Das größte Problem des Islam ist "der Islam".
So wie "Das Christentum" das größte Problem des Christentums ist. Die Differenz von Religion und Glauben.
Freitag, 30. Dezember 2016
Morgenandacht
Zwei davon im Radio gehört. Eine rührend schlicht, eine ambitionierter Kopfkram. Christentum und Barbarei. Schleiermacher propheta: "Soll der Knoten der Geschichte so auseinander gehn? das Christenthum mit der Barbarei, und die Wissenschaft mit dem Unglauben?"
Mittwoch, 28. Dezember 2016
Gottlos
Eine gottlose Welt träumt sich einen weltlosen Gott. Dabei sind es gerade die "Weltlichen", die sich immer einen "weltlichen" Gott zusammenträumen. Wirkliche Transzendenz bedeutet, den Tod zuzulassen. Daran scheitert alle Frömmigkeit, dann erst kann "Glaube" beginnen.
Dienstag, 27. Dezember 2016
Jahresendgefühl.
"Ich bin im falschen Leben". Mein Silvestergefühl seit je. So wenig es stimmt (es geht mit gut), so wahr ist es (im theologischen Sinne). Kyrie eleison.
Montag, 26. Dezember 2016
Sonntag, 25. Dezember 2016
Predigtlust
Wenn Menschen das Evangelium als Evangelium hören, ist ihre Dankbarkeit grenzenlos. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl, das Medium der Botschaft sein zu dürfen.
Samstag, 24. Dezember 2016
Das christliche Realitätsprinzip
Christus ist die Erfüllung der Verheißung, dass die Verheißung für alle bestehen bleibt. Er ist nicht die Erfüllung der Verheißung vom ewigem Frieden auf Erden. Der steht bekanntlich noch aus. Im Grunde steigert der Glaube den Schmerz an der Welt.
säkularistische Einäugigkeit
Es geht für "religiöse" Menschen nicht um "Religion". Es geht um Gott.
Freitag, 23. Dezember 2016
Donnerstag, 22. Dezember 2016
Tiefe Einsicht
Bananen sind übrigens krumm und gelb, damit man sie von Gurken unterscheiden kann. Meistens jedenfalls. Wenn die EU nicht wieder mal usw. usw. usw.
In Aleppo sterben übrigens immer noch Leute.
In Aleppo sterben übrigens immer noch Leute.
Dienstag, 20. Dezember 2016
Terror
Terrorismus lebt vom Geschwätz. Darum sind Medien die wahre Waffe: Sie docken an die Hysterie an. Das wäre auch ein Mittel zur Bekämpfung: "Wir kriegen Euch, ihr habt keine Chance, wir wissen mehr über euch als ihr denkt, euer Netz hat Risse, eure Kommunikation hat Lecks. Außerdem: Es gibt kein Paradies für Mörder, und nichts anderes seid ihr." Die Verlautbarungsrhetorik ist viel zu zahm einerseits (weil sie Empathie simuliert), viel zu würdigend andererseits. Wer "feiger Mörder" sagt, hat Schiss. Wer " Mörder" sagt, ist klar.
Sie müssen sich vor Unsicherheit in die Hose scheißen, dann machen sie Fehler. Genau so wurde einst die RAF erledigt. Es ist doch jetzt schon so, dass so etwas wie ein Plan nicht einmal ansatzweise zu erkennen ist.
Dostojewski lesen.
Sie müssen sich vor Unsicherheit in die Hose scheißen, dann machen sie Fehler. Genau so wurde einst die RAF erledigt. Es ist doch jetzt schon so, dass so etwas wie ein Plan nicht einmal ansatzweise zu erkennen ist.
Dostojewski lesen.
Montag, 19. Dezember 2016
Die Höhe der Niederungen
Nichts erdet so sehr, wie eine Predigt, die vom Himmel spricht.
kaloskagathos
bei schönen Menschen ist mir egal, wie sie aussehen.
Alte Sprachen, neues Wissen
Wie kann man eigentlich Theologin/Theologe sein wollen, ohne dass man brennt für die Sprachen, in denen die Heiligen Schriften verfasst sind?
Samstag, 17. Dezember 2016
Mainstream
Radikale und Fundamentalisten aktivieren ihre Leute. Normalos bleiben daheim. Bis sie keine Normalos mehr sind.
Parasitäre Existenz
Es gibt keine Viren im Netz. Das Netz ist das Virus.
Fundamentalismus
Ich finde, dass es Zeit wird, als Kirche über das Bedrohungspotential durch unseren christlichen Fundamentalismus zu sprechen. Er hat, in Verbindung mit dem Wutbürger etwas sehr (Selbst-) zerstörerisches und Verächtliches. Der Hass zwischen Religion ist fast immer gegenseitiger Hass der Fundamentalisten. Sie bekommen hohe Aufmerksamkeit, der säkulare Journalismus bemerkt es oft gar nicht, wessen Argumente er da manchmal bringt. Und der Normaltemperierte (die absolute Mehrheit) kann es nicht einschätzen. Fatal!
