Samstag, 7. Oktober 2017

Heimat 1

wo ich wohnte
als ich vom wohnen noch gar nichts wusste
die weiten ebenen wolhyniens
die sich in der küche ausbreiteten
im schweren zungenschlag
der noch schwäbisch roch
im kaschubisch meiner stammelnden großmutter
die juden von litzmannstadt
später dann
vorher der singsang der frommen muschiken
und tafelkreide vom acker geklaubt
lös und kreide
und leichen am straßenrand
in bayern dann flossenbürg.
dort war ich mal
und kannte es längst
aus flüchtigem nennen
meine heimat
heißt flucht.
und das dorf mit dem winzigen häusschen
darinnen die onkels und tanten
mit dem weichen k und dem
rotzigderben humor
beim schwein am haken
und hinter dem meißner
leuchtet für immer und ewig das brennende  kassel.
da war ich nie.
da komme ich her.
ich lebe aus wörtern
und fabeln die so wahr sind
wie das leben
und so habe ich hundertmal
zu grabe getragen die
heimat
ein ort aus geschichten.