Freitag, 12. Januar 2018

Kinderzimmer

Heute Nacht träumte ich davon, im Pfarrhaus ein Kinderzimmer für mich einzurichten. Mit einer schönen gemusterten Tapete (wie ich sie liebe), schweren Möbel im „altdeutschen“ Stil und Butzenscheiben, zugleich aber ein Flatscreen über die gesamte Wand, auf der anderen Raumseite ein Schrank mit meinem alten Lego, meiner Carrera-Rennbahn und - der alten Kaffeemühle, mit der ich die Holzkohle für meine Schwarzpulverexperimente mahlte. Und natürlich alle meine alten Airfixfiguren. Ich war unbeschreiblich glücklich und traurig zugleich, wie das ja im Traum möglich ist. Keine Bücher!
Keine weitere Pointe.
Außer vielleicht: Ich hatte nie ein Kinderzimmer in diesem Sinne. Ich hatte ein winziges „Spielzimmer“, das aber auch andere Aufgaben erfüllen musste, und im ersten Stock ein reines Schlafzimmer. Hausaufgaben habe ich am Küchentisch gemacht, später habe ich im Heizungskeller einen Basteltisch bekommen. Darüber habe ich mich schon im Traum gewundert. Ich habe weder  als Kind noch als Jugendlicher den Wunsch nach einem Zimmer verspürt: Wir lebten in einer Art Appartmentsituation, die Privatsphäre war kein Raum, sondern eine Sphäre des In-Ruhe-gelassen-werdens, mein Bett war mein Rückzugsraum. Wieso träume ich jetzt von einem Kinderzimmer, wo ich doch jetzt ein sehr schönes Arbeitszimmer habe, das meinem Ideal schon sehr nahe kommt? Ich werde wunderlich.