Freitag, 16. Dezember 2016
Feiner Unterschied
Zwischen Überlegung und Überlegenenheit klafft der Abgrund der Dummheit.
Donnerstag, 15. Dezember 2016
Elementarfragen
einige Fragen muss die Theologie beantworten, und zwar ohne hermeneutische Nebelkerzen:
Bedeutet "Erschaffen" konzeptionieren und bauen, ev. Erhalten?
das ist die kreationistische Frage.
Können Menschen Gott erkennen, zumindest aber seine Existenz?
Das ist die theologische Frage im Engeren Sinn.
Ist "Leben" mehr als ein biochemischer Prozess und wenn ja, wie ist es dann mit geistigen Prozessen transzendenter Art verbunden?
Das ist die eschatologische Frage.
und ist die in der Bibel bezeugte Offenbarung exklusiv?
Das ist die religiöse Frage.
Das sind Fragen, um,die sich die evangelische Theologie gedrückt hat. Und die wir kaum ausszusprechen wagen. Genau an diesem Punkt setzt Fundamentalismus ein.
Bedeutet "Erschaffen" konzeptionieren und bauen, ev. Erhalten?
das ist die kreationistische Frage.
Können Menschen Gott erkennen, zumindest aber seine Existenz?
Das ist die theologische Frage im Engeren Sinn.
Ist "Leben" mehr als ein biochemischer Prozess und wenn ja, wie ist es dann mit geistigen Prozessen transzendenter Art verbunden?
Das ist die eschatologische Frage.
und ist die in der Bibel bezeugte Offenbarung exklusiv?
Das ist die religiöse Frage.
Das sind Fragen, um,die sich die evangelische Theologie gedrückt hat. Und die wir kaum ausszusprechen wagen. Genau an diesem Punkt setzt Fundamentalismus ein.
Zarte Rötelbilder, derbe Weibsbilder
Die beiden Ausstellungen im Städel-Museum bilden einen denkbar starken Kontrast:
Watteau-Rötelzeichnungen zeigen eine kaum nachvollziehbare Meisterschaft mit dem Kreidestift. Die Zeichnungen lassen glatt vergessen, dass sie ein bzw. zweifarbig sind.
"Geschlechterkampf" ist eine monumentale Ausstellung. Auffallend, dass das ausgehende 19. Jahrhundert da eine Obessesion hatte, für die größte Meisterschaft aufgebracht werden musste. Und trotzdem sind die wenigsten Bilder erotisch. Die wahre Waffe der Frauen wird nun gerade nicht sichtbar, aber eine Menge merkwürdige Männerphantasien von geschlechtslosen Nackedeien. Eindrücklich.
Watteau-Rötelzeichnungen zeigen eine kaum nachvollziehbare Meisterschaft mit dem Kreidestift. Die Zeichnungen lassen glatt vergessen, dass sie ein bzw. zweifarbig sind.
"Geschlechterkampf" ist eine monumentale Ausstellung. Auffallend, dass das ausgehende 19. Jahrhundert da eine Obessesion hatte, für die größte Meisterschaft aufgebracht werden musste. Und trotzdem sind die wenigsten Bilder erotisch. Die wahre Waffe der Frauen wird nun gerade nicht sichtbar, aber eine Menge merkwürdige Männerphantasien von geschlechtslosen Nackedeien. Eindrücklich.
Gene und Gnade
Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, dass die Charismen ein genetisches und neurophysiologisches Korrelat haben müssen?
Klänge und Geräusche. Sauve qui peut.
In einer Wolke spätromantischer Musik durch die grauen Nebel der Rhön fahren....
(Nur als fernes Grummeln das elend laute Businessgesabbel zweier Irgendwasverkäufer im schwarzen Wichtiganzug. Der ältere gibt dem jüngeren Erfahrungen weiter. Mit deren Hilfe der Jüngere ihn dann grillen wird.) Derweil schichtet Carl Reinicke Bläserakkorde über Streicherteppiche.
(Nur als fernes Grummeln das elend laute Businessgesabbel zweier Irgendwasverkäufer im schwarzen Wichtiganzug. Der ältere gibt dem jüngeren Erfahrungen weiter. Mit deren Hilfe der Jüngere ihn dann grillen wird.) Derweil schichtet Carl Reinicke Bläserakkorde über Streicherteppiche.
