Türkischer Tee
Halka: süß fett unvernunft
dazu flüssiger bernstein
verdünnt nach mood
von bitter bis leicht
fremde laute ü und ö haltiges
gutturales rauschen
zwingt nicht zum zuhören
purer klang daneben
auch afrikanisches
und immer mal wieder
die sprache allahs
verstehbare fetzen
von liebe und arbeit und heimat
grauköpfige Schnauzbärte
(auch mit kahlschädel)
starren im glas rührend
- nicht erstarrt eher echsig -
karg wortwechselnd
(dafür gibt es womöglich
ein türkisches Männerwort
unübersetztbares steppenerbe
als sie noch hoch zu pferd
herde und horizont schweifend sahen)
die kopftuchaugen aber schauen
(pures gesicht, ein mutiges Kleidungsstück)
wissend trauerumflort lächelnd auf
kurzhaarig spreizbeinige muskelshirts
und heftig sich tummelnde Kerle
kurz nur der blick
sie gehen ganz anders
breithüftige gazellen oder
leichtbrüstige rehe man ahnt
unter dem schleier ahnbares
mit rosenwasser
sie reichen mit leichter hand
und freundlicher schroffe
dem alman halka
fragendes Auge: hier essen?
also mit teller messer gabel serviette
und tee
nach mood verdünnt
leicht oder bitter
einmal bezahlt soviel wie man will
Ich im
zehnminutenglück orientduselig
flüssiger bernstein
für ein euro dreißig
träume ein istanbul
das es nicht gibt:
für mich nicht als ziel (oh Byzantion)
und für sie nicht
als heimat.