Montag, 31. Dezember 2018

Ofen

Der feurige freund
specksteinig gekachelt zentnerschwer
naturglotze gebremster oxydation
hinterm kristallenen fenster
mit glühheißem griff
drinnen selbstgehacktes
„wärmt dreimal“ scheit für scheit
gescheites männerding
säge beil keil
da fühlt man sich heldig
auch beim entzünden wichtig schaun
das feuer ist je ein frauenfänger
und noch viel tiefer ins neandertal
führt der ofen im stylischen wohnraum
er ist eine männermaschine
der bruder des grills.
Dieweilen schaut der heizende
hungrig zum kochenden weibe
am schnöden elektrischen Herd.

Jahreswechsel

Es geht vorbei
als wäre es gewesen
was es nicht war:
ein jahr. Ein sonnentaumel nur
ein punkt im kosmischen gerase
schwindel letztlich
der nur gehirnen einfällt
denen nicht genügt
elektrisch zu sein die unbedingt
noch geist sein wollen
und dem kalten nichts
ein licht verpassen
hörten sie so wüssten sie
um sich als staub und ihre jahre
nur sekunden im ewigen
inneren tanz des gottes.
wie würden sie feiern
bloß weil sie sind anstatt
dem vergehen mit knallenden korken
zu dienen: elende sklaven der zeit
morgen schon gestrig.

Montag, 24. Dezember 2018

radikale liebe

Aus der wurzel radikale liebe
Joseph geliebter lief nicht weg
Maria trug schande für gnade
die hirten bezeugten 1000 jahre verheißung
radikale liebe umgleisst engel und vieh
keiner gefragt alle gottlos geladen
radikale liebe oder sie ist nicht
tod teufel und weihnachtsmann
einfach ignoriert als wären sie
so alte männer die uns grade nerven
die weisen von überall
zu toren gemacht durch heiße liebe
tönendes erz ihre sterne
wahr nur das wort geschrieben gesprochen
in der ersttagssprache der lichtwerdung
das schon radikale liebe: bumm!
greif zu, wenn du nicht dumm bist: glaube
was schert uns die wahrheit
hier liegt sie weibgeboren
gezeugt umgeschaffenes fleisch verottbar
Weihrauch, Myrrhe, Gold: Schnickschnack
immer zuerst das lichtreis aus finsterniswurzel
fürchtet euch nicht kommt ungeladen alle:
euch ist heute der heiland geboren
und alle heißt alle
radikale liebe oder es ist keine:
fürchtet euch nicht
werdet krippe
blüht.


Starke verben, christologisch konjugiert

        Erkoren
(vor aller Zeit. In der Ewigkeit.
Wahrscheinlich weiß man nur in der hölle,
was das heißt,
weil man da für
theologia archetypa zeit hat.
anderswo gehts um die wurst,
[die oft nur die eine rettende
handvoll reis ist: inrisation. ]
egal.
für uns heißt es
gnade immerschon fürimmer füralle)
         Geboren
(wenn alles glatt ging: gott mit käseschmiere.
hat joseph die nabelschnur durchschnitten?
windeln: Jesus kackt)
         Verloren
(ungefunden. niemand sucht: frommes gerede
glaubensloser. [also aller: lest Paulus, ihr pack]
hätten wir glauben, bräuchts ihn nicht
[schönes paradox, sehr vernünftig]
wir suchen nichts. er findet uns.
Gottes wort lost in translation.
wer schweigt, hat nicht gehört)
          Erfroren
(An der kälte der welt im heißen israel.
Soviel radioansprachenmorgenkitsch muss sein,
weil:
happiest end.
 try.)
          Vergoren
(Zu wein. und brot. Also hefe.
geh auf mein herz.
prost der ganzen welt)


Sonntag, 23. Dezember 2018

huhn, providentiell

Zwei große lüste bedient mir das Huhn:
suppe und bett. Kein anders tier
kommt mir so nahe und wäre mir
rettung in zeiten der flucht
Die suppe nährt nicht nur
sie füllt auch den magen und
kleidet ihn aus mit fließender wärme
sie leistet von innen was federn
mir bieten von außen
ich nenne es bergung.

Und da niemand nach mir schießt
und mein haus nicht brennt
ich also so lebe, dass ich suppe und bett
nicht brauche sondern wirklich geniesse
lobe ich trotzdem das
huhn und achte es trotz seiner
wirklich beschämenden dummheit
als vogel der vorsehung und gleichnis

Freitag, 21. Dezember 2018

Wächter der Reinheit

An den grenzen der wörter
wachen die hüter der reinheit
wilde bedeutung birgt ihnen chaos
die bedrohung ergreift sie zwischen den zeilen
Sie nennen es schmutz
und laden die waffen für den heilenden kopfschuss
ihre altäre sind wütende stätten der stumpfheit.

Und bei ihrem gesange von reinheit und rasse
grölt sich die rache in schiere extase
für die in der kindheit verlorene liebe
so hassen sie sich und den gebärenden schoß
der monatlich blutenden frauen
er ist ihnen abgrund des übels
wenn sie ihren traurigen samen ins leere verspritzen

Solcherart bitter ist das mehl den schwanzlosen mäusen und
dass sie nicht mächtig sind
beschmutzt ihre reinheit
ein stinkendes zerrbild des todes
und nichts als lästerung des blutigen gottes.