Mittwoch, 14. Dezember 2016
Nicht nicht nicht kommunizieren
Es gilt als Plattitüde der Kommunikationstheorie: Man kann nicht Nicht-Kommunizieren. Was man aber kommunizieren kann, ist nicht-Kommunikation. Wie aber kommuniziert man mit solchen, die ihre Nicht-Kommunikation kommunizieren?
Denn die Nicht-Kommunikation hat in den sozialen Medien eine paradoxe Plattform gefunden: Die Nicht-Kommunizierer kommunizieren einander bestärkend ihre Nicht-Kommunikation. Offensichtlich gibt es eben doch eine Ebene, die keine Kommunikation ist, sondern bloße Interaktion (also ohne Rückkopplung) oder sogar nur Stimulanz-Reflex (also ohne Interaktion). Man kann also mit Kommunikation interagieren, ohne zu kommunizieren. (wenn Kommunikation beobachtete Interaktion meint)
Was aber folgt daraus?
Das bringt mich um den Schlaf.
Denn die Nicht-Kommunikation hat in den sozialen Medien eine paradoxe Plattform gefunden: Die Nicht-Kommunizierer kommunizieren einander bestärkend ihre Nicht-Kommunikation. Offensichtlich gibt es eben doch eine Ebene, die keine Kommunikation ist, sondern bloße Interaktion (also ohne Rückkopplung) oder sogar nur Stimulanz-Reflex (also ohne Interaktion). Man kann also mit Kommunikation interagieren, ohne zu kommunizieren. (wenn Kommunikation beobachtete Interaktion meint)
Was aber folgt daraus?
Das bringt mich um den Schlaf.
Dienstag, 13. Dezember 2016
Glaube und Politik
die am lautesten krakeelen, der Glauben habe nichts mit der Politik zu tun, sind in der Regel politisch radikal.
Karl May und das postfaktische Erzählen
Wer studieren will, wie bürgerlicher Rezeption erst bereit ist, alles zu glauben, was ihren Größenwahn anfüttert, um dann den Autor als "Lügner" zu vernichten, weil er ihre Bereitschaft, alles zu glauben, entlarvte, befasse sich einmal mit Karl May. Alles, was man über Literatur, Medien, Fake, Wahrheit, öffentliche Kommunikation, Selbstinszenierung wissen muss. Und ich glaube, einen Genderaspekt hat es auch noch (wobei ich Arno Schmidt nicht folge). Dabei ist das, was Karl May wirklich wollte, nie in den Vordergrund getreten: es waren und sind religiöse Romane, Bekehrungsliteratur, getragen von einem rührenden Ethos der Toleranz. Die Bösewichte sind nämlich immer zuerst Bösewichte, bevor sie etwas anderes sind. Und mit "christlichen" Bösewichten ist er besonders streng. DAS wurde nie wirklich wahrgenommen, war eher peinlich und wurde in den "Ausgaben für die Jugend" verschämt herausredigiert. Krasse Rassismen (die es auch, aber erstaunlich wenig) gibt, blieben drin.
Sein Islam-Bild ist übrigens kulturgeschichtlich hochinteressant.
Sein Islam-Bild ist übrigens kulturgeschichtlich hochinteressant.
Sonntag, 11. Dezember 2016
Fantastische Tierwesen
Das Andere der Vernunft feiert ja gerade in allerhand Superwesen und Fabelwesen fröhliche Urständ, Nicht-Rationalität wohin man schaut. Aber Eine verbindet ihre Fabelwesenphantasien mit erzählerischer Kraft - J. K. Rowling hat nicht vergessen, was es heißt, in "prekären" Verhältnissen zu leben. "Phantastische Tierwesen etc..." ist deswegen ein wundervoller Film, der der "Dark-Knight"-Trilogie locker das Wasser reicht oder sie sogar überbietet. Eine Erzählperspektive aus einer tiefen Traumatisierung heraus, kathartisches Kino, und doch kein Seelenbonbon. Ich bin tief beeindruckt. Der Film erzählt viel "von mir". Und fast kein "Rollenkitsch". Wunderbar. Das Publikum (darunter erschreckend viele kleine Kinder, unverantwortlich) war mehrheitlich überfordert. Trotz rasanter Daueraction wird nämlich sehr langsam und komplex erzählt, fast schon colllagenartig, der Plot entsteht im Kopf. Empfehlenswert!
Samstag, 10. Dezember 2016
social media
social media.
weder social
noch media.
pures gift.
die widerlichste Inkarnation,
die fama je angenommen hat.
Die Schlangengrube
am Fuße des
Elfenbeinturms.
Die Hölle des Diskurses.
Das Aquarium der Denkseegurken,
die einfach ihr Gedärm ausstülpen
und damit
jegliche Klarheit vertreiben.
Am Ende leuchten hier
nicht mal mehr
die wenigen Diamanten.
weder social
noch media.
pures gift.
die widerlichste Inkarnation,
die fama je angenommen hat.
