brennt, unter dem Dach eines dunklen, riesigen, labyrinthischen Hauses voller unbekannter Maschinen.

Leib und Geist und Seele

Nicht mein "Leib",
Bühne so schöner Sachen
wie Essen und Sex und Rauchen,
nicht mein Leib,
der mich eines Tages umbringen wird,
nicht mein Leib,
dessen Unbeholfenheit immer schlimmer wird,
mein "Geist" nervt
und demütigt und geisselt mich,
denn nur für ihn
ist das
alles ein Problem.

Er führt sich auf
wie eine keifende Hausfrau
in doofen Witzen oder
ein ewig nörgelnder Renter.

Er meint sogar,
nur er könne wirklich erkennen.
Dabei läuft mir der Sabber schon,
bevor mein "Geist"
auch nur im Ansatz
versteht,
was die gemalte Eistüte
da vorne meint.
Mein "Geist"
ist seine eigene Lüge
und erhält sie aufrecht
auf Kosten einer Wahrheit
die es ohnehin nur für ihn gibt.
Wenn es wirklich ernst wird
verpisst er sich sowieso,
wie alle Moralisierer,
und lässt mich allein
mit der "Seele",
seiner schrägsten Erfindung,
mit der sich,
größenwahnsinnig,
sogar einmischt
in Gottes Idee von uns Menschen.

Ein behauchtes Kunstwerk zu sein
ist ihn zu wenig,
zu gerne wäre er selbst der Künstler.
Er macht sich "Gedanken"
ist "kreativ" und "wagt das Neue"
(und merkt nicht,
dass es immer bloß Nachplappern ist.
Am Ende steht immer ein
Pinsel und ein Stift und ein
Hammer und eine Hand.)
Er findet sich toll und ist doch bloß
ein Gespenst,
ein elektromagnetischer Darmwind,
eine raffinerte Erfindung
der DNA
um schneller und länger
zum Stich zu kommen.

Nicht meine Gestalt ist lächerlich,
meine Wampe,
mein Doppelkinn
meine Pickel
und die ambivalenten
Hämorrhoiden.
Sondern die Augen
die im Spiegel auf ihn starten
als wäre er
an allem Schuld.
Er will aber nur spielen.
darin bin "Ich" sein bester Kumpel,
obwohl ich weiß,
dass er ein Arsch ist
(aber der "Geist" ist ein mieser Verräter).