Sonntag, 16. Dezember 2018

gebet, nach bach, weihnachten

Tröste mich und mach mich frei
der dornbusch soll brennen in mir
und weit meine schuhe von meinen füßen liegen
alle trauer in mir verglühe in versen
wörter wachsen wie efeuranken
die zunge schnalze nie geübte laute
dass selbst die katze bewundernd aufhorcht
und ich lege mir blei in die sohlen
dass ich der erde treu bleibe und meinem weib
Tröste mich und mach mich frei
fliegen wäre schön reden ohne denken
und schreiben als tät‘s die feder allein
und einfach so da sein
und atmen und essen und lieben
vor allem lieben und nochmal lieben
und trösten und frei sein
ochse und esel bin ich schon
lieber aber wäre ich
die krippe

Samstag, 15. Dezember 2018

kellerkind

Heute mal wieder in den keller gestiegen
mein wahres Ich besuchen.
Es sah ganz gut aus.
Bisschen ausgezehrt.
Wir plauderten ein wenig
über vergangene zeiten.
Als es dann verlangte
doch mal wieder nach oben zu dürfen
war mir wieder klar
warum es hier unten ist.

Klimawandel

Der wahre Grund für den Klimawandel:
die Menschen werden immer mehr
und immer dicker (ich auch!).
Dadurch wird die Erde
immer schwerer.
Das senkt ihre Geschwindigkeit.
Dadurch sinkt ihre Umlaufbahn
Es wird immer heißer.
Und die Jahre immer kürzer:
Das merke ich schon lange.
Also mehr Verhütung,
weniger essen.
Das eine im Süden,
Das andere im Norden.
Ich finde, ich sollte amerikanischer
Präsident werden.

Humor

Wenn ihr nicht glauben wollt
dann glaubt doch, was ihr wollt
falls ihr was wollt, das zu glauben lohnt
alles vor dem tod ist hoffen
und Gott lacht täglich neu.

Freitag, 14. Dezember 2018

Mäandernde Gedanken beim Singen eines adventlichen Chorals neuerdings in F-Dur

Ihr toren macht euch weit
und hoch die herzenstüren
auf einem wagen wundersam
der könig kommt geladen
Freudensonnes mondscheinkind
aus zebaoth geboren
in syriens bombenhagel
und jemens schlächterei
O wohl dem land so
fromm wäre ohne schießen
oder zäune und durch
geknallte präsidenten
ach zieh in meinem
aber auch in die leber und nieren
und hirn wär auch nicht schlecht
die zweiglein der gottseligkeit
mit blinkblink verblendet für
rudolf dem propheten des höchsten
von rat und tat
zur ewgen seligkeit
zeuch ein Zebaoth.

Montag, 10. Dezember 2018

weihnachten

Geborene!
Geworfen schleimig
blutgefesselt „schnipp“ schon individuum
heute auch von vätern
stakst ihr durch atmen kacken essen
später dann liebe noch später arthritis
alles schleimkram, blutig meist
und riechend sagen wir mal
nach stall
überhaupt das ist das stichwort:
Geborene!
darin ebenbild.

Freitag, 7. Dezember 2018

simples gemüt

Kaffee und musik
das glück des morgens
und abends
suppe und sofa
dazwischen
arbeit am  nichts
und dann und wann ein gebet.

Dienstag, 4. Dezember 2018

Nikolaus!

Der nikolaus
Der lauseniko
Die ikonenlaus
Der laukinos
Der saunikol
Der kolnisau
Der sonilauks
Du kannst es drehen wie du willst
er war kein Türke.
Schade, ne.
Jetzt muss du doch was erzählen
vom glauben ethno reicht nicht
das säkulare narrativ ist tief närrisch
merkst du was?
ich find das alles albern.

Sonntag, 2. Dezember 2018

Choral, 1. S.d.Adventszeit

Macht hoch das schiff
dein könig kommt geladen
empfangen weil in tiefster nacht
den aller weltkreis
in niedern hüllen
oh wohl der stadt
bis an den höchsten bord
wann kommst du geschneit?

wie soll ich dich
an deiner krippen hier
o Jesu Jesu herz und hand
der heiden dornwald
auf einem eselein
reiß die himmel auf
aus marien schoß
froh und munter sein.


Samstag, 1. Dezember 2018

Advent

Er kommt mal wieder
und mit ihm die buden
und das klingelingeling der glöckchen
und der kunstschnee
und die pauspäckigen und die stylischen
engel und die konzerte und die
sales wegen weihnachten und die
märkte und die fressanzeigen und die
nölereien von den frommen und die
sticheleien von den kirchemenschen
und die allgemeine friedensfreude und die
schneeflöckenweißröckchen kommen nicht geschneit
und es bleibt auch aus der dringend
erwartete untergang und es ist
auch diese jahr
wieder mal bloß advent
und nicht apokalypse und so warten wir
weiter auf die neue welt
die versprochen ist aber immer
spekulatius bleibt
das ist wohl die wahrheit von diesem
gebäck und ich vergrabe mich im stollen
und warte bis er ernst macht
und friede auf erden kommt
bitte diesmal ohne gemetzel
okay die weihnachtsmärkte dürfen brennen
oder aber lieber doch nicht
zuviel plastik
er kommt mal wieder
nicht wieder
bereite dich, zion.