Die Schlangengrube
am Fuße des
Elfenbeinturms.
Die Hölle des Diskurses.
Das Aquarium der Denkseegurken,
die einfach ihr Gedärm ausstülpen
und damit
jegliche Klarheit vertreiben.
Am Ende leuchten hier
nicht mal mehr
die wenigen Diamanten.
Der eine Gott und die Religionen.
Der eine Gott und die Religionen.
Gott hat sich als der Dreieinige offenbart, indem er uns
in Jesus Christus ansprach und durch den Heilige Geist erleuchtete, wie wir es
in unseren Bekenntnissen aussprechen. Als solche bekennen wir ihn, weil er sich
uns in Jesus Christus offenbarte und sich uns als der versöhnende, barmherzige
und sündenvergebende Gott erwies. Als solchen erkennen wir in ihm den Gott des
„Alten Testamentes“, den Gott Abrahams und Israels, der mit Noah, Abraham und
Mose einen Bund schloss, zuerst mit den Menschen, dann mit seinem Volk. Wir
erkennen in Jesus Christus den Willen Gottes, auch die Völker in diesen Bund
aufzunehmen durch den Glauben. Im Rückblick erkennen wir in ihm, dem Gott
Abrahams, auch unseren Gott, im Rückblick erkennen wir im Gott des „Alten
Testamentes“ den gnädigen, barmherzigen und versöhnenden Gott. „Alt“ ist es
nur, weil es früher war, nicht weil es veraltet ist. Das sollte unter
uns Christen unumstritten sein, und wird uns auch vom Judentum zugestanden. Von
da aus, aber, von Christus her, sehen wir die Überlieferungen Israels auch
kritisch. Für Luther war die Frage: Was Christum treibet? Geradezu das
Wahrheitskriterium eines biblischen Textes, und er wendete es auch auf die
christlichen Überlieferungen an. Der Glaube an den dreieinigen Gott, der ja das
Geheimnis Gottes in seiner Einzigkeit, Einheit und Unanschaulichkeit gerade
wahrt, ist gegenüber allen Formen menschlicher Überlieferung kritisch.
Darum macht der Geist lebendig, und der Buchstabe tötet! Und gemeint ist hier
der Geist Gottes! Luther erkannte sogar in den Briefen des Apostels Passagen,
die menschlich gedacht waren und nicht göttlich, stellte deshalb den Hebräerbrief
und den Jakobusbrief als „Stroherne Episteln“ ans Ende des Kanons und hätte sie
am liebsten ganz rausgeworfen, weil sie die Menschen in der Gewissheit der unverdienten
und unverlierbaren Gnade verunsichern. So zeigt sich der Glaube an den
dreieinigen Gott auch als ein kritisches Prinzip gegenüber den eigenen
Überlieferungen. Gott ist mehr, als die Summe der Bilder, die wir von ihm
haben.
Gerade dieser Glaube hat ein sich ein religionskritisches
Element, weshalb die Christen anfangs für Atheisten galten, weil sie sogar zur
eigenen Religion in kritische Distanz treten konnten und immer um die Wahrheit
rangen, wovon das neue Testament ein beredtes Beispiel abgibt. An die Stelle
apodiktischer Behauptungen tritt der Diskurs. Das wurde als Freiheit erlebt.
Die Frage nach dem einen Gott aber stellt sich in ganzer
Schärfe mit dem Auftreten des Propheten Mohammed, der zeitlich nach der Offenbarung
in Christus auftrat. Er knüpfte in vielfältiger Weise – und wie wir heute
wissen, in viel stärkerer Weise, als wir bisher dachten - an diese Erfahrung der Christen und der Juden
an. Er verkündetet auch den barmherzigen und allerbarmenden Gott. Für ihn stand
die Selbigkeit des gemeinten Gottes überhaupt nicht in Frage, schon weil er ihn
„Allah“ nannte, wie ihn die arabisch sprechenden Christen seiner Zeit schon
immer nannten. Denn Allah ist kein Name, sondern ein Begriff: er bedeutet
einfach nur Gott. So stand nicht die Selbigkeit Gottes in Frage, sondern die
Folgerungen, die aus der jeweiligen Gotteserfahrung gezogen wurden. Darin
spiegelt sich noch einmal die schmerzhafte Auseinandersetzung von Kirche und
Israel!
