Sonntag, 11. Februar 2018

Janis

Hi Janis,
ich kann wenig anfangen
mit Rock’n’Roll und Blues
er tut mir weh in den ohren.
Vielleicht bloß was physisches.
Aber dich höre ich
mit dem anderen ohr
dein singen ist ja schreien
kreischen, knarzen
ist irgendwie jenseits der stimme
unanständig sagte man wohl damals
und wähnte hysterisch vaginales,
eben ein schrei,
lust oder schmerz oder scheiß drauf.
Du warst keine beauty,
nix ass‘n titts,
aber tausendmal viel frau
eine von denen des letzten Jahrhunderts
die es vorher nie gab,
laut vor allem
laut und sichtbar
und heftig und zart
und unmöglich und sexy
und poetisch
ein bisschen Bukowski.
Warst, was Marilyn nie hätte sein können
aber wollte, wer wollte das nicht
frei sein.
Warst, was dann Ulrike war
deine ältere schwester irgendwie
ungehörig und später dann
tödlich.
Kaputtmachen
aas einen kaputt macht
geht natürlich für eine
Musikerin
gar nicht,
geht gar nicht.
Am ende alle tot:
Janis und Marilyn und Ulrike.
Irgendwie wart ihr
auf der falschen droge
auf der schlimmsten
die alle umbringt:
Du warst auf menschen.
Das brachte dich um.
Du warst zu früh für dich.

Wie sängest du heute wohl
mit 75?
Bestimmt keine schlager.

Ich kann wenig anfangen
mit deiner musik.
Aber weghören,
weghören kann ich auch nicht
Da singt eine Frau
wie es noch keine gab
die den schmerz
nicht hinnahm
und auch nicht
schön machte,
keine Doris Day.

Ich fürchte ja,
ws werden noch viele so sterben müssen
wie du
bis das letzte trudchen  dahin ist
bis kommmt
die die  innere kittelschürze
gar nicht erst kennenlernt
und einfach frau ist
und singt
mit arsch in der hose
hirn in der birne
herz in der brust
und lockerem mundwerk
und wenn’s denn sein muss
mit kippe und Southern Comfort
und stimme
und blick
und freiheit,
die nichts zu verlieren hat.