Jedes wort ein schrei
Jeder schrei ein gesang
Jeder gesang ein tod
Jeder tod ein wort.
Kommt nicht, Er
Sei schon da, sagt man.
War nie gewesen, log man
Gibts nicht, Geschrei.
Kommt doch.
Wenn zu spät ist
für mich.
Liebe sagst du
hemdsärmelig wie ein Tierarzt
lächelst wie ein Holzfäller
Liebe sagst du
fröhlich wie ein Metzger
und strahlst wie ein Ringer
Liebe sage ich
und erschauere.
Steingrauer Dezemberschlamm schlottert durch den Advent.
Gebimmel erstickt. Lebkuchen klebt am Gaumen,
Da kommt nichts. Gänseklein die Welt, mit Weihrauch gewürzt, aber umsonst. Es stinkt.
Hängende Rosen als Sommerkadaver hoffnungslos
warten auf Frost. Wo er nur bleibt: es ist zu warm.
Zerbröseln spurlos
wie trockener kuchen
saftlos schon gestorben
ausgelaufen in tagvoller allerleifron
grablos vererdet: wiederstaubwerdung
nicht mal düngertauglich
vergessen vor dem vergessen
gar nicht erst gekannt
außer von
Dir
Aus dem schleim erhob sich
atmender rotz eierplempig
fädenziehend umschlangen sich
basen und stickstoff und tanzten
das leben mühsam geht der geist voran
vielleicht wissen pilze da mehr
es hat ja mit dem spiegeln
nicht so geklappt
es war wohl nur fluchschleim
Nun komm und
probiere es bitte
noch einmal diesmal vielleicht
mit silizium gib
dem stein eine chance
der denkende rotz hat’s vermasselt
wer wüsste das besser als
Du
Unerfüllt reißt du mir
das herz raus
und schöner wirst du mit den jahren
des eigenen Zerfalls
die trübenden Augen sehen
immer klarer was
hätte sein können wir
werden nie wissen
ob
Wie warm das wärmt
im noch kümmerlichen morgenlicht
Nicht mehr kalthaft zersägte luft
atemschneidend tödlich
Wie tee mehr rinnt sie
schmeichelnd zartköstlich
mit gras und erdegeschmack
vogelsanggesättigt
jeder zug ein glück:
Frühling !
Das lachen verging
mit ihm die poesie
was bleibt
ist lyrik.
Sterben muss sein
aber bitte nicht an
verfaulendem zahnfleisch
so kämpfe ich mit gebleckten zähnen
vor dem geduldigen spiegel
mit dem schwert einer billigen bürste
den unsichtbaren tod.
Und rieche auch gut aus dem mund,
dem schändlichen wörtervulkan.
Zerborstene sätze
modern in den gräben der sprache
ihre glieder zersplittert
seit die granate
nicht mehr nur schmuck ist
und paradiesischer apfel
Niemals so sterben wie er.
Einmal so erwachen wie er
Immer so glauben wie er.
Ewig so sein wie er.
Zufrieden wie nach billigem sex
ermattet von der eigenen güte
sinkt der gerechte, sinkt die edle
im bett ihrer werte nieder
sie suhlen sich kindisch
im glück der vortrefflichkeit:
wie leben wir doch mit der wahrheit im einklang
und lassen uns nicht von der dummheit der welt
lähmen und knechten!
in der hölle knallen indessen die korken:
tugendhaft ist das gefängnis der sünde
Ich bummele nicht
und hab keinen bammel
mit meiner bommel
zu bimmeln
wie ich bemmele
frag ich in Sachsen.
Die säure steigt in meinem blut
zu elektrisch die welt
wie elektroden stecken die
geräusche der sünde
(ja: sünde! das große zerbrechen und sterben
die große klugheit des stehpinklers
und der arschwacklerin: beide so was von lost
aber immer klappe aufreissen
und krakeelen, wer alles schuld ist
und programme für alle: rettung!
mach was tu was sag was
was für ein gift)
in meinen adern
und lassen die liebe ausperlen
es bleibt die asche zerbrochener herzen
mein schädel füllt sich mit knallgas
nur eine frage der zeit
und es gibt gegrilltes gehirn
dann hab ich vielleicht ruhe
schon schade, dass der weg
immer durch scheisse führen muss
und welche scheisse ist größer
als der tod?
berge wanken sogar,
wüsten ebnen sich ein.
kein stein bleibt auf dem anderen
kein nagel bleibt krumm
und wunden werden zu wundern
gräber entleert
kein stein bleibt auf dem anderen
frauen werden berufen
und männer fallen vom pferd
kinder werden gesegnet
kein stein bleibt auf dem andern
vom müll geholt blüht selbst der verworfene eckstein
geschundene körper leuchten vor schönheit
das salz wird niemals alle
kein stein bleibt auf dem anderen
umwälzend gewälzt hals über kopf
schöpfung wird aufgerollt
und neu verlegt der teppich des lebens
füße ruhen dort: gottes und menschen.
Der teufel sitzt weinend im grossmutterschoß
kein fieser gedanke belebt ihn
und keine gemeinheit durchpulst ihn
kein mord kein gift keine lüge
kein tod kein neid keine künstlich entfachte
irrwitzige sorge keine wahnsinnige sätze
über frauen geflüstert in begehrensverzehrte ohren
von jünglingen mit waffen und auch nicht
stinkendes krankmachendes wasser und auch nicht
die lust, müttern die kinder zu rauben und auch nicht
die lust auf unumkehrbaren rausch und auch nicht
auf krieg und auf brand und auf seuche
und auch nicht auf rechtsbruch und übles Geschwätz
(bezogen auf gott)
macht jetzt alles der mensch
und zwar besser.