Nicht Gott selbst,
in seinem Sein, sondern der Weg war strittig. Aus Angst, dass die Majestät
Gottes durch das Gezänk der Menschen (und so erlebte Muhammad gerade auch das
Christentum seiner Zeit) berührt wird, sprach er so eindringlich von dem einen
Gott und war angstvoll bemüht, alles Menschliche aus ihm zu entfernen. Darum
spricht er unablässig von dem Erbarmen und dem Barmherzigen, vom Herrn der
Schöpfung. Darin nahm er auf, was er hörte, und zog daraus seine Konsequenzen. Man
muss sich, theologisch, fragen, wieviel Schuld daran eigentlich ein Christentum
trug, dem es offensichtlich nicht gelang, die Menschlichkeit Gottes klar zu
verkündigen.
Daraus stellt sich die Frage, ob nun nicht doch auch in
dieser Rede von Gott Spuren der Offenbarung zu finden sind, ob wir nicht doch
in dieser Erfahrung des gnädigen und allerbarmenden ein Echo hören können, einen
Funken Licht von dem Licht, das uns so hell strahlt? Natürlich ist das eine
dezidiert christliche Frage, und es ist eine dezidiert theologische Frage, die
mit dem Wirken des Geistes nicht außerhalb des Wortes, aber sozusagen am
äußersten Rand des Wortes rechnet. Denn auch Mohammed sieht sich in der
Abrahamskindschaft, sieht sich unter dem Wort. Jesus war ihm der größte
Prophet. Die Auferstehung der Toten war ihm wichtig, und das Gericht Gottes
über die Lebenden und Toten ein zentrales Anliegen. Können wir darin, und sei
es, je nach eigner Glaubenserfahrung, nun in dunkelster Abschattung, nicht doch
etwas Fleisch von unserem Fleisch erkennen? Nun aber nicht im Rückblick von der
Offenbarung her zurück, wie im Alten Testament, wo wir das Licht ganz hell
sehen, sondern sozusagen von der Offenbarung nach vorne, wo wir wiederfinden,
was auch uns gesagt wurde?
Tun wir gut daran, im Geist der Versöhnung und Vertrauen
auf das Wirken des Geistes, der weht, wo er will, dem Propheten diese
Aufrichtigkeit seines Glaubens, dieses Echo der Barmherzigkeit Gottes
zuzugestehen? Das ist die Frage! Sie stellt sich heute ganz neu, und deswegen
habe ich sie aufgenommen, weil wir so viel mehr wissen über den Islam und seine
Entstehung, über den Koran und die Sunna und ihre vielfältigen Verflechtungen
in die antike, christliche und jüdische Welt hinein, dass wir manches heute
ganz anders lesen also noch die Generationen vor uns. Glaube ist für uns ohne
historische Kritik nicht mehr denkbar!
Es war doch die theologische Kritik im Verein mit der
historischen Kritik, die uns in den Stand setzte, uns mit unsere eigenen
Vergangenheit der Gewalt und der Unbarmherzigkeit, für die wie Zeugnisse auch in
unsere eigenen Schriften finden, auseinanderzusetzen. Wir haben doch gelernt,
den Geist des Wortes vom Buchstaben der Schrift so zu unterscheiden, dass uns
die Gnade Christi noch einmal ganz neu leuchtet, wie es ja übrigens auch Luther
geschah: Die Reformation war Kritik an der Auslegung der Schrift, aber sie war
auch immer Kritik an der Schrift selber! Aber nie stellte er, wie hart seine
Kritik auch war, in Frage, dass es um denselben Gott geht in seinem Ringen mit
Rom. Ja, gerade deswegen rang er ja! Wir erschrecken doch vor uns selber als
Religion und erkennen, dass der Glaube und die Religion eben nicht automatisch
deckungsgleich sind, sondern dass der Glaube, wenn er als Religion auftritt,
ganz schnell gerade in die Fänge der Unbarmherzigkeit gelangen kann. Können wir
also andersherum nicht auch in den Worten des Propheten Wort von unserm Wort
erkennen, und gerade von daher umso deutlicher, umso klarer sagen, was uns
beunruhigt? Sehen wir nicht wie ein einem Spiegel die Gefahr von
Gesetzlichkeit, Enge und Unbarmherzigkeit im Namen des barmherzigen Gottes, die
so die Menschlichkeit Gottes gerade verfehlt? Wird das alles nicht noch
schärfer, deutlicher, klarer, wenn wir denselben Gott voraussetzen, der hier
missverstanden wird, wie auch wir ihn oft missverstehen? Es gibt Formen des
Christentums, die dem Islam, dem radikalen Islam, darin sehr nahe sind!
