Freitag, 31. Juli 2020

Wer liest Gedichte

Dichtende: grün vor neid oder voll des spottes
(faktisch dasselbe)
Lehrende, traurig irgendwo weil wissend
dass sie’s nicht vermögen
und folglich „lesen“ gedichte auch:
lernende.
Kritisierende, lesen die?
Jünglinge, wahrheit suchend wie im centerfold,
also lust ohne folgen
Backfische: gibts nicht mehr (heißen heute fans, follower),
träumend vom prinzen (es ist noch ein weiter weg)
Alternde Damen, die klapprige reime so mögen
und postkartentiefsinn (heut heißt das meme)

und ich natürlich.
weiß nur nicht warum.
naheliegt: langeweile

Donnerstag, 30. Juli 2020

Mood zweiter Urlaubstag

Kalte morgenluft im zimmer

offene tür zum dach der garage
wie immer im sommer

draussen ist party
hier nicht

Dienstag, 28. Juli 2020

Erster Urlaubstag wanderung

Gewaltige wälder einst
heute die öde von esse und schornstein
ähren mit grannen bei fuß
tun so als seien sie natur
der hund schnuppert an ihnen
könnte ja ein anderer hingepinkelt haben
wie lächerlich die aussehen
unsere katze sah ich noch niemals beim pissen
aber - obacht!- beim kotzen
die vögel sind wie immer sie selbst
schon ihr dasein spottet meinem
getaper mit stock und schnürschuh
im ruckssack gluckert das wasser
und ich habe mal wieder kopfschmerz
die markierungen (rundweg 3) sagen:
alles wird gut.
aber ich weiß, was Adorno gesagt hat.
Wie lang muss der weg sein
dass auch mein gehirn (besitzanzeigendes fürwort,  als
hätte ich es irgendwo billig gekauft
und als sagte das hirn nicht: „mein nerviger Zustand“
über mich),
nicht mehr hirnt?

Montag, 27. Juli 2020

Sehnsucht

Wie die niemals rastenden steine
zerrieben werden zu sand, zu staub
in milliarden von jahren
langsames leben.
kein abhetzter tod
zerkrümeln in ständiger
schmerzloser reibung.
keine stinkende säfte
von gärung verdauung
zurück zu den sternen
Adam ohne wasser
ganz odem und erde
versteinern ist
ewiges dasein:
du bist der fels.

Dienstag, 21. Juli 2020

Urlaub 2020

Fremde Länder nun
immer noch nah und ferner doch
als je
nicht mehr in meiner welt
hinter masken schnauft schwer
die luftsuchende lunge
und die haarebewachsene nase und
frühstück gereicht von händen
gehüllt in bläuliches gummi
was nützt mir der bräunliche speck
in reichlicher weite der stühle
und irgendwo lauern
ein held eine heldin mit
weitreichendem atem gefüllt
von ächzendem tod
und weiß ich
am ende bin ich’s
vom sterben gibts keinen urlaub
dann lieber keine reise
als die letzte
meine und schlimmer noch:
deine.

Donnerstag, 16. Juli 2020

Begriffsschrift

Blinde tauben starren
auf sehschwache stare
im hintergrund funkelt
und lächelt morgendlich
venus
die untote katze
 wer wagt hier noch
sprache  

Sonntag, 12. Juli 2020

Teig

Ich
in  eiserner prosa
die gedanken zerspane
hundertstel millimeterworte
passt alles super
means nothing
I prefer dough
geknetetes
lebt
und duftet.