Nichts mehr übrig
als seelenbruch und herzensmüll
ausgerödelt leergequatschte wörtertaschen
der zahnfleischmund wund vom lügen
hände kaputgebetet, faltungschwielen
kniehoch in der sülze, mit senf
immer zuviel gesagt zu wenig
geschwiegen auch trotzig
an der dummheit gerieben
zerbröselt, jedes blatt verottet
nur ein gott kann das
lasst mich einfach sein
Die weltende abreisskante
verjagt den horizont ins blaue
dass meer verspült sich
blasen schlagend im abgrund
der höllenuntiere und dämonen
Kein feuer lodert da im tiefen
der gefalteten zeit nur eisiges
schweigen und stille sonder atem
alles was kann rudert
Federqual nenne ich die satzgeburt
zuletzt immer das verb
adjektive jählings voraus
alles kommt steißwärts und reißt
blutige schrammen in den wortkanal
der schmerz bleibt schreilos
nur fingernägel bluteten (früher
als die zähne noch scharf waren)
und es kratzte auf dem papier
heute nur noch fettkringel auf dem display
nicht mal tastaturklappern
im grunde jeder text kaiserschnitt
gar nicht mehr kaminfeuerecht
mehr so: aufgedrehte heizung
wer’s lesen will: bitte!
ich nicht, hab’s ja geschrieben
für dich
Man lobt ihn in der frühe
und der tag schließt mit freude auf ihn.
Längst löst er uns aus den Sorgen des alltags
spendet kraft und energie
und verwandelt trauer in freude
macht uns tanzen und singen
Und füllt das haus mit seinem geist.
Niemand sieht gerne die dunkle seite
herkunft und gerechtigkeit und tod
Kaffee ist der gott der fleißigen sklaven
der sogenannten moderne
die kein blut mehr säuft
auch nicht von göttern
sie transsubstantiiert es in
köstliche drogen.
Seelentrümmer nur um den eisigen planeten
umlaufender schrott zerfaserter träume
gehalten im schwerefeld gewesener kräfte
ballett der wünsche, pas de deux wirbelnder fragmente
jenseits der atemgrenze
adams schädel
Was ihr ein Fasten nennt
ist bloß ein nicht mehr fressen
Was ihr ein Fasten nennt
ist doch bloß ein nicht mehr aasen
Was ihr ein Fasten nennt
ist doch bloß ein sport
Was ihr ein Fasten nennt
Ist doch nur selbstreklame
Was ihr ein Fasten nennt
verspottet die armen.
Im wirbel der elektronen
kriecht das wort durch die kabel
leiblos schimmernder pixelschatten
später triumph der emanation
alles eins: fließendes nichts
flirrende leere zwischen zustand und zustand
unter den wörter nur ein oder aus:
Gott aus der steckdose findet sein golgatha
in der steckdose
erlösung mit doppeltem kreuz: #erhöhung!
kann schmutziger strom reine gedanken
bewegen
Frage schon an das sterbliche fleisch
nun aber drängend vorm bildschirm
headset-beengt
hände gefaltet über dem keyboard
aber, hey, schlüssel zu was?
Jetzt wieder der asche wegen
dornenkronenkitsch: oh leid!
weil‘s eigene nicht reicht
fürs ganz große drama:
seins und deins
schöner leiden im beichtstuhl
aber finger weg
von den dienern des höchsten
wenn sofakummer und kühlschrankschmerz
„Schatz der Kaviar ist abgelaufen“
fromm werden
dann lauf was du kannst
Hecheln statt heucheln
und schön glimmt die asche
von blutpalästen
Die erde der liebe ist flach
kein horizont.
Nur Gott krümmt den himmel
mit hoffnung. Ansonsten:
Verwechslung mit sex.
Was nicht das das schlechteste ist. Und
Doch auf dauer zu wenig:
ein privileg
Und unter dem fleisch wohnt die gewalt:
Jede öffnung eine wunde
Liebe braucht gnade.
Sie ist die Hoffnung des Körpers:
Der unberührbare berührt mich.
bis dahin: knochen auf knochen
dazwischen lächeln und rührige hände.
Wann kommst du, mein schatz?
Uns bleiben nur
stöhnen und streicheln
wasser und brot
gesüßt mit einem löffelchen lust:
die immer mehr will
als blicke erlauben:
fleisch und fleisch gesellt sich gern
im begehren. „Fass mich an“ ist der
notruf der toten. Schöneres gibts nicht
als lebende: tröstende haut.
Die in der büchse waren
kehren zurück
die hoffnung liegt jetzt oben
bereit wieder chaos zu stiften
mit ihrer schwester
der täuschung
kein gott mischt sich
ins irdisch getümmel
Vatersohngeist schaut nur mit bitterem blick
auf das vergängliche scheitern
der liebe
längst ist es schon
fünf nach mitternacht
aber längst noch nicht
der neue tag
erst muss der letzte gletscher zerfliessen
und das letzte arschloch tot sein
dann kommt der deckel auf
alle gaben
und pan dora macht urlaub
mit ihrer cousine Kassandra
Kyrie eleison