Können wir nicht hier auch jene Stimme wenigsten leise
hören, die wir alle am jüngsten Tage in voller Stärke hören werden? Und sollte
uns nicht gerade das in die Lage versetzen, im Gespräch mit der Religionen
gerade als Christen die Hand auszustrecken und bei dem zu beginnen, wo wir uns
überschneiden? Bei Abraham, bei Jesus, dem Sohn der Maria, bei der Auferstehung
der Toten und dem jüngsten Gericht? Schaut man aus dieser Perspektive auf den
Islam als einer Form des Glaubens, der nach Christus kommt (wie er selber nach dem Judentum gekommen ist), verschieben
sich die theologischen Perspektiven. Wir sind alle eingeschlossen in den
Unglauben! Letzte Gewissheit gibt es nicht, aber die Barmherzigkeit ist ein
starkes Kriterium der Wahrheit.
Erkennen wir in ihm Spuren, Elementes unseres
Glaubens, ein Echo des Dreieinigen Gottes, gerade auch in der Abwehr
dieses Gedankens, die vielleicht einfach nur ein krasses Missverständnis ist,
genährt aus Enttäuschung und Faszination, die dann in den Hass umschlug, den
wir als Christen gegenüber Israel doch auch nur zu gut kennen?
Sind wir nicht gerade darin einander oft näher, als uns
lieb ist? Sind Moslems "Ungläubige", "Heiden", oder sind sie „verlorene“
Geschwister? Wirklich sicher war sich die Theologie darin nie, und es gab
Zeiten, wo sie sich ganz sicher wahr: was uns trennt, ist, was uns eint.
Der erste Zeuge dafür, das Mohammed ein Prophet sein
könnte, so erzählt die Prophetenvita, war ein Christ – und „Monotheist“ war er
schon vorher: Die Vielgötterei und der Unglauben, verstanden als die Leugnung
der Existenz des einen Gottes, war ihm schon vorher ein Schmerz.Er war ein "hanif", wie Abraham und alle nach ihm.
Begegnen wir uns so, dann streiten wir nicht um Gott
selber, sondern um die Gotteserkenntnis, dann streiten wir über den Weg.
Gerade wenn wir als Christen im Vertrauen auf die Weite des Wortes Gottes um
die eigene Enge wissen (weil wir uns vor ihm als Sünder erkennen), könnten wir
entspannt in das Gespräch gehen, teilen wir doch den Glauben an den Schöpfer
und Erhalter, den Erbarmenden und den Richter, der noch in seinem Zorn gütig
ist (Römerbrief!). Und das heißt doch auch, und das ist das Anliegen: auch die
islamische Seite muss lernen, muss genau hinsehen, muss genau fragen, was wir
eigentlich meinen, wenn wir Jesus den Sohn Gottes nennen und Gott in dreifacher
Gestalt beschreiben, denn hier liegen die Differenzen, nicht in der Gottesfrage
als solcher.
Das ist eine moderne Unterscheidung, die dem, was wir meinen, nicht immer gerecht wird, weil sie abstrakt ist und einen Vernunftgott konstruiert, von dem her alles nur als Defizit, als Mythos, Legende oder gar Lüge erscheint. Wollen wir uns dem beugen, oder lieber die Lebendigkeit Gottes dagegensetzen?
Das ist eine moderne Unterscheidung, die dem, was wir meinen, nicht immer gerecht wird, weil sie abstrakt ist und einen Vernunftgott konstruiert, von dem her alles nur als Defizit, als Mythos, Legende oder gar Lüge erscheint. Wollen wir uns dem beugen, oder lieber die Lebendigkeit Gottes dagegensetzen?
Dann brauchen wir einander nicht den Glauben abzusprechen,
als säßen sich, wenn Moslems und Christen miteinander reden, Heiden und
Atheisten gegenüber. Denn was der Islam in Teilen von uns denkt, beruht auf
Missverständnissen, Verzerrungen und Fehldeutungen, auf beiden Seiten, die zum
Teil historisch Gründe haben und auch zum nicht geringen Teil in den
Streitereien der Christen zur Zeit des Mohammed untereinander gegründet sind.
Wer weiß, auf welche deformierte Form des Christentums er gestoßen ist. Da
zeigt sich sogar eine kritische Anfrage des Islam an uns, wenn man in die
gemeinsame Geschichte schaut! (Wie ja die Reformatoren überzeugt davon waren,
dass die „Türken“ Gottes Gericht an uns sind).
Vieles von dem, was dem Propheten als Christentum
begegnete, wäre uns heute auch sehr fremd und ist nicht ohne Grund aus dem
Christentum verschwunden. Könnten wir nicht, gerade aus der trinitarischen
Gelassenheit hinaus, die ja gerade beim versöhnenden Gott ansetzt, der immer
noch größer ist, als unsere Vernunft (was übrigens der eigentliche Sinn von „Allahu
akbar“ ist), nicht mit jenen Kräften im Islam zusammenkommen und sie stützen,
die das erkennen und so auch beginnen, die eigene Geschichte kritisch zu sehen,
und den Koran und die Sunna zu befragen, wie er es denn mir der Barmherzigkeit
hält und von daher auch die Tradition neu wahrnehmen? Der Islam ist so
vielfältig, da gibt es viele Anküpfungspunkte, und die Mystiker auf beiden
Seiten waren da immer schon ganz nah beieinander. Aber das ist noch einmal ein
weiteres Thema, übel beleumundet, wie die Mystik nun einmal ist.
