Donnerstag, 22. Februar 2018

Weinberglied. Nach Jes 5, 1-7



Singen will ich meinem Freund!
Ein Lied meines Freundes/
von seinem Wingert

Ein Wingert war meinem Freunde/
auf einem fetten Horn.
Er grub ihn um, entsteinte ihn/
pflanzte rotweinreben.
Inmitten einen Turm er baute/
schlug ihm auch eine Kelter aus.
Er hoffte, dass er Trauben brächte/
doch brachte er nur taube Frucht.

Und nun, Bewohner aus Jerusalem,/
und Mann aus Judas Stamm!
Sprich Recht zu mir/
und meinem weinbewachsnen Hang!

Was wär dem Berg zu tun gewesen/
was ich ihm nicht getan?
Was hoffte ich, er brächte Wein/
und brachte doch nur sauren Seim?

Nun denn, ich will euch künden,
/was ich dem Weinberg tu:

Ich reiße seine Hecke raus,/
er werde kahlgeweidet!
Ich stoße seine mauer um,/
er werde flachgetrampelt!

Den garaus mach ich ihm/
ungeschnitten, unggehackt/
wuchere ihm Dorn und Distel.

Den Wolken gebe ich Befehl:
kein Regen soll mehr regnen!

Der Weinberg meines Kriegerherrn
bist du, Haus Israel,/
und du Mann aus dem Judastamm
der Garten seiner Lust.

Er hoffte auf Recht
und siehe: ganz schlecht!
Er hoffte auf Treue
und siehe: Geschreie!


(Versuch, den klappernden Rhythmus und die Wortanklänge des hebräischen Originals wiederzugeben. Es steht in diesem Blog, weil es eher Poesie als Übersetzung ist. Predigtext für den kommenden Sonntag Reminiszere).


Jes 5,1-30