Diese modernen, islamischen Gelehrten sichten auch, wie wir nach unserer
leidvoll-gewalthaltigen Geschichte, mit theologischer und historischer Kritik
ihren eigenen Glauben neu. Denn die Gefahr eines am Dogma, am Wortlaut und an
der „Lehre“ verzweifelt festhaltenden Fundamentalismus bedroht uns alle, hüben
wie drüben. Und die, die das im Islam sehen, werden mehr und lauter. Was wir
brauchen, ist eine Solidarität der Religionen.
Das Judentum ist unsere Wurzel, darüber müssen wir nicht
streiten. Wer hier einen anderen Gott sieht, sieht unseren Gott nicht. Aber der
Islam kam nach uns und reagierte auf uns.
Wollen wir ihm ernsthaft absprechen, doch etwas von dem gehört zu haben, was
wir gehört haben? Schon die Sprache des
Koran zeigt die Nähe, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht.
Es gab auch im Christentum immer wieder die Tendenz zu einem sich verhärtenden, ausschließenden „Monotheismus“, der sich zugleich als moralischer Rigorismus zeigte und furchtbar wurde – das ging oft zu Lasten des Bekenntnisses zum Dreieinigen Gott! Hier wurde zwar der Namen Christus im Munde geführt, aber in er Hand das Schwert. „Allahu Akbar“ und „Deus lo vult“ sind so weit nicht voneinander entfernt, wie wir manchmal gerne hätten. Das sollten wir aus den Forschungen Jan Assmans, aber auch aus der aufklärerischen Kritik nun wirklich gelernt haben, was „Monotheismus“ bedeuten kann.
Aber ist die Lehre vom Dreieinigen Gott wirklich „Monotheismus“ in diesem Sinne? Und haben wir da nicht etwas einzubringen in den theologischen Diskurs der Religionen, das heilende Kraft haben kann, weil es einen weiten, und eben nicht einen engen Gott beschreibt?
Es gab auch im Christentum immer wieder die Tendenz zu einem sich verhärtenden, ausschließenden „Monotheismus“, der sich zugleich als moralischer Rigorismus zeigte und furchtbar wurde – das ging oft zu Lasten des Bekenntnisses zum Dreieinigen Gott! Hier wurde zwar der Namen Christus im Munde geführt, aber in er Hand das Schwert. „Allahu Akbar“ und „Deus lo vult“ sind so weit nicht voneinander entfernt, wie wir manchmal gerne hätten. Das sollten wir aus den Forschungen Jan Assmans, aber auch aus der aufklärerischen Kritik nun wirklich gelernt haben, was „Monotheismus“ bedeuten kann.
Aber ist die Lehre vom Dreieinigen Gott wirklich „Monotheismus“ in diesem Sinne? Und haben wir da nicht etwas einzubringen in den theologischen Diskurs der Religionen, das heilende Kraft haben kann, weil es einen weiten, und eben nicht einen engen Gott beschreibt?
Weder ein Relativismus, der alles für eins erklärt und
sich in naiver Wiese auf Abraham beruft, als wäre damit alles klar, noch ein
monotheistischer oder christologischer Rigorismus, der sich an Worte klammert
und mit Gottes Lebendigkeit nicht rechnet, kann der Weg sein zum Frieden, den
doch alle drei Religionen suchen und einander zusprechen: Schalom! Pax vobiscum!
Salam aleikum! Uns verbindet mehr als nur der „Monotheismus“, ein Wort, dass
mir immer suspekter wird, weil das Gefühl habe, dass alle drei Religionen damit
nicht hinreichend in ihrem Selbstverständnis beschrieben sind. Sollten, können,
ja müssten wir als Christen nicht gerade von hier aus einladend werben, das
Gespräch noch einmal neu zu beginnen: Nicht als Ungläubige zu Ungläubigen,
sondern als Hörende zu Hörenden? Nicht als "Missonare", sondern werbend? Sollte uns gerade unser christliches Vertrauen
auf die immer noch größere Gnade Gottes nicht gelassen machen? Unsre wirklichen
„Gegner“ sind doch die Gottesleugner und die Wald- und Wiesen-Frommen, die sich
einen Irgendwie-Gott erträumen. Da gibt es nichts, und immer weniger, zum
Anknüpfen.
Der Dreieinige Gott, der größer ist als unsere Vernunft,
sollte uns gelassen machen und zugleich hellwach für die Barmherzigkeit. Und
das sage ich gerade, weil ich Christ bin und die Not vieler muslimischer
Frommen sehe, die doch auch unsere Not ist. Furcht ist nicht in der Liebe.
Das Glück des Konsums
Heute mal wieder einkaufen gewesen. Lauter traurige Menschen. Verbiesterte Gesichter. Gezänk an der Gemüsetheke. Gereizter Ton. Genervte Auren. Ungeduld in der Schlange. Volle Einkaufswagen, leere Herzen.
Vernunft
Ich hätte es nicht für möglich gehalten: Aber ich sehne mich nach dem Mittelalter.
Natürlich nicht nach dem Mittelalter mit Pest, Schmutz, Armut und Krieg. Schon gar nicht nach dem Fernseh- und Kinomittelalter.
Und auch nicht nach dem Mittelalter-Popanz der selbstverliebten "Aufklärung".
Auch nicht das Mittelalter der Romantik und der Gothic Novel.
Sondern nach dem Mittelalter, das Mittelalter, das einen Kontinent im Innern entdeckte, das die Vernunft liebte und in ihr das Göttliche im Menschen sah.
Kann man die Würde des Menschen höher ansetzen?
Die Vernunft war die Plattform der öffentlichen Diskurses: Logik, Dialektik, Rhetorik. Anstatt: Emotion, Apodiktik und PR. Das Gespräch des Intellekts mit sich selber, ungebrochen. Und als solches schon "religiös", heute würde man sagen: "spirituell". Gott war noch ein Argument, das aber "bewiesen" sein wollte in seiner argumentativen Kraft. Nicht als Lückenfüller, sondern als Basis. Glaube war nicht Widerpart des Wissens, sondern sein Anderes.
Die ratio war warm.
Vergangen. Vorbei. Und jetzt: Kalte Ratio auf der einen Seite, unverankerte Gefühle auf der anderen. Sie halten einnander nicht mehr im Schach, sie kämpfen gegeneinander. Ein Kampf, den die Ratio verlieren muss. Und verliert.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich einmal über der Summa des Thomas von Aquin oder über den Texten von Al Ghazali sitze und Sehnsucht spüre.
Es ist Abendland-Schmerz.
So etwas wie der Schmerz über die vergangene Jugend. Das Abendland ist traurig geworden. Und weil es seine Trauer nicht als Trauer zulässt, wird es wieder aggressiv. Und weil die ratio verliert, wird die Aggression ungezügelt. Sie ist inzwischen der Exportartikel Nummer eins. Die Furcht vor dem Fremden ist nichts anderes, als die Furcht vor dem Anderen des Eigenen: Ein Blick auf das Bildnis des Dorian Grey.
Natürlich nicht nach dem Mittelalter mit Pest, Schmutz, Armut und Krieg. Schon gar nicht nach dem Fernseh- und Kinomittelalter.
Und auch nicht nach dem Mittelalter-Popanz der selbstverliebten "Aufklärung".
Auch nicht das Mittelalter der Romantik und der Gothic Novel.
Sondern nach dem Mittelalter, das Mittelalter, das einen Kontinent im Innern entdeckte, das die Vernunft liebte und in ihr das Göttliche im Menschen sah.
Kann man die Würde des Menschen höher ansetzen?
Die Vernunft war die Plattform der öffentlichen Diskurses: Logik, Dialektik, Rhetorik. Anstatt: Emotion, Apodiktik und PR. Das Gespräch des Intellekts mit sich selber, ungebrochen. Und als solches schon "religiös", heute würde man sagen: "spirituell". Gott war noch ein Argument, das aber "bewiesen" sein wollte in seiner argumentativen Kraft. Nicht als Lückenfüller, sondern als Basis. Glaube war nicht Widerpart des Wissens, sondern sein Anderes.
Die ratio war warm.
Vergangen. Vorbei. Und jetzt: Kalte Ratio auf der einen Seite, unverankerte Gefühle auf der anderen. Sie halten einnander nicht mehr im Schach, sie kämpfen gegeneinander. Ein Kampf, den die Ratio verlieren muss. Und verliert.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich einmal über der Summa des Thomas von Aquin oder über den Texten von Al Ghazali sitze und Sehnsucht spüre.
Es ist Abendland-Schmerz.
So etwas wie der Schmerz über die vergangene Jugend. Das Abendland ist traurig geworden. Und weil es seine Trauer nicht als Trauer zulässt, wird es wieder aggressiv. Und weil die ratio verliert, wird die Aggression ungezügelt. Sie ist inzwischen der Exportartikel Nummer eins. Die Furcht vor dem Fremden ist nichts anderes, als die Furcht vor dem Anderen des Eigenen: Ein Blick auf das Bildnis des Dorian Grey.